Langlauf Weltcup: Fähndrich großartiger Dritter bei Valnes-Sieg – Moch Fünfter im Massenstart bei Tour de Ski

William Poromaa (SWE), Erik Valnes (NOR), Cyril Faehndrich (SUI), (l-r) © Modica/NordicFocus

Cyril Fähndrich hat die ganz große Sensation nur knapp verpasst. Der junge Schweizer lief im Massenstart in Val di Fiemme über 15 Kilometer in der klassischen Technik das Rennen seines Lebens und war ganz dicht dran an seinem ersten Weltcupsieg. Im Endspurt musste er sich dann aber Erik Valnes und William Poromaa geschlagen geben. Friedrich Moch wurde sehr guter Fünfter.

Stärkerer Schneefall und ständiger Führungswechsel

Friedrich Moch (GER), Gustaf Berglund (SWE), Harald Oestberg Amundsen (NOR), Henrik Doennestad (NOR), Truls Gisselman (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Zum Rennen der Herren hatte der Schneefall wieder deutlich zugenommen, so dass sie diesmal das noch schlechtere Wetter erwischt hatten verglichen mit den Damen. Darum war das Tempo auch sehr gering, in den Anstiegen stockte es immer wieder, so dass es zu Stürzen und Stockbrüchen kam, aber das Feld kompakt blieb – mit Ausnahme von Lucas Chanavat, der nach dem Passieren des Bonussprints nach 2,3 Kilometern sofort rausnahm, aber lange Zeit einen Abstand von 20 bis 30 Sekunden zum Feld hielt. Um das Punktetrikot zu gewinnen, muss er aber morgen noch die Alpe Cermis bezwingen und bis dahin nicht aus dem Zeitlimit fallen. Allerdings handelte die FIS schon in Toblach gegen die eigenen Regeln und nahm Chanavat und elf andere nicht aus dem Rennen, so dass er noch einen zweiten Sieg feiern konnte und gute Chancen auf die Punktewertung hat. Anders als bei den Damen machte kein Athlet einen Großteil der Arbeit, immer wieder gab es Wechsel an der Spitze. Nach drei Runden auf dem Weg zum Bonussprint sammelten sich Norweger und auch zwei Schweizer an der Spitze, aber auch Jens Burman sprintete schließlich erfolgreich mit um die Sekunden. Eine Runde später übernahm Hugo Lapalus die Führung von Cyril Fähndrich, der durch das Stadion vorne gelegen hatte, und verschärfte das Tempo. Die Norweger konnte er damit aber nicht überraschen, so dass das Tempo direkt wieder reduziert wurde, um in dem Neuschnee keine Kräfte zu verschwenden.

Fähndrich noch abgefangen

Erik Valnes (NOR) © Modica/NordicFocus

So fiel die Entscheidung wie erwartet erst in den letzten Rennminuten, als Friedrich Moch und Hugo Lapalus sich zu Beginn der letzten Runde an die Spitze setzten. Dann zeigte sich Cyril Fähndrich neben ihnen gefolgt von drei Schweden und Erik Valnes. 700 Meter vor dem Ziel kam es in der Abfahrt vor dem Zorzi-Anstieg zu einem Sturz, von dem drei Athleten betroffen waren: Jens Burman, Dietmar Nöckler und Lucas Bögl. Dann attackierte Cyril Fähndrich mutig in den Anstieg hinein gefolgt von Poromaa, Valnes und Lapalus. Bis zum höchsten Punkt des Anstiegs hatten sich drei Athleten abgesetzt und Fähndrich war immer noch vorne. Bei langsamen Bedingungen zog sich die abschüssige Zielgerade aber immer mehr und seine Verfolger griffen aus dem Windschatten an. Erik Valnes zog kraftvoll vorbei und auch William Poromaa hatte den Ski auf der Linie noch knapp vor dem Schweizer. „Ich habe mich sehr gut gefühlt. Es war ein etwas verrücktes Rennen in diesen Bedingungen. Man musste um die Positionen im Feld kämpfen. Am Ende habe ich es geschafft, in einer guten Position zu bleiben. Darüber bin ich sehr froh“, sagte der Norweger. „Ich war gezwungen, in einer Spur die Führung zu übernehmen und deswegen war ich müde am Ende des letzten Anstiegs. Aber dann habe ich doch noch Kräfte im Zielsprint gefunden.“ Der Luzerner war nach dem Rennen noch ganz perplex, was ihm da für ein Coup gelungen ist: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich hatte einfach einen unglaublichen Ski. Wenn man nichts versucht, gewinnt man auch nichts“, sagte Fähndrich im Schweizer Fernsehen. Zu Fondo Italia sagte er: „Es war ein toller Tag für mich. Ich habe mich sehr gut gefühlt und habe alles getan, um in der Spitzengruppe zu bleiben. Dann habe ich im letzten Anstieg alles gegeben. Am Ende hat es sich angefühlt, als hätte ich immer noch Energie. Das ist ein ganz neues Gefühl für mich, dass so viele Medien ein Interview mit mir wollen. In den letzten Jahren haben wir in unserer Familie immer nur Frauen-Podestplätze gefeiert, aber nun werde auch ich gefeiert.“

