Langlauf WM: Bolshunov gewinnt Skiathlon Gold vor fünf Norwegern

Alexander Bolshunov (RSF) holt ersten WM-Titel © Modica/NordicFocus

Alexander Bolshunov sicherte sich im 2×15 Kilometer langen Skiathlon bei der Nordischen Ski WM in Oberstdorf seinen allerersten WM-Titel. Hinter dem Russen, der bis auf Weiteres unter Bewährung läuft, belegte fünf Norweger die weiteren Plätze. Silber ging an Simen Hegstad Krüger vor Hans Christer Holund.

Bolshunov 95% des Rennens vorne

Alexander Bolshunov (RSF) © Modica/NordicFocus

Das Tempo auf den vier Klassikrunden war so gewählt, dass die Spitze komplett zusammenblieb. Dennoch ließen die vier deutschen Starter nach und nach abreißen, was wie schon bei den Damen in erster Linie am Ski lag. „Ich hätte jetzt gedacht, beim Luggi Bögl geht es, aber Flo Notz muss viel neben der Spur laufen. Wir haben sicher nicht den überragendsten Stieg“, sagte Peter Schlickenrieder in einem Zwischenfazit nach zwei Runden. Vorne änderte sich erst nach dem Wechsel etwas: Titelverteidiger Sjur Røthe wechselte wie zuvor Johaug blitzschnell die Ski, konnte sich aber nicht absetzen – zumindest nicht allein. Kurz darauf setzten sich jedoch sieben Athleten von den anderen ab: Bolshunov, alle fünf Norweger und Andrew Musgrave. Am Burgstall der vorletzten Runde verloren nach Iversen und Klæbo den Anschluss, nachdem der Brite schon kurz zuvor zurückgefallen war, allerdings gelang es den Norwegern bis zum Stadion, wieder heranzukommen. Zu Beginn der letzten Runde musste dann plötzlich Røthe, unmittelbar zuvor noch an zweiter Stelle laufend, um Anschluss kämpfen, gleich danach am Formo Hügel setzten sich Bolshunov, Holund und Krüger ab. Nach einem Blick über die Schulter erhöhte Holund das Tempo, um eine Medaille sicher zu haben. Kurz darauf ging eine kleine Lücke auf, Holund blickte erneut zurück und beschleunigte erneut, um die Konkurrenten nicht wieder in den Windschatten zu lassen. Aber in der Abfahrt führte Bolshunov das Trio wieder zusammen. In der Kurve im Stadion vor dem letzten Anstieg zum Egli Hügel wurde der erschöpfte Norweger weit nach außen getragen, Bolshunov ging vorbei und attackierte, so dass die Norweger nicht mehr kontern konnten. Alexander Bolshunov jubelte über seinen ersten Titel in Oberstdorf, der auch seine erste Goldmedaille überhaupt bedeutet. Silber ging an Simen Hegstad Krüger vor Hans Christer Holund. „Heute war mir klar, dass ich wirklich gewinnen kann“, erzählte Alexander Bolshunov später im russischen MatchTV: „Heute war mir klar, dass ich wirklich gewinnen kann. Im letzten Anstieg attackierte ich und mit jedem Schritt wurde mir klar, dass ich Weltmeister werden kann. In der Abfahrt hatte ich dann Tränen in den Augen: Mir wurde klar, dass das der Sieg ist.“ Im letzten Anstieg attackierte ich und mit jedem Schritt wurde mir klar, dass ich Weltmeister werden kann. In der Abfahrt hatte ich dann Tränen in den Augen: Mir wurde klar, dass das der Sieg ist.“ Einen Teil seines Preisgeldes will er für einen guten Zweck spenden, wie er es schon im letzten Jahr getan hat.  Weiter sagte er: „Die Norweger haben sich diesmal komplett auf die WM konzentriert und dachten, dass sie alle Rennen gewinnen würden. Aber das wird nichts. Ich habe im Weltcup überzeugt und habe das heute bestätigt.“ Die Konkurrenz war im Ziel völlig erschöpft. „Das war vermutlich das härteste Rennen meines Lebens im Hinblick auf die Geschwindigkeit“, sagte Sjur Røthe und auch Eirik Myhr Nossum war voll des Lobes für Bolshunov: „Was er heute gemacht hat, ist das Beeindruckendste, das ich je gesehen habe. Er hat 28 Kilometer das Tempo hochgehalten und hat alle müde gemacht. Er ist der weltbeste Distanzläufer und kann mit allen spielen.“

