Langlauf Weltcup Goms: Linn Svahn und Johannes Høsflot Klæbo gewinnen Freistilsprint

Lucas Chanavat (FRA), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Beim Langlauf Weltcup im Goms setzte Linn Svahn ihre Siegesserie mit einem Erfolg im Freistilsprint fort. Kurz darauf besiegte Johannes Høsflot Klæbo um Haaresbreite Lucas Chanavat. Zwei Schweizer schafften den Sprung in die Finals.

Schwere Strecke

Albrecht-Anstieg beim Langlauf Weltcup Goms (SUI) © Modica/NordicFocus

Der neue Sprintkurs im Goms besteht aus zwei Anstiegen, dem Albrecht-Anstieg und dem Hallenbarter-Anstieg (zu Streckenverlauf und Benennung siehe Vorbericht). Beide Anstiege haben es in sich und schon nach dem langen Albrecht-S sind die Laktatwerte bei den Athleten sehr hoch. „Das ist ein ganz schön langer Anstieg da oben. Ich hoffe, dass ich von dieser harten Strecke profitieren kann und in den Heats recht weit vorne lande“, meinte Erik Valnes laut schnaufend direkt nach seinem Prolog. Schwierig ist auch die schnelle Abfahrt nach dem Albrecht-S mit der Weger-Kurve, wo es zu Stürzen kam. Insgesamt ein Kurs, auf dem es „schwierig ist, das richtige Tempo zu finden“, wie Tiril Udnes Weng vor der Heat-Auslosung zu Nadine Fähndrich sagte, die zustimmte: „Ja, der Anstieg ist extrem lang.“ 

Svahn profitiert von Sturz

Linn Svahn (SWE) © Modica/NordicFocus

Linn Svahn ist womöglich in noch besserer Form als vor ihrer zweijährigen Verletzungspause. Seit der Tour de Ski feierte sie drei Sprintsiege, einen Erfolg im Massenstart und führte zwei Staffeln zum Sieg. Heute feierte sie ihren vierten Sprintsieg des Winters, auch wenn sie nach einem Sturz von Jonna Sundling keine ernsthafte Konkurrenz mehr hatte. Nachdem sie sich im Halbfinale vor dem langgezogenen Anstieg, in dem es zu Strauchlern vor ihr kam, recht weit hinten aufhielt, war sie im Finale direkt mit Jonna Sundling an der Spitze des Feldes zu finden. In der Abfahrt zur Weger-Kurve hatten Sundling, Svahn und Dahlqvist eine kleine Lücke zu Frida Karlsson und Emma Ribom, die beide aber am Einstieg in den Hallenbarter-Anstieg schließen konnten. Dort stolperte dann Sundling über ihre eigenen Füße, blieb aber an zweiter Stelle hinter Linn Svahn, die nun aber schon einen großen Vorsprung hatte. Auf der Zielgeraden griff Maja Dahlqvist die Teamkollegin an und holte sich Platz zwei vor Sundling. „Es war großartig und schön, hier zu sein. Es sind so viele Zuschauer da. Wir waren zu fünft im Finale und haben gezeigt, was wir können. Wir wollten zu dritt auf dem Podium stehen. Ich hatte Glück, weil Jonna stürzte, so musste ich nicht mehr viel kämpfen“, sagte Linn Svahn. Rang vier ging an Frida Karlsson, die das Podium nur knapp verpasste, nachdem sie im Viertelfinale die Stockspitze von Jessie Diggins ins Gesicht bekam. Mit deutlichem Abstand wurde Emma Ribom Fünfte vor Nadine Fähndrich. Diggins scheiterte nach Sturz im Halbfinale. 

Klæbo hauchdünn vor Chanavat

Lucas Chanavat (FRA), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Immer noch scheint Johannes Høsflot Klæbo nicht in Bestform zu sein. Im Prolog musste der Norweger Lucas Chanavat um zwei Sekunden den Vortritt lassen und auch in den Heats duellierten sich beide immer wieder. Immer hatte der Franzose die Nase vorn, auch wenn es im Viertel- und Halbfinale zwischen Platz eins und zwei noch um nichts ging. Auch im Finale war Chanavat immer vorne, der Norweger aber meist direkt neben oder hinter ihm. Im Endspurt musste Johannes Høsflot Klæbo aber lange kämpfen, bis er auf der Ziellinie die Fußspitze ganz knapp vorne hatte. „Es war ein hartes Finale, Chanavat war sehr stark“, sagte er im Interview. „Ich musste den ganzen Tag kämpfen. Schon im Viertelfinale war es sehr knapp. Es ist eine schwere Strecke, der erste Anstieg fühlt sich endlos an. Vielen Dank an die ganzen Zuschauer, die uns angefeuert haben. Das wissen wir zu schätzen.“ Håvard Solås Taugbøl komplettierte das Podium als Dritter vor Valerio Grond. Erik Valnes wurde in seiner schwächeren Technik Fünfter vor Richard Jouve. Jouve durfte im Finale starten, obwohl er im Halbfinale Ben Ogden behindert und zu Fall gebracht hatte. Im Zielsprint hatte Edvin Anger Probleme mit einer defekten Bindungsplatte, so dass auch er keine Chance mehr hatte. 

