Nordische Ski-WM Lahti: Falla und Pellegrino werden Sprint-Weltmeister

Federico Pellegrino (ITA) © NordicFocus

Maiken Caspersen Falla und Federico Pellegrino haben sich die ersten Goldmedaillen der Nordischen Ski-WM in Lahti gesichert. Die Norwegerin gewann das Finale vor Jessie Diggins und Kikkan Randall, der Italiener triumphierte vor Sergey Ustiugov und Johannes Høsflot Klæbo.

Nilsson patzt, Falla souverän

Maiken Caspersen Falla (NOR), Jessica Diggins (USA), Kikkan Randall (USA) © NordicFocus

Es wäre so ein spannendes Duell geworden im Finale zwischen Maiken Caspersen Falla und Stina Nilsson, das auch alle erwartet hatten. Aber die Schwedin hatte schon im Halbfinale ihre Probleme, nach vorn zu kommen, und versuchte es dann mit der Brechstange. Die Schwedin attackierte in der Zielkurve außen und zog dann nach innen rein, wobei sie Natalia Matveeva über den Ski fuhr und beide stürzten. Sie warfen sich gegenseitig böse Blicke zu, aber die Schuld lag klar bei der Schwedin, die auch noch von der Jury dafür bestraft wurde. So war der Weg frei für die nun alleinige Topfavoritin im Finale, Maiken Caspersen Falla, die ihr Ding auch souverän von vorn durchzog. Sie gewann mit einigen Metern Vorsprung, hatte aber selbst ein anderes Gefühl: „Ich kann es gar nicht glauben. Ich bin glücklich, was für ein großartiger Tag. Die Ski waren toll und die Bedingungen sehr soft, aber die Taktik ging dennoch auf. In der letzten Kurve dachte ich noch, die anderen sind direkt hinter mir. Ich habe dann gesehen, dass Jessie Diggins hinter mir war. So habe ich bis zum Ende Gas gegeben.“ Noch größer als bei der Siegerin war der Jubel bei den Amerikanerinnen, die gleich zwei Sportlerinnen in die Medaillen brachten. Jessie Diggins war in allen ihren Läufen sehr dominant, lag im Finale aber zunächst nur an vierter Stelle hinter Falla, Ingemarsdotter und Falk. Im für die Damen einzigen Anstieg attackierte die Amerikanerin dann und schob sich bis zur Haarnadel immerhin auf Position drei mit Kikkan Randall außen direkt neben sich an vier. In der Abfahrt schob sich Diggins mit erstklasssigem Material aber schnell auf Rang zwei, den sie bis zum Ziel verteidigte. „Ich bin heute mit gutem Gefühl aufgewacht und warum auch nicht? Das könnte mein Tag werden. Ich habe andere Wettkämpfe eher im Visier, so dass es schön ist, so zu starten“, meinte sie. Ihre Teamkollegin lag auf der Zielgeraden noch hinter Ida Ingemarsdotter, hatte aber das bessere Finish. Kikkan Randall meldete sich damit mit einer überraschenden Medaille in der Weltspitze zurück. So war der Jubel im amerikanischen Lager riesig. „Nach ein paar Weltcups war ich nicht so optimistisch, dass das möglich sein würde. Ich bin schlecht in die Saison gestartet und musste Geduld haben. Es ist ein magischer Tag für unser Team mit zwei Sportlern auf dem Podium und drei im Finale“, sagte Kikkan. Hanna Falk holte sich im Zielsprint sogar noch Platz vier vor ihrer Teamkollegin, die keine Kräfte mehr mobilisieren konnte. Sophie Caldwell wurde Sechste und freute sich mit den Kolleginnen. Insgesamt schienen die norwegischen Damen mit Ausnahme der Weltmeisterin mit dem Material zu kämpfen zu haben und waren chancenlos.

Pellegrino im Zielsprint erfolgreich

Federico Pellegrino (ITA), Finn Haagen Krogh (NOR), Sergey Ustiugov (RUS) © NordicFocus

