Langlauf Weltcup: Dritter Etappensieg bei Tour de Ski für Linn Svahn – Podium für Hennig

Frida Karlsson (SWE) Linn Svahn (SWE) Katharina Hennig (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Katharina Hennig konnte sich auf der sechsten Etappe der Tour de Ski im Val die Fiemme über ihren ersten Podestplatz in diesem Winter freuen. Der Sieg ging an Linn Svahn vor Frida Karlsson. Teresa Stadlober wurde Fünfte und Victoria Carl Siebte.

Schnee und Regen im Fleimstal

Teresa Stadlober (AUT), Linn Svahn (SWE), Katharina Hennig (GER), (l-r) © Barbieri/NordicFocus

Seit gestern schneit es im Val die Fiemme, der für heute angekündigte Dauerregen blieb bei einer Temperatur von +2,7°C und 97 Prozent Luftfeuchtigkeit bisher aus, zum Start ging der dichte Schneefall aber immer mehr in Regen über. Aber wieder mussten sich die Damen durch den Neuschnee kämpfen – wieder in der klassischen Technik. Ein weiteres Wachsrennen stand ihnen bevor. Dafür durften sie zwei Paar Ski zum Fluor-Test abgeben – Wachsski und No Wax – und sich dann kurzfristig vor dem Start für ein Paar entscheiden. Astrid Øyre Slind, die Achte der Gesamtwertung, musste ihren Start mit Erkältungssymptomen absagen, so dass nur noch 32 Damen an der Startlinie standen.

Schwedisch-deutsche Dominanz

Linn Svahn (SWE), Katharina Hennig (GER), Frida Karlsson (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

„Das Problem ist, dass sich das Wetter ständig ändert. Erst hat es stark geschneit, dann wurde es zu Regen und am höchsten Punkt ist noch Schnee. Aber die Mädels haben einen guten Ski und sollen sich verstecken“, sagte Sportdirektor Andreas Schlütter nach zwei Runden. Das gesamte Rennen wurde das Tempo von Frida Karlsson, Linn Svahn, Katharina Hennig und Victoria Carl bestimmt, die sich abwechselten und teilweise auch absprachen. Frida Karlsson führte die Gruppe auch in den letzten Anstieg vor dem Ziel, den Zorzi-Anstieg, gefolgt von Svahn, Hennig und Carl, die aber im Anstieg etwas zurückfiel. In der Abfahrt behielten die Schwedinnen die Konkurrenz unter Kontrolle und Linn Svahn holte sich vor ihrer Teamkollegin den dritten Sieg bei dieser Tour de Ski nach ihren beiden Erfolgen im Sprint. Über ihren Sieg konnte sie sich aber nicht richtig freuen und zeigte kaum ein Lächeln im Siegerinterview: „Es war wieder ein verrücktes Rennen. Ich habe mich die ganze Zeit stark gefühlt, aber ich denke, Frida war heute die Stärkste, sie hat die ganze Arbeit gemacht. Aber ihr wisst, wenn ich eine Ziellinie sehe, da hole ich alles aus mir heraus. Sie war heute die Bessere, aber ich hatte den besseren Zielsprint“, sagte Svahn.“Wir hatten großartige Ski, obwohl es verrückte Bedingungen waren. Das ist hier normalerweise ein Highspeedkurs, aber hier stoppte es vor jedem Anstieg, es war ein harter Kampf.“ Karlsson beschwerte sich nach dem Rennen über die Medien, sie habe alles alleine machen müssen und niemand habe ihr helfen wollen. 

Erstes Podium für Hennig

Frida Karlsson (SWE), Linn Svahn (SWE), Katharina Hennig (GER), (l-r) © Barbieri/NordicFocus

Hinter Frida Karlsson schaffte Katharina Hennig den Sprung aufs Podium an ihrem Lieblingsort im Weltcup, wo sie vor einem Jahr ihren ersten Weltcupsieg feierte. Jonna Sundling war direkt hinter ihr, konnte sie aber nicht mehr angreifen und belegte Platz vier vor Teresa Stadlober und Delphine Claudel, die sich in ihrer schwächeren Technik beachtlich schlug. Victoria Carl kam als sehr gute Siebte ins Ziel vor Jessie Diggins, Heidi Weng und Kerttu Niskanen, die heute wie die Amerikanerinnen offenbar nicht ganz den perfekten Ski erwischte, denn auch Rosie Brennan wurde in ihrer besseren Technik mit kleinem Abstand nur Zwölfte. Jessie Diggins kollabierte im Ziel, wie man es kennt, wenn sie sich völlig verausgabt. Diesmal waren aber auch starke Schmerzen der Grund, die noch vom Sturz in Davos stammen. Um was für eine Verletzung es sich genau handelt, ist aber nicht bekannt. Auch Rosie Brennan weiß nicht, wir es ihrer Teamkollegin wirklich geht: „Sie ist hart im Nehmen, aber ich weiß nicht, was sie fühlt. Fragt sie selbst“, sagte sie dem Expressen. Auch Krista Pärmäkoski machte sich Sorgen, als sie die Amerikanerin unter Schmerzen im Ziel liegen sah. Zeigt Respekt“, forderte sie von Fotografen und Kameramännern: „Wenn jemand so starke Schmerzen hat, sollte man nicht mit der Kamera draufhalten. Macht nicht so viele Bilder!“

