Nordische Ski-WM Lahti: Damen-Staffel holt 100. WM-Gold nach Norwegen

Maiken Caspersen Falla (NOR), Heidi Weng (NOR), Astrid Uhrenholdt Jacobsen (NOR), Marit Bjoergen (NOR) © NordicFocus

Die norwegischen Damen Maiken Caspersen Falla, Heidi Weng, Astrid Uhrenholdt Jacobsen und Marit Bjørgen haben in der Damen-Staffel das 100. Gold bei Weltmeisterschaften für ihr Land geholt. Silber ging im Zielsprint an Schweden vor Finnland.

Souveräner Sieg der Norwegerinnen

Marit Bjoergen (NOR) © NordicFocus

Nachdem es gestern für Martin Johnsrud Sundby (wieder) nicht geklappt hat, holten nun seine Temkolleginnen Maiken Caspersen Falla, Heidi Weng, Astrid Uhrenholdt Jacobsen und Marit Bjørgen das 100. Gold der Geschichte für ihr Land nach Norwegen. Schon Maiken Caspersen Falla, die als Startläuferin für die formschwache Ingvild Flugstad Østberg ins Team gekommen war, versuchte eine Attacke in ihrer zweiten Runde und setzte sich einige Sekunden ab von Finnland, Schweden und Polen, die mit Justyna Kowalczyk die bestimmende Startläuferin auf den ersten fünf Kilometern hatten. Heidi Weng konnte diesen Vorsprung aber nicht ausbauen oder halten, so dass Astrid Uhrenholdt Jacobsen mit einem Angriff gegen Ende ihrer ersten Skatingrunde alles klar machte. Sie setzte sich leicht von Laura Mononen ab, die auf ihren zweiten 2,5 Kilometern völlig blau war und eine Minute einbüßte. So musste Marit Bjørgen das Staffel-Gold nur noch nach Hause laufen.

Schwächen bei Schweden und Finnland führen zu spannendem Finish

Krista Parmakoski (FIN), Stina Nilsson (SWE) © NordicFocus

Durch den Einbruch von Laura Mononen kamen die Finninnen zusammen mit Schweden zum letzten Wechsel, die zuvor schon deutlich zurückgefallen waren. Schon Startläuferin Anna Haag hatte immer wieder Probleme, den Kontakt zu halten, den Charlotte Kalla nach offensivem Auftakt vor dem Wechsel verlor. Die erst 19-jährige Ebba Andersson war als Überraschung ins Quartett gerückt und viele Zweifel waren geäußert worden von Presse und auch von den konkurrierenden Teams aus Norwegen und Finnland. Tatsächlich büßte die unerfahrene Läuferin mit erst einem Weltcuprennen und einem WM-Start im Skiathlon weitere 45 Sekunden auf Astrid Jacobsen ein, konnte aber kurz vor dem Wechsel an Finnland heranlaufen. So wurde es eine spannende Schlussrunde zwischen Stina Nilsson und Krista Pärmäkoski, die immer wieder Tempo rausnahmen und sich beobachteten. Eine Attacke der Finnin am letzten Anstieg war nicht erfolgreich, so dass das Rennen im Stadion zu Gunsten der Schwedin entschieden wurde, die erstmals bei dieser WM einen Zielsprint gewann. Silber holten sich somit die Schwedinnen Anna Haag, Charlotte Kalla, Ebba Andersson und Stina Nilsson vor den Finninnen Aino Kaisa Saarinen, Kerttu Niskanen, Laura Mononen und Krista Pärmäkoski.

DSV früh raus aus Medaillen

Katharina Hennig (GER), Laurien van der Graaff (SUI) (l-r) © NordicFocus

Das deutsche Quartett mit Katharina Hennig, Steffi Böhler, Nicole Fessel und Sandra Ringwald verabschiedete sich schon ganz früh aus den Medaillenrängen, die ohnehin nur mit optimalem Rennverlauf möglich gewesen wären. Startläuferin Katharina Hennig hatte vor dem Wettkampf gesagt, sie wolle nicht das Tempo von Justyna Kowalczyk mitgehen, sondern sich lieber an Schweden oder Finnland orientieren. Da aber vorne alle dem hohen Tempo der Polin folgten, musste auch die 20-jährige Deutsche mit, um nicht schon früh den Anschluss zu verlieren. Schon auf der ersten Runde hatte sie immer wieder eine kleine Lücke, aber sie kämpfte weiter, bis sie gegen Ende der ersten Runde entgültig abreißen lassen musste, als vier Teams sich absetzen. Zunächst versuchte sie mit Kikkan Randall mitzugehen, was aber auch nicht mehr gelang, als dann der Mann mit dem Hammer bei ihr kam. Mit mehr als einer Minute Rückstand kam sie zum Wechsel und war tief enttäuscht: „Ich brauchte schon eine Portion Trost. Es ging sehr, sehr, sehr schnell los und ich bin eine Läuferin, die es braucht, nicht ganz so schnell anzugehen. Da schoss dann das Laktat extrem in die Beine und in der zweiten Hälfte der zweiten Runde habe ich gestanden. Das war ganz krass. Ich war wie gelähmt, dadurch dass es so schnell los ging. Ich habe alles gegeben, aber man macht sich als Sportler dann trotzdem große Vorwürfe.“ Im Ziel wurde sie schnell von allen Teammitgliedern getröstet.

