Biathlon WM Pokljuka: Deutsche Damenstaffel wird Vize-Weltmeister hinter Norwegen

Vanessa Hinz (GER), Janina Hettich (GER), Denise Herrmann (GER), Franziska Preuss (GER), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Im Team der DSV-Skijägerinnen hat heute alles gepasst. Hinter den Norwegerinnen liefen Vanessa Hinz, Janina Hettich und Denise Herrmann zusammen mit einer bärenstarken Franziska Preuß auf der Schlussposition zu Silber bei der Biathlon Weltmeisterschaft auf der Pokljuka. Bronze erkämpften sich die Damen aus der Ukraine.

Norwegische Damenstaffel ist Weltmeister

Ingrid Landmark Tandrevold (NOR), Tiril Eckhoff (NOR), Ida Lien (NOR), Marte Olsbu Roeiseland (NOR), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Ingrid Landmark Tandrevold, Tiril Eckhoff, Ida Lien und Marte Olsbu Roeiseland gewannen mit elf Nachladern die Damenstaffel bei der Biathlon Weltmeisterschaft auf der Pokljuka. 8,8 Sek. dahinter holte sich Deutschland mit Vanessa Hinz, Janina Hettich, Denise Herrmann und Franziska Preuß die Silbermedaille. Das DSV-Team benötigte insgesamt nur fünf Nachlader. Bronze erkämpfte sich das ukrainische Quartett mit Anastasiya Merkushyna, Yuliia Dzhima, Darya Blashko und Olena Pidrushna mit vier Nachladern nur 0,4 Sek. hinter den deutschen Damen. Weissrussland mit Iryna Kryuko, Dzinara Alimbekava, Hanna Sola und Elena Kruchinkina belegten Rang vier (8 NL/+ 28,8 Sek.) vor Schweden mit Johanna Skottheim, Linn Persson, Elvira Oeberg und Hanna Oeberg (9 NL/ + 47,9 Sek.) und Polen mit Kinga Zbylut, Monika Hojnisz-Starega, Kamila Zuk und Anna Maka (6 Nl/ + 52,1 Sek.). Das Damenteam aus Österreich belegte Rang sieben vor Frankreich, Italien und Tschechien. Die Norwegerinnen liefen auch im Vorjahr zum Titel vor Deutschland und der Ukraine. Das deutsche Damenquartett holte zuletzt 2017 Gold bei den Weltmeisterschaften in Antholz. 

Vanessa Hinz als perfekte Startläuferin

Vanessa Hinz (GER) © Manzoni/NordicFocus

Vanessa Hinz startete mit einer liegenden Null gut ins Rennen und blieb vorne mit dabei. Da viele fehlerfrei schossen, waren die Abstände relativ gering und das Feld noch dicht beieinander. Lisa Vittozzi kam als erste zum stehenden Anschlag, dahinter ein Quintett, in dem sich auch Vanessa Hinz befand. Vittozzi traf alles und war vom Schießstand weg, bevor die Verfolgerinnen den ersten Schuss setzten. Zusammen mit der Russin Pavlova ging Hinz mit 17,7 Sek. Rückstand auf die Schlussrunde, gefolgt von Anais Bescond und der Ukraine. Vittozzi vergrößerte ihren Vorsprung zwischendurch, aber die anderen kamen auf den letzten Metern wieder heran und Italien wechselte mit 16 Sek. Vorsprung vor Norwegen. Vanessa Hinz übergab an dritter Position, nur 1,8 Sek. dahinter, an Janina Hettich. Eine mit ihrem Rennen zufriedene Vanessa Hinz musste sich im Zielbereich erst einmal mit einer Portion Schnee im Nacken abkühlen. „Es ist brutal heiß heute, ganz kalt ist nichts für mich, aber es ist extrem heiß heute.“

Janina Hettich am Schießstand nicht gewohnt sicher

Janina Hettich (GER) © Thibaut/NordicFocus

Tiril Eckhoff hatte auf der Runde den Rückstand kompensiert,  zusammen kamen Italien und Norwegen zum liegenden Anschlag. Während Michela Carrara die Strafrunde mit drei Nachladern vermeiden konnte und auf Platz fünf zurück fiel, ging Eckhoff nach einem Nachlader an die Spitze, gefolgt von Frankreich nach fünf sauberen Treffern. Janina Hettich musste zwei Mal nachladen und fiel auf Position sieben mit 25,8 Sek. Abstand zurück. Auf der Runde zum Stehendschießen verlor sie nochmals Zeit auf die Spitze und während sich im stehenden Anschlag bei den vorderen Nationen die Nachlader häuften blieb Eckhoff dennoch in Führung vor Frankreich. Janina Hettich schaffte die so wichtige Null, blieb an siebter Position und ging mit 39,8 Sek. Rückstand auf die letzte Runde. Tiril Eckhoff an der Spitze ging volles Tempo auf der letzten Runde und Janina Hettich war nicht in der Lage mitzugehen. Der Rückstand des deutschen Teams wuchs auf eine Minute an während für Norwegen Ida Lien ins Rennen ging, dahinter Weißrussland, Ukraine, Polen und Frankreich und Denise Herrmann an sechster Position. „Ich habe mich auf der Strecke einfach nicht gut gefühlt. Es ist schade, dass es grad im WM-Rennen passiert und liegend zwei Nachlader hat mich ganz schön verunsichert. Ich war auf jeden Fall vor dem Rennen aufgeregt, ich bin immer nervös vor Staffeln, aber heute ganz besonders“, so Janina Hettich im Ziel.

