Holmenkollen 2018 – spannende Massenstarts und tolle DSV-Leistungen

Stefanie Boehler (GER) © Modica/NordicFocus

Wie hört und liest man doch immer wieder? Langlauf ist langweilig? Biathlon zum Beispiel durch das Schießen viel interessanter? Diese Massenstarts waren auch spannend bis zum Schluss und sehr abwechslungsreich – und noch dazu mit tollen deutschen Leistungen…

Um Haaresbreite: Darios erster Fünfziger

Dario Cologna (SUI) © Modica/NordicFocus

Endlich hat Dario Cologna es geschafft! Mit den 50 Kilometern hatte der Bündner noch eine Rechnung offen, die er nun endlich als erledigt abhaken kann. Nun hat er sein erstes Rennen mit einer Länge von 50 Kilometern gewonnen. Diese 50 Kilometer waren spannend wie nie – den Sieg hätten eigentlich beide nach der langen Strapaze verdient gehabt, nachdem erst nach minutenlanger Analyse des Zielfotos ein Gewinner bestimmt werden konnte. „Martin war sehr stark. Wir wollten beide unseren entscheidenden Angriff am Grattishaugen starten. Auf dem Weg ins Ziel dachte ich, er würde stärker sein als ich. Es ist großartig, hier endlich zu gewinnen. Es ist das wichtigste Einzelrennen im gesamten Weltcupwinter. Ich musste einige Jahre warten, bis ich diesen Sieg nun endlich geschafft habe“, sagte der Schweizer später, nachdem er endlich glauben konnte, dass er es geschafft hat. Aber Martin Johnsrud Sundby gönnte seinem Kontrahenten den Erfolg: „Ich war nicht gut genug im Sprint. Aber Dario war mehrfach um wenige Zentimeter Zweiter, so dass ich denke, es war Karma oder so, dass Dario nun schließlich diesen Sieg geholt hat. Mein Zielsprint war einfach nicht gut genug. Dario war da heute der Stärkste. Möglicherweise hätte ich früher im Rennen etwas besser machen können.“ Nur was? Zwar bestimmten die Franzosen und Sundby mit seinen Teamkollegen das Tempo, aber Dario Cologna war immer so wachsam, dass eine Attacke früher im Rennen wohl kaum mehr Erfolg versprochen hätte.

Bjørgen taktiert und kämpft sich zum Rekordsieg

Marit Bjoergen (NOR) © Modica/NordicFocus

Das 30 Kilometer-Rennen war spannend wie selten, aber was wäre gewesen, wenn…? Wären die 30 Kilometer der Damen anders ausgegangen, wenn das Führungs-Trio vor der letzten Runde die Ski gewechselt hätte? Sie hätten dann nur noch einen minimalen Vorsprung auf Marit Bjørgen gehabt, hätten vielleicht sogar gleichzeitig das Stadion verlassen. Aber dann? Marit Bjørgen hätte vermutlich mit ihren älteren Ski das Nachsehen gehabt und sie hätte sich nicht wieder einmal in die Geschichtsbücher eintragen können. Es war ihr siebter Sieg am Holmenkollen, und zwar ein ganz Besonderer – einer, wie er ihr auch noch nie gelungen ist, wie sie selbst sagte. Während die Norwegerin nach ihrem Skiwechsel einfach nur noch kämpfte, um den Rückstand zu reduzieren, war die spätere Zweite ganz planlos in das Rennen gegangen: „Ich habe mich sehr gut gefühlt und bin immer so schnell wie möglich gelaufen. Ich hatte eigentlich keine Strategie. Ich habe meine Chance genutzt und Tempo gebolzt. Es hat sich angefühlt, als würde ich die ganzen 30 Kilometer sprinten“, meinte Jessie Diggins, die ordentlich Boden im Gesamtweltcup gutmachte. Wie auch Ragnhild Haga ist sie aber der Meinung, dass man besser hätte die Ski wechseln sollen: „Es wäre besser gewesen, die Ski zu wechseln, aber ich habe immer nur ans Weiterlaufen gedacht. Ich bin viel von vorne gelaufen, so wusste ich nicht, was hinter mir passiert – ob Ski gewechselt werden oder nicht. Darum habe ich mir da gar keine Gedanken drüber gemacht.“