Alle Schweizer in besten 30

Dario Cologna (SUI), Jason Rueesch (SUI), Iivo Niskanen (FIN), (l-r) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo kam sichtlich enttäuscht als Vierter ins Ziel vor Emil Iversen. „Wenn ich am Ende etwas näher dran gewesen wäre, hätte ich noch um die Medaille kämpfen können. Vor dem letzten Anstieg war mir klar, dass der Abstand zu groß und der Zug abgefahren ist. Ich bin in guter Form, aber es ist verdammt schade, dass es nur der vierte Platz geworden ist“, meinte der Spint Weltmeister bei NRK. „Bolshunov war heute sehr stark, viel stärker als wir. Ich denke, er ist nun überglücklich. Er hat sich den Sieg wirklich verdient.“ Sjur Røthe wurde Sechster, Rang sieben ging an Andrew Musgrave. Erst mit zwei Minuten Rückstand auf Bolshunov kam die von dem Gesamtweltcup-Zweiten Ivan Yakimushkin angeführte neunköpfige Gruppe ins Ziel. Frida Karlssons Lebensgefährte William Poromaa konnte zusammen mit ihrer Silbermedaille seinen neunten Platz feiern, obwohl er nach dem Skiwechsel die Bindung nicht richtig schloss und adurch einige Sekunden verlor. Dario Cologna wurde Zehnter und Jason Rüesch 15. Im Gegensatz zum deutschen Team konnten sich die Schweizer über eine erstklassige Mannschaftsleistung freuen und alle Athleten unter die besten 30 bringen. Auch wenn Dario Cologna nach dem Skiwechsel wie auch Jason Rüesch nicht mehr mit den ersten Sieben mithalten konnte, dürfte der 34-Jährige mit Platz zehn recht zufrieden sein wie sein Landsmann mit dem 15. Rang. „Ich habe mich nach dem Wechsel muskulär extrem schwer getan und brauchte eine Runde, um mich wieder besser zu fühlen. Da war das Rennen natürlich gelaufen. Es ist eine WM, da versucht man das beste, auch wenn es ein harter Moment war. Zur nächsten Gruppe vorstoßen, dann diese Gruppe gewinnen. Ich hatte in Lahti das gleiche Problem, da ging es aber nicht so lange aufwärts, so dass ich da weniger Zeit verlor. Der zehnte Platz ist okay, aber an einer WM will man natürlich immer mehr“, so Cologna. 90 Sekunden später überquerte zudem Jonas Baumann als 20. die Linie, nachdem er schon kurz vor dem Skiwechsel den Anschluss an die Spitze verloren hatte. Candide Pralong komplettierte die sehr gute Schweizer Mannschaftsleistung als 30.