Fähndrich und Grond im Finale

Valerio Grond (SUI) © Modica/NordicFocus

Nadine Fähndrich wurde zu Beginn des Rennens im Flachstück von den fünf Schwedinnen völlig umrahmt, hatte aber schon im Albrecht-Anstieg nichts mehr zuzusetzen und musste eine Lücke aufgehen lassen. So wurde die Innerschweizerin schließlich Sechste, nachdem sie vorher jeweils als Lauf-Zweite ins Finale gekommen war. Ihr Teamkollege Valerio Grond rückte ebenfalls ins Finale vor und als Vierter realisierte der Davoser sein bestes Weltcupresultat in einem Einzelsprint. Alina Meier hatte ihren ersten Finaleinzug als Vierte des Halbfinals nur ganz knapp verpasst. Die Davoserin belegte Rang acht, nachdem sie zuvor zu Hause in Davos erstmals ins Halbfinale gekommen war. Zudem scheiterten vier weitere Damen und drei Herren in den Viertelfinals. Für die 20-jährige Marina Kälin steht ein erstklassiger 19. Platz zu Buche vor Désirée Steiner. Lea Fischer wurde 25. und Anja Weber 30., jeweils nach Stürzen. Rang 17 ging an Janik Riebli, obwohl er am Start seinen Stock vor den Ski stellte und stürzte. Weltcup-Neuling Ilan Pittier wurde 25. und Roman Schaad 27.

Coletta Rydzek beste Deutsche

Coletta Rydzek (GER) © Modica/NordicFocus

Im einem Wettkampf, in dem das Team wieder etwas Pech hatte, schlug sich Coletta Rydzek bis ins Halbfinale durch. Im ersten Anstieg lag sie an zweiter Stelle hinter Dahlqvist, fiel zunächst etwas zurück. Die erst 18-jährige Sammy Smith mischte das Feld mit starker Leistung auf, strauchelte dann aber, so dass Rydzek vor der Abfahrt wieder Zweite war. Durch einen Sturz in der Walpen-Kurve, als sie der gestürzten Tereza Beranova nicht mehr ausweichen konnte, konnte die Amerikanerin, die 2022 Teil des Teams USA bei der U17 Fußball-WM war, nicht mehr die Deutsche angreifen. So konnte Rydzek mit Dahlqvist ins Halbfinale einziehen, wo sie sich mit Alina Meier duellierte, am Ende aber hinter der Schweizerin Rang fünf belegte. Mit dem Halbfinaleinzug konnte die Oberstdorferin zufrieden sein, wie auch Sportdirektor Andreas Schlütter meinte: „Ein spannender Sprint auf einem anspruchsvollen Kurs. Beim Prolog ist es uns gelungen, alle vier Damen in die Viertelfinals zu bringen und dazu Jan Stölben, für Anian Sossau hat es leider nicht gereicht. Coletta Rydzek hat sich bis ins Halbfinale durchgekämpft und sich mit Platz neun belohnt.“