Hennig sehr glückliche Dritte

Katharina Hennig (GER) © Modica/NordicFocus

Katharina Hennig erreichte, angefeuert von 16 Familienmitgliedern und Freunden, nach einem „holprigen Saisonstart“ ihr erstes Podium in diesem Winter. Nach dem Rennen erzählte sie: „Heute saßen wir am Frühstückstisch, haben rausgeschaut wie es richtig krass geschneit hat um null Grad und dann haben wir schon gedacht, dass bei unseren Technikern bestimmt richtig viel los ist. Wir waren schon richtig nervös, weil wir dachten, es wird jetzt wieder wie in Davos“, so Hennig, die aber im Rennen dann beruhigt war: „Aber sie haben es sehr gut hinbekommen, es waren eindeutige Wachsbedingungen. Aber natürlich war es ein sehr hartes Rennen, es hat extrem gesaugt, war sehr langsam und wir haben eine sehr lange Laufzeit gehabt. Wir haben zwischendrin verpflegt, weil es auch sehr warm war“, sagte die 27-Jährige, deren Siegerzeit aus dem letzten Jahr erreicht war, als die Damen in die letzte Runde starteten. „Ich habe hier schon tempohärtere Rennen erlebt, das lag einfach an den Bedingungen, weil nur eine Spur eingelaufen war und es nicht so viel Sinn gemacht hat, ständig die Spur zu wechseln und es zwischendrin sehr langsam war. Darum war es ein sehr taktisches Rennen, es wurde natürlich von Runde zu Runde ein bisschen schneller, gerade an den Anstiegen wurde ein bisschen Druck gemacht. Deswegen ist dann so ein Ziehharmonika-Effekt entstanden, so dass es dann hintenheraus doch ein paar Leute gekostet hat.“ Insgesamt war Katharina Hennig mit diesem schweren Rennen und dem Podium aber sehr zufrieden: „Wir haben das im Team alle gut gelöst und ich bin überglücklich, nun meinen ersten Podestplatz für diese Saison eingefahren zu haben. Es hat jetzt doch ein bisschen gedauert nach Corona, bis ich mich wieder richtig gut gefühlt habe, deswegen bin ich sehr glücklich – auch über das Teamergebnis.“ Die Sächsin liegt in der Tour de Ski nach sechs von sieben Etappen an zwölfter Stelle mit Optionen, sich noch nach vorne zu verbessern – aber auch von hinten droht Gefahr mit wenigen Sekunden Abstand.

Carl zufrieden und vorfreudig

Katharina Hennig (GER) Victoria Carl (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

„Am meisten regt mich der Sturz auf. Man kämpft und kämpft und man kommt nicht wieder nach vorne. Es ist vergebene Liebesmüh“, hatte Victoria Carl nach der herausfordernden fünften Etappe in Davos enttäuscht ins DSV-Mikro gesagt. Heute startete sie mit Wut im Bauch und war immer vorne dabei, am Ende konnte sie aber nicht mehr ganz um das Podium mitkämpfen. „Ich habe mich immer vorne einsortiert, damit ich hochwärts mein Tempo und meinen Schritt laufen kann, denn mir fällt es sehr schwer, im Klassischen die Schritte der anderen aufzunehmen. Für mich sehr hart war die Attacke zu den Bonussekunden [bei Kilometer 8,5], da dachte ich, wenn die das Tempo so weitergehen, kommst du nicht mehr an“, schmunzelte sie. „Aber nach den Bonussekunden haben sie schnell wieder rausgenommen. Ich bin super happy mit dem Wettkampf heute, da ich im klassischen Massestart nicht sooo gut bin und ich immer Probleme habe hochwärts und ich mir meine Rennen lieber selber einteile von der Taktik her. Es steht wieder eine Deutsche auf dem Podium, ich glaube, das ist eine der besten Touren, die wir im Team je hatten und ich bin zufrieden.“ In der Gesamtwertung liegt sie nun vor der Schlussetappe, die ihr mit ihrem höheren Gewicht nicht gerade entgegenkommt, an siebter Stelle mit Pärmäkoski, Brennan und Stadlober innerhalb von 30 Sekunden hinter sich. Nun wartet also für sie das erste Mal die Alpe Cermis, an der sie bisher noch keine Erfahrungen sammeln konnte – nur einmal zu Fuß hochgelaufen ist, als sie wegen einer Verletzung aufgeben musste. „Ich bin sehr gespannt auf morgen und hoffe, dass ich einfach irgendwo gut mitlaufen kann und für mich persönlich eine gute Zeit laufen kann, denn ich bin für den Final Climb keine der Topfavoritinnen, aber ich möchte einfach für mich wieder ein gutes Rennen machen.“