Wieder falsches Wachs beim DSV

Lucas Boegl (GER) © Modica/NordicFocus

Das deutsche Team muss ein erneutes Wachsdesaster verarbeiten. Als einziger DSV Athlet kam Lucas Bögl mit vier Minuten Rückstand unter die besten 30, stellte aber klar, dass Rang 29 alles andere als ein Erfolg ist. „Es ist WM, ich will nicht meine Mannschaftskollegen ausstechen, wird sind ein Team. Bester Deutscher zu werden, ist natürlich ein Zeichen, aber nicht mein Ziel. Men Ziel ist, dass wir insgesamt vorne dabei sind und das haben wir heute nicht geschafft. Top30 bei der WM, da waren wir schon mal weiter vorne. Das habe ich auch drauf. Ich fühle mich gut, hatte ein bisschen Pech mit dem Material, gerade im Klassischteil. Wir hatten wahnsinnig schnelle Ski, da können wir noch weiter dran arbeiten und dann geht es noch weiter nach vorne“, so Bögl, der Schuld am verwachsten Ski bei sich selbst sieht: „Ich habe den Ski selbst noch getestet und ich habe die Endentscheidung, meinte Techniker geben alles und meine Skifirma, aber ich selber entscheide mich dann, welcher Ski passt. Da hätte ich einfach selber nochmal laufen müssen und sagen müssen, ich brauche da noch eine Schicht mehr. Das hängt definitiv auch an mir, aber man will ja auch nicht stumpf haben, man will auch mitfahren!“ Eine Minute später kamen Jonas Dobler und der erst 20-jährige Friedrich Moch, als Vize-Junioren- und Vize-U23-Weltmeister definitiv ein Mann für die Zukunft ist, als 36. und 38. ins Ziel. „Es geht mir eigentlich jetzt relativ gut. Ich habe mich im Klassischteil relativ schwer getan und bin da gar nicht gut mitgekommen. Mich hat es auch schon in der ersten Runde ziemlich weit nach hinten weggespült. Da war ich einfach froh, als der Klassischteil vorbei war und konnte mich im Skating noch gut nach vorne arbeiten. Da habe ich mich auch viel besser gefühlt und sicherer. Aber am Ende hat es leider nicht ganz so weit nach vorne gereicht wie gehofft“, meinte Moch, der zur Halbzeit noch 30 Sekunden hinter Dobler gelegen hatte. „War auf jeden Fall cool, sich das mal anzuschauen und ich denke, ich habe heute viele Erfahrungen gesammelt. Das wird mir viel weiterhelfen für die nächsten Jahre. Nachher entscheiden wir mit den Trainern, wo ich hier noch zum Einsatz komme. Leider ist die Saison ja eh schon fast vorbei und dann greifen wir nächstes Jahr neu an.“ Florian Notz hatte schon früh die wohl größten Probleme des DSV-Quartetts und kämpfte sich mit sieben Minuten Rückstand als 48. ins Ziel.

=> Ergebnis 2×15 Kilometer Skiathlon Herren

 

Ethik Kommission entscheidet: Bolshunov auf Bewährung

Alexander Bolshunov (RUS) © Vianney THIBAUT/NordicFocus

Die Ethik Kommission der FIS hat inzwischen eine Entscheidung im Fall Bolshunov getroffen. Das berichteten russische Medien bereits erstmals am Mittwoch, inzwischen informiert auch die FIS in einer Pressemeldung über das Ergebnis. Nach den Vorkommnissen in Lahti nach der Herren Staffel beschloss die Kommission nun, den 24-Jährigen für die nächsten fünf FIS Events (WM und Weltcup) unter Bewährung zu stellen. Das heißt, es betrifft die aktuellen Weltmeisterschaften, den letzten Weltcup in diesem Winter im Engadin (SUI) sowie die ersten drei Weltcups im kommenden Winter. Leistet sich der Russe in diesem Zeitraum eine weitere Unsportlichkeit, wird er für zwei aufeinanderfolgende Weltcups gesperrt plus weitere mögliche Bestrafung – je nach Art der neuen Unsportlichkeit. Außerdem hat Bolshunov die angefallenen Kosten der Ethik Kommission von 2000 CHF zu tragen. Joni Mäki findet diese Entscheidung richtig: „Es ist gut, dass sie auf den Vorfall reagiert haben. Erfahrene Menschen und Anwälte haben diese Entscheidung getroffen. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Aber in der Zukunft sollte es klare Regeln geben, wie mit solchen Situationen umgegangen wird“, sagte er zum finnischen Ilta-Sanomat.

 

 

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