Interview mit Tobi Angerer: „Erst die Spannung, dann Schliffe und Wachse“

Tobi Angerer © Atomic

In der Szene redet jeder von neuen Schliffen und Strukturen sowie neuen Super-Wachsen. Bekommt der Ski an sich dabei zu wenig Beachtung?

Tobias Angerer bei der Skiwauswahl

Jeder der drei Punkte verdient seine Anerkennung und Aufmerksamkeit, aber in meinen Augen war und ist die Spannung und der Aufbau der Skier am Allerwichtigsten. Struktur, Schliff und Wachs sind das Finetuning. Ich vergleiche das Ganze gerne mit der Formel 1. Das Auto, wie es entwickelt wurde, hat bestimmte Eigenschaften und einen Grundspeed. Alles was dann am Rennwochenende mit Set Up und Feinabstimmung im Kampf um Zehntelsekunden verändert wird, hilft dem Piloten, das Auto schneller zu machen. Beim Ski ist es ähnlich. Erst die Spannung, dann Schliffe und Wachse. Diese Reihenfolge würde ich jedem empfehlen, der sich Skier kaufen möchte. Und wenn man das Ganze dann zusammensetzt, dann steht dem Spaß und hohen Geschwindigkeiten in der Loipe nichts mehr im Wege!

Atomic hat nun zur Schwesterfirma Salomon nachgezogen und einen Carbonski auf den Markt gebracht, allerdings im Klassik-Bereich. Was hältst du von dem Werkstoff, der nun auch im Skilanglauf immer mehr Einzug findet?

Ich denke, das ist eine Entwicklung, die in vielen anderen Sportarten schon längst vollzogen und nun im Skisport mehr als überfällig ist. Carbon hat viele Vorteile, ob Leichtigkeit, Stabilität oder Lebensdauer. Und mit der Veränderung der Lauftechnik zu immer mehr Krafteinsatz und Power, bekommt man die Energie in Form von Geschwindigkeit und Führungseigenschaften noch mehr zurück. Und die Leichtigkeit der Skier bringt nur Vorteile mit sich. Wichtig ist auch, dass Carbonski nicht gleich Carbonski ist. Neben dem Carbon Chassis ist der Aufbau und die Spannung der Skier entscheidend. Aber das hatten wir ja schon …

Nun bist du von Atomic nicht nur dafür engagiert worden, die Firma zu repräsentieren. Welche Rolle hast du bei der Produktentwicklung übernommen?

Tobias Angerer bei der Skiauswahl © Jakob Reisinger

Ich bin im engen Austausch mit Yann und seinem Team. Ich denke, dass ich hier meine 20-jährige Rennsporterfahrung gut mit einbringen und somit auch helfen kann, die Atomic-Ski weiterzuentwickeln. Im letzten Frühjahr konnte ich bereits die neuesten Bauweisen und Technologien der Skier testen und mein Feedback weitergeben. Auch in den kommenden Wochen und Monaten wird es meine Aufgabe sein, Veränderungen, die am Ski vorgenommen werden, zu testen und grundlegend zu analysieren. Aber wie schon gesagt, wir sind hier auf einem sehr guten Weg und arbeiten hier in unserem Team sehr eng zusammen. Eine weitere wichtige Funktion wird für mich aber auch sein, eine Schnittstelle für junge Athleten zu werden. Ziel muss es hier sein, jungen Sportlern die Möglichkeiten zu geben, die neuen Atomic-Ski zu probieren und somit die Marke auch wieder in den Fokus der Athleten zu bringen.

Nimmt man deine Ratschläge auch an? Wie viel Tobi Angerer steckt zum Beispiel im neuen Redster Carbon beziehungsweise wird zukünftig drin stecken?

Ich hoffe doch sehr (lacht)… Der neue Redster Carbon ist, und hier lege ich großen Wert darauf, das Produkt des Atomic-Teams. Der Ski bringt alles mit und ist, ohne untertreiben zu wollen, sehr weit oben anzusiedeln. Jetzt geht es darum, diesen Ski weiterzuentwickeln, kleine Dinge z.B. an der Spannung, zu verändern. Atomic hat ein riesengroßes Potential, ich weiß das aus meiner eigenen Erfahrung und jetzt heißt es, das Ganze nach vorne zu bringen und das bestmöglichste Produkt dem Athleten und allen begeisterten Langläufern anzubieten. Eine kleine Anekdote muss ich jetzt noch erzählen. Mitte April hatten wir noch die Clubmeisterschaft von meinem Verein, dem SC Vachendorf auf der Winklmoosalm. Ich hab zu Yann gesagt, dass ich gerne ein, zwei verschiedene Skatingski und Bauweisen probieren möchte. Ich habe dann getestet, es waren auch schon die neuesten Modelle dabei, habe mich dann für einen entschieden und ich bin an den Start gegangen. Es war aber kein normales Rennen, sondern ein Gleichmäßigkeitsrennen, 3 Runden á 1000 Meter. Derjenige, der die Runden am gleichmäßigsten läuft, hat gewonnen. Das Ende vom Lied… Ich wurde 11. von 12 Teilnehmern, weil meine letzte Runde 25 Sekunden schneller war als die erste… Der Ski war so leicht und genial zu laufen, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass ich immer schneller wurde… Den Ski hat jetzt übrigens Andi Katz in seinem Sortiment 🙂

Viel Spaß bei dieser spannenden und interessanten Aufgabe und danke für das Interview!