Denise Herrmann bringt die Staffel wieder in Schlagdistanz

Denise Herrmann (GER) © Thibaut/NordicFocus

Die junge Norwegerin Ida Lien (23) konnte auf der Strecke nicht den Druck machen wie vor ihr Tiril Eckhoff und die nachfolgenden Läuferinnen machten Zeit gut. Mit einem Nachlader schaffte sie bei ihrem ersten Großereignis alle fünf Scheiben, hinter ihr Hanna Sola  (BLR), Darya Blashko  (UKR) und Kamila Zuk (POL). Denise Herrmann verfehlte drei Scheiben, traf nervenstark mit jedem Nachlader und vermied dadurch die Strafrunde, aber der Rückstand nach vorne vergrößerte sich erneut und war über eine Minute angewachsen. Nach dem stehenden Anschlag ging Blashko in Führung liegend vom Schießstand weg, vor Hanna Sola, Ida Lien und Kamila Zuk, dann die Französin Chloe Chevalier, Hanna Oeberg und dahinter Denise Herrmann, die die unendlich wichtig Null brachte. Auf der Schlussrunde  holte sich Lien die Führung zurück und Herrmann ging an Oeberg vorbei, beide lautstark angefeuert von ihren Trainern. Lien lieferte ein beeindruckendes Rennen, ließ ihren Verfolgerinnen keine Chance, dennoch machte Denise Herrmann auf der Schlussrunde Sekunde um Sekunde und Meter um Meter gut und holte sich auf der Schlussrunde auch noch die vor ihr liegende Französin. Während Darya Blashko auf der Schlussrunde komplett einging und an vierter Position wechselte, kam Denise Herrmann auf 43,4 Sek. an die Spitze heran und schickte Franziska Preuß als Fünfte ins Rennen. Beim Wechsel von Herrmann auf Franziska Preuß, der gerade noch im Bereich der Wechselzone erfolgte, fehlte beim ersten Versuch die Berührung und Denise Herrmann meinte im Ziel: „Die Ski waren so schnell, da bin ich schneller vorbei gefahren als sonst.“ Zu ihrer sensationellen Schlussrunde sagte sie: „Ich habe versucht, ihr so wenig Last wie möglich mitzugeben.“ Entscheidend für die sich nun für das deutsche Quartett eröffnete Möglichkeit, doch noch auf einen Medaillenrang laufen zu können, waren die fünf stehenden Treffer von Denise Herrmann und die Zeit, die sie auf der Schlussrunde gut machte.

Franziska Preuß läuft auf den Silberrang

Franziska Preuss (GER), Olena Pidhrushna (UKR), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Auf der ersten Runde lief Preuß eher etwas verhalten, was sich am Schießstand als Vorteil herausstellte. Während die norwegische Schlussläuferin Marte Olsbu Roeiseland drei Scheiben verfehlte und mit den drei Nachladern eine Strafrunde vermied, waren auch BLR (2 NL) und POL (1 NL) nicht fehlerfrei geblieben.  Franziska Preuß aber schaffte die Null und hatte sich in einem spannenden Schießduell an die vierte Position gesetzt mit nur mehr 20,1 Sek. Abstand nach vorne. Nur durch Fehler der in Führung liegenden Läuferinnen hatte Franziska Preuß noch eine minimale Chance auf einen Podestplatz und sie hatte die gebotene Chance durch fünf schnelle Treffer genutzt. Marte Olsbu Roeiseland agierte auf dem Weg zum entscheidenden Schießen nicht in der von ihr gewohnten Dominanz und Franziska Preuß machte weiter Zeit gut während die hinter ihr laufende Schwedin Hanna Oeberg nicht entscheidend aufholte. Im stehenden Anschlag musste Roeiseland einmal nachladen und behauptete die Führung. Mit einer schnellen Null lief Franziska Preuß als Zweite vom Schießstand weg und nur 1,8 Sek. hinter ihr Olena Pidrushna (UKR) und Elena Kruchinkina (BLR). Der Weltmeistertitel war vergeben und die Norwegerinnen haben ihn erfolgreich verteidigt, aber dahinter lieferten sich Deutschland und die Ukraine einen spannenden Kampf um die beiden verbliebenen Medaillen. Pidrushna hatte schnell zu Preuß aufgeschlossen und war auch bereits an ihr vorbei gelaufen. Nahezu 15 Meter trennten die beiden als Franziska Preuß ungeahnte Kräfte mobilisierte und sich wieder an Pidrushna heranarbeitete. Ausgestattet mit hervorragendem Material und kräftigen Schüben ging Preuß auf der Zielgeraden vorbei und überquerte die Ziellinie auf dem Silberrang mit dem hauchdünnen Vorsprung von 0,4 Sek. „Ich hätte es ehrlich gesagt nicht mehr geglaubt, aber irgendwie ist mein zweites Leben gekommen. Ich habe mir einfach gedacht, alles geben. Wir hatten so schnelle Ski und ich hatte so viel Schwung gehabt und gemerkt, dass es reicht. Die Medaille tut der Mannschaft echt gut. Man muss immer einen guten Tag erwischen und es ist mega cool, dass wir den heute erwischt haben,“ so eine glückliche Franziska Preuß nach dem Rennen im ZDF.  

Ergebnis Staffel Damen

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