War es nur Taktik? In Otepää sagte Federico Pellegrino noch, der WM-Sprint würde ihm nicht so sehr liegen, er wäre zu leicht. Im Finale belehrte er aber alle eines Besseren, war aber selbst sichtlich überrascht. Lange hatte es auch nicht nach einem Erfolg des Italieners ausgesehen. Der Russe Sergey Ustiugov, der wie Maiken Caspersen Falla mit zwei Sekunden Vorsprung die Qualifikation dominiert hatte, schlug sofort ein hohes Tempo an und lief alles von vorn. Erst im zweiten Anstieg der Herren kam der Angriff des Italieners, der sich auf Platz zwei schob und sich gemeinsam mit Ustiugov und Klæbo leicht von Krogh absetzen konnte. Aus dem Windschatten ging Pellegrino mit viel Schwung in der letzten Kurve auf die Außenbahn und gewann den Zielsprint. Im Ziel war nach seiner ersten WM-Medaille selbst völlig fassungslos, ließ sich nach einer ersten Umarmung mit den Betreuern mit Tränen in den Augen in den Schnee fallen. Über das ganze Gesicht strahlend ging er schließlich auf die Ehrenrunde, ließ sich von seinem Team feiern und von seinem mit 42 Personen angereisten Fanclub. „Es war nicht so leicht, das Training richtig zu dosieren in dieser Saison. Ich wusste, dass nur ein gutes Rennen genug sein würde. Aber ich wusste auch, dass ich nicht einfach so weitertrainieren konnte wie bisher. Ich habe versucht, mein Training anzupassen. Am Anfang der Saison habe ich nach meinem Rhythmus gesucht und ich musste hart arbeiten, um ihn zu finden“, so Pellegrino. „Ich kam ganz entspannt nach Lahti. Ich wusste, wenn jeder im Team  einschließlich mir sein Bestes geben würde, könnte ich es schaffen. Ich hatte tolle Ski und richtig gute Beine und darum habe ich gewinnen können.“ Die beiden Geschlagenen Sergey Ustiugov und Johannes Høsflot Klæbo waren sichtlich enttäuscht, der Youngster fing sich aber als Erstes und beglückwünschte den neuen Weltmeister, kurz darauf klatschte auch Ustiugov beim Sieger ab. „Ich bin sehr enttäuscht. Mir gefällt das Ergebnis nicht. Ich habe den Zielsprint gegen Federico verloren. heute habe ich mich in jedem Lauf besser gefühlt. Im Viertel- und Halbfinale musste ich um meine Position kämpfen und die Geschwindigkeit halten. Ich wollte im Finale cleverer laufen“, meinte der Russe. Finn Hågen Krogh belegte den vierten Platz. Nach der Attacke im zweiten Anstieg mussten sich Titelverteidiger Petter Northug und Ristomatti Hakola geschlagen geben. Für beide war die Finalteilnahme aber ein großer Erfolg. Northug hatte im Viertelfinale nach fünfter Stelle liegend von einem doppelten Sturz profitiert und dann noch einen überraschend starken Zielsprint hingelegt, nachdem er im Prolog nur 27. gewesen war. Im Halbfinale zitterte er sich dann als Lucky Loser ins Finale. Dem Finnen Hakola brachte eine perfekte, aber nicht ganz astreine Mannschaftstaktik die Finalteilnahme vor heimischem Publikum ein. Wie offenbar vorher abgesprochen verlangsamte Martti Jylhä im Halbfinale an dritter Stelle liegend mitten in der letzten Haarnadel das Tempo und hielt alle anderen auf. So konnte sich sein Teamkollege Ristomatti Hakola zusammen mit Krogh absetzen – bestraft wurde diese Aktion aber nicht.

Hanna Kolb recht zufrieden, Van der Graaff enttäuscht

Hanna Kolb (GER) © NordicFocus

Beste Deutsche am heutigen Tage wurde Hanna Kolb, nachdem alle vier Damen und einer von zwei gestarteten Herren den Sprung ins Viertelfinale geschafft hatten. Hanna Kolb hatte als Dritte über die Zeit das Viertelfinale überstanden und versuchte im Halbfinale den Weg durch die Mitte, was aber nicht gelang. Sie fiel ans Ende der Gruppe zurück und kam nach Problemen im Anstieg nicht über Platz sechs hinaus, was Rang elf in der Endabrechnung bedeutete. „Ich hätte mir schon mehr gewünscht für den Lauf. Das war nicht ganz so, wie ich mir das vorgestellt habe, auch weil ich gemerkt habe, es wäre drin gewesen. Es gab eine Schlüsselstelle, wo ich ein bisschen den Anschluss verloren habe. Das ist ein bisschen ärgerlich, aber insgesamt bin ich zufrieden. Das mit den Top6, das war ein sehr hochgestecktes Ziel.“ Sandra Ringwald wurde gute 14., nachdem ihr Viertelfinale überhaupt nicht nach Wunsch verlief. Mehrfach kam sie anderen Athletinnen zu nahe und verhakte sich. Entscheidend für sich war nach einer Berührung der Verlust des Rhythmus in der letzten Abfahrt, dennoch kämpfte sie weiter und erreichte als Dritte das Ziel. Ebenfalls sehr gut schlug sich Sofie Krehl im selben Heat und belegte bei ihrem ersten WM-Start Platz 17. Victoria Carl wurde 23. Für Sebastian Eisenlauer war ebenfalls im Viertelfinale Schluss, durch den Sturz zweier Konkurrenten vor ihm kam er aber immerhin als Lauf-Vierter noch als 20. in die Wertung. „Platz 20 beim heutigen WM-Sprint und somit zum einen meine beste Saison- und zum anderen meine beste WM-Platzierung. Dennoch fehlt diese Saison bisher ein Wettkampf auf persönlichem Topniveau“, meinte er. Bester Schweizer wurde Jovian Hediger als Elfter, der im Halbfinale gegen fünf starke Namen aber chancenlos war. Ein ähnliches oder besseres Ergebnis wäre auch für Laurien van der Graaff möglich gewesen, die aber wegen einer Behinderung bestraft wurde und so das Halbfinale verpasste. Sie wurde als 30. gewertet, ihre Teamkollegin Nadine Fähndrich als 25. Laurien van der Graaff und ihr Team können die Entscheidung absolut nicht nachvollziehen und die Enttäuschung ist riesengroß: „Was für ein Alptraum! Nach einer guten Qualifikation mit Platz fünf nd einer ausreichend guten zeit, um als Lucky Loser weiterzukommen, wurde ich disqualifiziert. Eine sehr harte Entscheidung, da ich niemanden berührt habe und die anderen hatten nichts zu beanstanden… Im Moment bin ich sooooo traurig und einfach hilflos. Ich will sehen, dass ich mit dieser Enttäuschung klarkomme und mich auf die nächsten Rennen konzentrieren.“ Eine ganz starke Leistung bot der Österreicher Dominik Baldauf in einem Viertelfinale, in das niemand von den schnellen Athleten wollte. Fast den gesamten Lauf hielt er sich an zweiter Stelle, musste sich dann im Zielsprint als Vierter aber geschlagen geben und wurde 18.

 

=> Ergebnis Sprint FT Damen
=> Ergebnis Sprint FT Herren

=> Stimmen vom Sprint: “Ich habe niemanden berührt!”

 

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