Langlauf Weltcup PyeongChang: Interessante Generalprobe auf schwierigen Strecken

Gleb Retivykh (RUS), Sondre Turvoll Fossli (NOR), Len Valjas (CAN), Andrey Parfenov (RUS) (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Auch wenn organisatorisch wohl noch einiges haperte und Zuschauer an der Strecke Mangelware waren, war es doch eine interessante Premiere auf den Olympiastrecken 2018, die eine große Herausforderung sind.

Organisationschaos während der Spiele?

In Korea läuft bei den Testwettkämpfen noch nicht alles so rund, wie es sollte. Schon jetzt deutete sich zum Beispiel an, dass in einem Jahr möglicherweise die Hotelkapazitäten deutlich zu gering sein werden. Das betrifft die Sportler, die im Olympischen Dorf unterkommen, nur am Rande. In angenehmer Entfernung zu den Wettkampfstrecken gibt es aber offenbar zu wenig Hotels, um alle Skitechniker, Betreuer und Presseleute unterzubringen. So werden einige große Wege in Kauf nehmen müssen.

Nachtrennen mit schwierigen Schneebedingungen

Laura Gimmler (GER), Justyna Kowalczyk (POL), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Während in Norwegen schon wieder Angst vor einer Wiederholung der Sochi-Katastrophe aufkamen, war das deutsche Team sehr zufrieden mit der Arbeit der Skitechniker und der Erfahrungen, die man dort mit dem kleinen Team machen konnte. Der Schnee ist wie immer in Asien ganz anders als in Europa und auch der amerikanische Schnee. Hier in PyeongChang mischt sich zudem oft eine feine Sandschicht in beziehungsweise auf den Schnee, da die Strecke auf einem Golfkurs angelegt ist. Aufkommender Wind wirbelte den Sand aus den nicht abgedeckten Bunkern auf, was Sportler und Wachser an manchen Tagen zum Hadern brachte. Dazu kann es in manchen Streckenabschnitten auch zu sehr hohen Schneewehen kommen, wenn der Wind auffrischt. Zwar war die Schneelage im recht schneesicheren Taebaek-Gebirge recht gut, dennoch gab es wegen teilweise wärmeren Temperaturen als vorhergesagt auf der Sonnenseite auch einige schneelose Flecken neben der Strecke, so dass die Sandbunker sichtbar wurden. Ungewohnt war neben der langen 26-stündigen Anreise auch die Startzeit: Die meisten Rennen fanden unter Flutlicht statt: Die Sprints in völliger Dunkelheit, der Skiathlon der Herren in der Dämmerung. Insgesamt eine unübliche Zeit für Langlaufrennen wie auch für die Nordischen Kombinierer, die noch später dran waren. Aber daran müssen sich die Sportler im Hinblick auf die Olympischen Spiele wohl gewöhnen müssen – zur Freude der europäischen Zuschauer, die dadurch in den letzten Tagen relativ angenehme Fernsehzeiten hatten. „Wir versuchen, uns an die Rennzeiten anzupassen und länger zu schlafen“, hieß es aus vielen Richtungen in den letzten Tagen.

Strecken haben es in sich

Keishin Yoshida (JPN), Valentin Maettig (GER), Thomas Wick (GER), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Die Athleten waren sich einig: Die olympischen Laufstrecken haben es in sich. Vom „schwersten Teamsprint aller Zeiten“ war die Rede, von Strecken, auf denen man sich nie ausruhen kann, sondern immer arbeiten muss. „Sie sind nicht zu schwer, aber sehr selektiv“, urteilt der Sportliche Leiter Andreas Schlütter. „Sie sind sehr schön angelegt auf dem Golfplatz und man hat sehr viel gebaut und ich finde sie sehr rund zum Laufen. Der Zielberg ist nochmal sehr selektiv, das hat man gesehen in den Sprintrennen. Im Großen und Ganzen hat der Kursbauer eine sehr gute Arbeit gemacht.“ Den deutschen Damen gefallen die Strecken jedoch sehr: „Es ist schon eine harte Strecke, relativ viele Berge und lange Anstiege drin. Aber es sind weniger schwere Abfahrten drin, man kann sich zwischendrin gut erholen und das mach ich ganz gern, wenn es bergauf und dann auch wieder bergab geht“, erklärte Elisabeth Schicho und Laura Gimmler meinte: „Ich mag PyeongChang. Es ist schon eine tolle Anlage mit tolle Strecken, aber auch Strecken, wo man immer kämpfen muss.“

Erste Weltcupsiege und ein 50.