Trotz Skiverlust auf Platz acht

Florian Notz (GER) © Modica/NordicFocus

Florian Notz hat ein bärenstarkes Rennen gemacht mit seinem achten Platz und nur 25 Sekunden Rückstand im Ziel und meint sogar, er hätte um den Sieg mitkämpfen können bei zwischenzeitlich nur zehn Sekunden Rückstand. Wenn… ja, wenn er nicht seinen Ski verloren hätte und dadurch umdrehen musste! Der Wahloberstdorfer machte den mit weitem Abend besten 50er seines Lebens und „kam endlich mal an“ – für die Zukunft hat er große Hoffnungen: „Die 50 Kilometer waren für mich immer ein Rennen, was mir einfach zu lang war und es ist schön, dass ich es nun endlich mal schaffe, die 50 Kilometer durchzulaufen. Ich habe mich gut vorbereitet und weiß für die nächsten Jahre, dass ich mich auf ein Großereignis gut vorbereiten kann und das der 50er nun auch ein Thema ist, wo ich gut laufen kann.“ Ein schöner Schlusspunkt unter die (fast) beendete Saison, die so schlecht begann: Immer wieder wurde der 25-Jährige von Krankheiten zurückgeworfen, so dass die Form fehlte und die geforderte Norm für die Olympischen Spiele nicht zustande kam. Bei seinen Teamkollegen gab es am Holmenkollen Freude und Enttäuschung: Jonas Dobler zeigte ein gutes Rennen, „konnte lange in der Spitzengruppe mithalten“ und war „deshalb zufrieden mit dem 20. Platz“. Lucas Bögl musste das Rennen aufgeben und war sehr enttäuscht: „Ich bestreite seit 22 Jahren Langlaufrennen und musste bis zum heutigen Tage nur eines aufgeben… heute war das zweite – und hoffentlich das letzte. Das ist eines der schlimmsten Gefühle, aber wegen Krämpfen war ich nicht in der Lage, heute bei dieser großartigen Stimmung beim Holmenkollen Skifestival das Rennen zu beenden.“

Abschied vom Holmenkollen…

Teresa Stadlober (AUT), Stefanie Boehler (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

… wie könnte es schöner sein als mit einem tollen achten Platz im Freistil-Massenstart? Auch Steffi Böhler kann sehr zufrieden sein mit ihrem Wettkampf, in dem sie zusammen mit der Österreicherin Teresa Stadlober immer gut in der Verfolgergruppe mithielt und am Berg die Stärkste war – auch wenn sie etwas wehmütig unterwegs war bei ihrem letzten Start am Osloer Holmenkollen vor ihrem möglicherweise bevorstehenden Karriereende: „Mir haben heute ganz viele Leute gesagt: Genieß es noch einmal hier zu laufen. Es waren leider nicht ganz so viele Leute da wie sonst. Aber wir haben uns gut abgewechselt in der Gruppe und es war noch einmal ein gutes Rennen. Es hat Spaß gemacht und ich habe die 30 Kilometer wirklich genossen. Keine Krämpfe, gute Ski und viele Leute, die mich auf meinem Weg zum achten Platz angefeuert haben.“ Ihre Teamkolleginnen Pia Fink und Sandra Ringwald bestritten einen Großteil des Rennens zusammen – wenn auch außerhalb der Weltcuppunkte…

Drammen/Holmenkollen – alles auf einen Blick

* News der Woche:
=> Norwegische Sprintsiege in Drammen durch Falla und Klæbo
=> Cologna gewinnt seinen ersten 50er – Notz Achter!
=> Bjørgen gewinnt nach beeindruckender Aufholjagd

* Ergebnisse und Weltcupstände:
=> Ergebnis Weltcup Drammen (NOR) Sprint KT Damen
=> Ergebnis Weltcup Drammen (NOR) Sprint KT Herren
=> Ergebnis Weltcup Oslo (NOR) 50 Kilometer FT Massenstart Herren
=> Ergebnis Weltcup Oslo (NOR) 30 Kilometer FT Massenstart Damen

=> Weltcupstand Damen
=> Weltcupstand Herren

* Statements:
=> Reaktionen der Sieger: „Beim 50er am Holmenkollen werde ich zurückschlagen!“
=> Statements vom Holmenkollen: „Ich denke, es war Karma oder so…“
=> Stimmen der Staffel: Abschied vom Holmenkollen: „Alle sagten: Genieß es noch einmal!“

* Bildergalerien:
=> Bildergalerie des Sprints in Drammen
=> Bilder des Massenstarts der Herren
=> Bildergalerie der 30 Kilometer am Holmenkollen