Böhler heute stärkste Deutsche

Stefanie Boehler (GER) © NordicFocus

Steffi Böhler machte ihre Sache deutlich besser und lief ein starkes, aber einsames Rennen. Die 36-Jährige verlor erst auf den letzten Metern ihrer fünf Kilometer wenige Sekunden auf die Spitze und übergab an Nicole Fessel. Insgesamt war sie die Viertschnellste auf der zweiten Klassikstrecke, elf Sekunden hinter Kerttu Niskanen. Zu ihrem eigenen Rennen sagte sie: „Den Rückstand muss man versuchen auszublenden, das eigene Rennen gestalten und sich damit nicht verrückt machen in der ersten Runde. Es war mir wichtig, dass ich in der zweiten Runde auch noch Druck machen kann. Man weiß nie, was vorn passiert. Es kann immer einen Sturz geben oder jemand kann einen Blackout haben, darum gilt es weiterzukämpfen, auch wenn der Rückstand schon groß ist, bis es halt nimmer geht.“ Im Hinblick auf Katharina Hennig meinte sie: „Es hätte schon alles optimal laufen müssen, damit wir um die besten Drei mitkämpfen können. Heute ist es bitter, morgen vielleicht auch noch, aber irgendwann wird sie sagen: Das hat mich stark gemacht!“

Platz sechs für deutsches Quartett

Katharina Hennig (GER), Nicole Fessel (GER), Stefanie Boehler (GER) © NordicFocus

Auf der ersten Skatingposition machte Nicole Fessel ebenfalls ein gutes Rennen mit der fünftschnellsten Einzelzeit, verlor aber 34 Sekunden auf die Spitze. Sie versuchte wie später Sandra Ringwald offensiv anzugehen und hielt den Abstand zu den USA auf Platz vier konstant. Sandra Ringwald hatte sehr schnell angefangen und ein bisschen Zeit gutgemacht. Aber am Ende fehlten ihr diese Kräfte, um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Am letzten Anstieg lief die Russin Anastasia Sedova zu ihr auf, die sie nicht halten konnte, so dass Platz sechs in der Endabrechnung blieb hinter den viertplatzierten US-Girls und Russland. „Es war ein Risiko, so eine junge Läuferin nach vorne zu stellen, aber sie hat eigentlich gezeigt, dass sie das kann. Heute hatte sie sicher nicht ihren besten Tag gehabt. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Die Staffel war sehr gut aufgestellt. Natürlich kann man später immer sagen, man hätte es anders machen können. Die Mädels haben alles aus sich rausgeholt, sie haben alles gegeben. Steffi hat ein sehr gutes Rennen gemacht, auch die beiden Skaterinnen waren gut. Nicole und Sandra haben es offensiv versucht. Aber man gewinnt zusammen und man verliert zusammen“, resümierte der Sportliche Leiter Andreas Schlütter. 

 

Erste Schweizer Staffel seit zehn Jahren

Nathalie Von Siebenthal (SUI), Nadine Faehndrich (SUI), (l-r) © NordicFocus

Siebte wurden die Schweizerinnen Laurien van der Graaff, Nadine Fähndrich, Nathalie von Siebenthal und Seraina Boner, die nie mehr als 20 Sekunden hinter das DSV-Quartett zurückfielen und am Ende noch etwas aufholten. Zum ersten Mal seit zehn Jahren stellten die Eidgenossen wieder eine Staffel. Die beste Leistung bot Nathalie von Siebenthal an, die als Zweitschnellste unter den Läuferinnen der dritten Runde nur 16 Sekunden langsamer war als Astrid Jacobsen. „Ich fühle mich geehrt, zu dieser Staffel zu gehören. Nachdem wir zehn Jahre lang überhaupt kein Team an den Start gebracht haben bei den Weltmeisterschaften, sind wir heute Siebte geworden. Es war ein harter Kampf, denn die anderen haben schon direkt vom Start richtig Gas gegeben, aber wir haben alle bis zum Ende gekämpft“, sagte Startläuferin Laurien van der Graaff. 

 

=>Ergebnis 4×5 Kilometer Staffel Damen

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=> Stimmen zur Staffel: “Den größten Druck haben wir uns selbst gemacht!”

 

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