Justyna Kowalczyk (POL) © Thibaut/NordicFocus

Ein Blick auf die Resultate hat sicher nicht den großen Wert bei diesen olympischen Testwettkämpfen da die WM-Teilnehmer allesamt mit sehr wenigen Ausnahmen in verschiedenen Trainingslagern in der Vorbereitung weilten. Aber gerade die Skiathlon-Erfolge waren doch etwas Besonderes: Denn es lag ein glückliches Lächeln auf dem Gesicht von Justyna Kowalczyk nach ihrem 50. Weltcupsieg nach drei Jahren Pause und allen Problemen in den letzten Jahren. Die Polin gewann überraschend souverän und verlor auch beim Skaten keine Zeit auf die anderen Athletinnen. Ebenso viel Freude machte der erste Weltcupsieg des Russen Petr Sedov, der nach einer Herz-Operation nun fünf Jahre lang zu kämpfen hatte, um Anschluss zu finden. Natürlich hat dieses Ergebnis als Weltcupsieg ohne die gesamte Weltspitze keinen großen sportlichen Wert, ist aber dennoch eine Genugtuung. Ebenfalls Premierensiege feierten Anamarija Lampic und Gleb Retivykh im Sprint, die ebenfalls das schwach besetzte Starterfeld ausnutzten. Beide gelten aber als große Talente, so dass der erste Weltcupsieg wohl nur eine Frage der Zeit gewesen wäre.

Gute deutsche Ergebnisse in Fernost

Elisabeth Schicho (GER), Silje Oeyre Slind (NOR), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Der schwachen Besetzung ungeachtet konnten alle deutschen Langläufer gute Rennen abliefern und größtenteils auch ihre persönlichen Bestleistungen im Weltcup deutlich verbessern. So konnte sich Laura Gimmler zum Auftakt über Platz zehn im Sprint freuen, der bei Elisabeth Schicho nach starkem Prolog noch eher in die Hose ging. Dafür sicherte sich die Schlierseerin im Skiathlon Platz acht – und wenn sie nicht am Ende die Kräfte verlassen hätte, wäre sogar noch etwas mehr drin gewesen, hätten sie am Ende nicht die Kräfte verlassen. Dennoch war „Hirn ausschalten und mitlaufen“ für sie die Devise des Tages. Andy Kühne und Thomas Wick zeigten einen guten Skiathlon, in dem aber das angestrebte Ziel der besten Zehn leicht verfehlten. Dafür holten beide erstmals in ihrem Leben Punkte in einem Weltcupsprint, der für Andy Kühne sogar auf Platz 15 endete – wenn auch mit Glück durch Patzer der Gegner. Auf dem Weg zu tollen Ergebnissen war auch Valentin Mättig, aber der „Körper kann einfach nicht mehr so wie der Kopf gern möchte.“ Der 26-jährige Sachse hätte sich selbst den Kampf um Platz vier zugetraut, bis er drei Kilometer vor dem Ziel mit Krämpfen aufgeben musste. „Viele Wettkämpfe liegen hinter mir die letzten Wochen und mein Körper hat mir Warnsignale gesendet, die ich einfach ignoriert habe“, so Valentin. „Zu guter Letzt bleibt nur eines übrig. Ein Sprint, der sich besser angefühlt hat, als es das Ergebnis zeigt, und ein Duathlon, den ich aufgrund von Krämpfen aufgeben musste.“ Für alle heißt es nun, sich gut zu erholen, um dann nach der Weltmeisterschaft in den letzten Weltcupwochen wieder gute Ergebnisse abrufen zu können. Sportler, Betreuer und Techniker blicken aber insgesamt zufrieden auf die Premiere in PyeongChang zurück, wie Lisi Schicho nach dem abschließenden Teamsprint zusammenfasste: „Eine Woche an der asiatischen Luft liegt jetzt hinter uns und mit jeder Menge neuer Erfahrungen und müden Beinen machen wir uns morgen wieder auf die Heimreise! Nach drei harten Wettkämpfen bin ich doch sehr zufrieden mit meinen Ergebnissen, auch wenn es mir heute an Tag 3 beim Teamsprint mit Laura Gimmler ganz schön den Stecker gezogen hat! Olympiastrecken haben es halt doch in sich! Wir freuen uns jetzt auf bayrisches Essen und ein paar Tage Erholung!!“

 

 

PyeongChang – alles auf einen Blick

* News der Woche:
=> Premierensiege im Sprint für Lampic und Retivykh
=> Justyna Kowalczyks erster Sieg seit drei Jahren
=> Petr Sedov holt ersten Weltcuperfolg
=> Schweden und Russland gewinnen Teamsprints

* Ergebnisse und Weltcupstände:
=> Ergebnis Sprint KT Damen
=> Ergebnis Sprint KT Herren
=> Ergebnis 7,5+7,5 Kilometer Skiathlon Damen
=> Ergebnis 15+15 Kilometer Skiathlon Herren
=> Ergebnis Teamsprint FT Damen
=> Ergebnis Teamsprint FT Herren

=> Weltcupstand Damen
=> Weltcupstand Herren

* Statements:
=> Reaktionen aus PyeongChang: “Zu gewinnen ist ein Traum!”
=> Reaktionen nach dem Skiathlon: “Habe die Warnsignale meines Körpers ignoriert”
=> Neues aus Korea: “Das war einer der schwersten Teamsprints aller Zeiten!”

* Bildergalerien:
=> Bildergalerie Klassiksprint
=> Bildergalerie Skiathlon

Leider keine Bildergalerie vom Teamsprint wegen Erkrankung des Fotografen