Lohmann fällt durch Sturz zurück

Lisa Lohmann (GER), Delphine Claudel (FRA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Auch Lisa Lohmann hielt sehr gut mit und arbeitete sich in Runde zwei bis auf Rang neun vor. Auf Dauer konnte sie diese Position im Feld aber nicht halten und verlor in Runde fünf den Anschluss. Der Grund für ihr Zurückfallen war ein Sturz, nach dem sie versuchte, sie wieder zurück zu kämpfen. Im Ziel belegte sie mit 1:39 Minuten Rückstand den 23. Platz. „Lisa war in einen relativ harten Sturz verwickelt, sie hat viele Plätze verloren und viel Energie aufgewandt, um die Lücke zu schließen. Das hat ihr dann am Ende gefehlt, aber für das junge Mädel war es ein extrem gutes Rennen. Es war ein sehr erfolgreicher Tag bei den Damen. Großes Kompliment an das gesamte Team drumrum“, sagte der Sportliche Leiter Andreas Schlütter. „Das war eine brutale Challenge, die [Techniker] haben viel probiert, alles gemacht, was sie im Köcher hatten und man hat im Rennen gut gesehen, dass die Wahl gut war. Wir waren auf alles vorbereitet – sowohl auf viel Schnee als auch auf Regen und das war auch die richtige Entscheidung, bis kurz vor dem Start zu warten, was man für Ski auswählt.“ Zur Leistung seiner Athletinnen meinte er: „Die Athletinnen haben sich im Rennen gut bewegt, haben sich lange versteckt. Sie haben gemerkt, dass die Ski sehr gut waren und vor allem von der Fahrt sehr schnell waren und damit haben sie etwas Kraft gespart. Ab und zu muss man Führungsarbeit leisten, das ist normal, aber sie haben es auch nicht übertrieben und am Ende ging in der letzten Runde die Post ab. Katha war gut positioniert und mit Platz drei sind wir super zufrieden, sie hat vieles richtig gemacht. Auch Platz sieben für die Vici geht in Ordnung.“ Das deutsche Team musste ohne Teamchef Peter Schlickenrieder auskommen, der nach einem Regelverstoß von der Tour de Ski ausgeschlossen wurde (wir berichteten).

Stadlober zufriedene Fünfte – Steiner stark

Teresa Stadlober (AUT) © Modica/NordicFocus

Auch Teresa Stadlober wurde im Laufe der Tour de Ski immer besser und war heute immer im Windschatten des schwedisch-deutschen Quartetts zu finden. Im Endspurt belegte sie den fünften Platz, über die sich die Radstädterin sehr freute: „Es war ein extrem knappes Rennen und der fünfte Platz ist natürlich richtig cool. Wir hatten heute sehr schwierige und nasse Verhältnisse und der Rennverlauf war ehrlich gesagt etwas komisch. Am Anfang wollte keine Athletin an der Spitze laufen und es waren aufgrund des leichten Schneefalls auch nicht alle Spuren gleich schnell. Wir hatten allerdings wieder super Material und richtig schnelle Ski. Das Niveau ist einfach sehr hoch und heute hat man wieder gemerkt, wie knapp alles zusammenliegt. Ich bin jetzt Zehnte in der Gesamtwertung und megahappy. Es war ein lässiges Rennen auf einer meiner Lieblingsstrecken und morgen werde ich noch einmal Vollgas geben.“ Nach dem Ausstieg aus der Tour von Nadine Fähndrich in Davos mussten nun andere Athletinnen die Kohlen aus dem Feuer holen. Sowohl Nadja Kälin, die während der Toblach-Etappen unter Bauchschmerzen litt, als auch Desirée Steiner schlugen sich wacker, Steiner hielt sogar bis zum Schluss mit der Spitzengruppe mit und wurde sehr gute 16., nur 21 Sekunden hinter der Siegerin. Nadja Kälin war lange vorne zu sehen, bekam dann aber in Runde vier erstmals Probleme und verlor in Runde fünf den Kontakt zur Spitzen. Am Ende belegte sie einen guten 21. Rang mit 1:35 Minuten Rückstand.

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=> Tour de Ski Damen nach sechs Etappen

 

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