Sturzpech für Carl und Stölben

Jan Stoelben (GER) © Modica/NordicFocus

Im Viertelfinale wartete dann das Sturzpech auf das deutsche Team. Nach einem Stockbruch am Start, nach dem Victoria Carl ruhig blieb, lief sie wieder an das Feld heran und verhakte sich dann mit Lea Fischer, so dass beide nicht mehr auf das Halbfinale hoffen konnten. „Im Viertelfinale war uns leider das Glück nicht so hold. Es gab einen Sturz von Victoria Carl im zweiten Heat und damit waren die Chancen auch für sie fürs Halbfinale vergeben“, so Schlütter. Sie wurde als 26. gewertet, zwei Positionen hinter Laura Gimmler, die in ihrem Lauf im Albrecht-S nicht vorbeikam und Lauf-Fünfte wurde. Die 23-jährige Lena Keck qualifizierte sich erstmals für die besten 30, was man auch ihrem glücklichen Strahlen vor dem Start zum Viertelfinale ansah. In der schwierigen Abfahrt zur Weger-Kurve blieb sie ganz innen, aber die anderen nahmen außen mehr Tempo mit, so dass sie in einem schnellen Lauf, in dem Alina Meier über die Zeit weiterkam, nur Sechste wurde und damit Gesamt-27. Bei den Herren startete Jan Stölben mit einer Bauchlandung in sein Viertelfinale, als er seinen Stock auf den Ski stellte. Zwar kamen er und Renaud Jay, dem ebenfalls der Stock brach, wieder heran, aber das hatte viel Kraft gekostet. Dann folgte ein weiterer Sturz in der Weger-Kurve, der durch den Skibruch vom ersten Sturz verursacht wurde. Schlütter sagte dazu: „Auch bei den Herren hatten wir leider etwas Pech mit Jan Stölben, der gleich am Start einen Sturz hatte. Es wurde durch die Jury geprüft, ob etwas in der Spur war, weil sich danach auch noch ein Schweizer an derselben Stelle auf die Nase gelegt hat. Jan ist mit einem angebrochenen Ski im Rennen weitergelaufen, bis sich in der steilen Abfahrt die Skispitze komplett verabschiedet hat. Mit dem gebrochenen Ski war für ihn keine Chance, weiter nach vorne zu kommen.“ Dennoch ist Schlütter zufrieden mit seinem Team und dem Veranstalter: „Man hat aber gesehen, dass die Damen wie auch Jan in einer sehr guten Verfassung sind. Ich muss sagen, es ist eine sehr schöne Veranstaltung hier im Goms, viele Zuschauer, schönes Wetter, sehr schneller Kurs und jetzt heißt es Fokus nehmen für die langen Massenstartrennen morgen am Sonntag.“

Halb-Schweizerin debütiert im Weltcup

Sophia Tsu Velicer (TPE) © Modica/NordicFocus

In der Qualifikation erwischte es wieder eine große internationale Namen wie Kerttu Niskanen und Krista Pärmäkoski aus Finnland und die amtierende Vize-Weltmeisterin im U23 Sprint Kristin Austgulen Fosnæs und ihre Landsfrau Ane Appelkvist Stenseth. Mit Ausnahme von Teresa Stadlober, die 44. wurde, kamen aber alle deutschsprachigen Athletinnen ins Viertelfinale. Mit einer Ausnahme: Die für Taiwan startende Sophia Tsu Velicer rutschte bei ihrem Weltcupdebüt in einer Kurve von der Strecke und wurde somit mit Abstand Letzte. Die 24-Jährige mit Schweizer Vater und taiwanesischer Mutter lebt und studiert in der Schweiz und begann erst vor drei Jahren ernsthaft mit dem Langlauf. Trainiert wird sie vom Schweden Johan Engdahl.

Anian Sossau nach Krankheit raus

Anian Sossau (GER) © Modica/NordicFocus

Bei den Herren stellte Marcus Grate sich auf der Zielgeraden den Stock zwischen die Beine und verpasste das Viertelfinale durch den Sturz. Auch norwegische Sprinter wie Ansgar Evensen und Matz William Jensen schieden aus wie auch alle drei Österreicher Mika Vermeulen, Benjamin Moser und Michael Föttinger auf den Rängen 36, 37 und 39. Das Schweizer Team musste in den Heats auf Cyril Fähndrich verzichten, der 32. wurde, wie auch auf den 42. Erwan Käser. Weltcup-Debütant Noe Näff wurde 48., Beda Klee 50. und Antonin Savary 57. Der Liechtensteiner Robin Frommelt belegte Rang 67. von 75 Startern. Anian Sossau verpasst den Heimweltcup in Oberhof krankheitsbedingt und kam gestern in der disqualifizierten Staffel nicht mehr zum Einsatz. Heute zeigte sich, dass der 24-Jährige noch nicht wieder in der Form vom Dezember ist, wo er die Viertelfinals in den Freistilsprints erreichte. Diesmal kam er über Platz 55 nicht hinaus und kam damit als einziger der sechs DSV-Läuferinnen und -Läufer nicht weiter in die Heats. Pia Fink hatte ihren Start wegen Erkältungssymptomen absagen müssen.

=> Ergebnis Sprint FT Damen
=> Ergebnis Sprint FT Herren

Weltcup Goms zum Nachlesen

=> Langlauf Weltcup kehrt nach 24 Jahren ins Schweizer Goms zurück
=> 18 Deutsche sind in der Schweiz dabei
=> Schwedischer Favoritensieg in Mixed Staffel und starke Schweizer Teams im Goms

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