Moch wieder Fünfter

Friedrich Moch (GER) © Modica/NordicFocus

Friedrich Moch kam mit leichtem Abstand als Fünfter hinter Pål Golberg ins Ziel und liegt damit in der Tour de Ski immer noch auf einem exzellenten vierten Rang im Bereich von Athleten, die er an der Alpe Cermis vermutlich alle im Griff haben wird. „Friedrich Moch analysiert viel und hat sich immer weiter nach vorne gearbeitet in der Gesamtwertung. Das macht nun den einen oder anderen nervös, aber er freut sich auf morgen und das liegt ihm ja auch“, sagte Sportdirektor Andreas Schlütter noch während des Rennens. Im Ziel meinte der Allgäuer: „Am Anfang konnte ich mir gar nicht vorstellen, wie das Rennen so wird, weil es beim Einlaufen schon richtig langsam war. Man hat das Fluorverbot gemerkt, aber wir hatten heute wieder sehr gutes Material. Wir haben schon beim Einlaufen gemerkt, dass die Ski relativ gleich waren. Der Wachsski war ein bisschen schneller. Ich glaube, wir waren so ziemlich die einzige Nation, die mit Wachsski gelaufen ist, aber für uns war es die richtige Entscheidung, weil die Ski wieder richtig gut waren“, sagte Moch, der gleich nach dem Start zurückgeworfen wurde: „Es war irgendwie etwas chaotisch. Ich habe mir gleich den Stock gebrochen am Anfang, habe dann relativ schnell Ersatz bekommen, bin aber doch nach hinten durchgereicht worden. Dann habe ich zwei Runden gebraucht, bis ich gute Lücken gefunden habe, um wieder vorzukommen. Dann habe ich versucht, mich vorne zu positionieren und das hat ganz gut geklappt“, freute sich der 23-Jährige. „Ein Traum ist es, das Podest anzugreifen, und ich denke, wenn alles gut läuft, ist das auch möglich. Ich versuche, ruhig zu bleiben und morgen das Beste draus zu machen.“

Amundsen verliert nur wenig

Harald Oestberg Amundsen (NOR) © Modica/NordicFocus

Harald Østberg Amundsen, der souverän in der Gesamtwertung führt, schaffte diesmal nicht den Sprung aufs Podium, büßte aber nicht nennenswert Zeit ein als Sechster mit knapp acht Sekunden Rückstand auf die ersten Drei, die in der Gesamtwertung aber weit zurückliegen. Calle Halfvarsson wurde Siebter vor Hugo Lapalus und Remi Bourdin, der als Debütant auf Weltcup-Niveau erneut jubeln konnte und sogar noch einmal im Gedränge stürzte. Martin Løwstrøm Nyenget wurde Zehnter vor Jan Thomas Jenssen.

Klee 14. und Vermeulen 32.

Beda Klee (SUI) © Modica/NordicFocus

Beda Klee war heute oft zusammen mit seinem Landsmann Cyril Fähndrich vorne zu finden, in der zweiten Rennhälfte rangierte er sich aber eher zwischen Platz zehn und 15 ein. Dort landete er auch nach der Tempoverschärfung zum Ziel hin und belegte Rang 14. Mika Vermeulen zeigte ebenfalls ein starkes Rennen im Vorderfeld, bekam aber auf der letzten Runde Probleme und wurde innerhalb der großen Gruppe durchgereicht, nachdem er im Anstieg ins Straucheln kam. Mit 16 Sekunden Rückstand überquerte er als 32. die Ziellinie.

Sturzpech bei Lucas Bögl

Lucas Boegl (GER) © Modica/NordicFocus

Auch Lucas Bögl war immer ganz vorne mit dabei, musste sich in einen schwierigen Rennen aber mit Rang 25 begnügen. „Es war definitiv „sehr interessant“ zu laufen. Es waren die Bedingungen halt, heute hat wohl auch das erste Mal das Fluor-Verbot deutlich beeinträchtigt. Bei feuchten Bedingungen ist es extrem langsam, aber das war für alle so. Es war kein Speed im Rennen, weil man gar nicht weggekommen ist vom Feld. Deswegen ist das Riesenfeld bis zum Schluss zusammen geblieben und das macht die Positionskämpfe noch wichtiger als sie ohnehin schon sind“, sagte er und lag in der letzten Runde auf Platz zehn bis 15, als es passierte: „Da habe ich leider am Schluss Pech gehabt, weil sich direkt vor mir der Burman auf den Bauch gelegt hat und ich bin dann noch ausgewichen, um nicht reinzufahren und bin ein wenig abwegig rumgefahren. Ich habe mich gerettet, aber es hat mich viel Speed gekostet und zehn Positionen wahrscheinlich schon. Aber hilft nichts, war trotzdem in cooles Rennen.“

Schlütter lobt DSV-Duo

Andreas Schluetter (GER) © dsv

Auch Sportdirektor Andreas Schlütter war mit den verbliebenen zwei DSV-Herren sehr zufrieden, auch wenn man es bei Lucas Bögl durch den Beinahe-Sturz nicht am Ergebnis sieht. „Den Schnee, den sie in Davos nicht hatten, hatten sie heute hier im Rennen“, sagte er. „Es war ein verrücktes Rennen, vom Start weg viele viele Positionswechsel. Friedrich hat gleich den Stock gebrochen, aber relativ schnell Ersatz bekommen. Er hat sich wieder Stück für Stück vorgearbeitet. Luggi genauso, er hat immer wieder geschaut, sich gut positioniert, immer mal wieder eingekeilt. Leider ist er am Ende ein bisschen unglücklich fast in einen Sturz verwickelt worden. Er ist gut drum rumgefahren, aber hat damit viele Plätze verloren und wurde am Ende 25. Aber Friedrich Moch sensationell mit Platz fünf, der auch ein sehr gutes Finish hinlegt. Er lag noch auf Position neun, macht dann eine sehr gute letzte Abfahrt, kämpft sich dann extrem gut nochmal nach vorne und holt sich den verdienten fünften Platz. So kann es morgen in den Final Climb gehen. Die Ausgangsposition ist hervorragend, jetzt heißt es durchschnaufen, Kräfte sammeln, gut essen und dann morgen noch einmal volle Konzentration und dann schauen wir, was dabei heraus kommt.“

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