Langlauf Weltcup-Saison 2013/14: Ein Blick zurück

Johaug/Sundby © Felgenhauer/NordicFocus

Denkt man an den Weltcupwinter im Skilanglauf zurück, erinnert man sich sofort an viele spannende Rennen – ebenso wie an deutsche Top-Ergebnisse.

Wenig Schnee im olympischen Winter

Langlauf Weltcup-Winter? Diese Bezeichnung hatte die Saison nur bedingt verdient. Schnee musste man in diesem Winter nämlich mit der Lupe suchen – und das nicht nur als Hobby-Langläufer. Auch die Organisatoren der Weltcups hatten ihre liebe Müh‘ und Not, faire Wettkämpfe auf die Beine zu stellen. Da half nur tonnenweise Breznsalz, um ein knöcheltiefes Einsinken im sulzigen Schnee auf ein Minimum zu beschränken. Das änderte aber nichts daran, dass sich fast überall ein grau-weißes Band als Weltcupstrecke durch grün-braune Wälder zog. Schnee en masse gab es in diesem Winter eigentlich nur beim Weltcup in Lillehammer. Fast an allen Weltcuporten ist nun bereits schneeloser Frühling angesagt, nur nördlich des Polarkreises und südlich der Alpen findet man noch Naturschnee.

Skandinavier die Abräumer in Sochi

Blickt man auf den Langlauf-Medaillenspiegel von Sochi wird eines klar: Norwegen und Schweden haben die olympischen Langlaufbewerbe dominiert. Jeweils elf Medaillen konnten beide Mannschaften verbuchen in insgesamt zwölf Wettkämpfen, darunter fünfmal Gold für Norwegen. Drei dieser Titel sicherte sich Marit Bjørgen (im Teamsprint mit Ingvild Flugstad Østberg), die anderen beiden gingen an die Sprinter Maiken Caspersen Falla und Ola Vigen Hattestad. Die Schweden sahen lange wie das Silber-Team aus – wie schon bei den letzten Weltmeisterschaften. Doch mit den beiden Goldmedaillen in den Staffelrennen, in denen die Norweger komplett verwachsten, konnte die schwedische Olympiamannschaft noch einmal aufholen. Ebenfalls sehr zufrieden sein konnten die Finnen mit einmal Gold und zweimal Silber, Justyna Kowalczyk, die ihre einzige Goldchance trotz gebrochenen Fußes nutzte, und die Schweiz dank Dario Cologna.

Sundby souverän, spannendes Johaug/Bjørgen-Duell

Ein Mann dominierte den Weltcup von Anfang bis Ende. So konstant wie er war keiner. Siege in allen drei Etappenrennen des Winters plus Edelmetall in Sochi zeigten diese Stärke noch einmal sehr eindrücklich: Martin Johnsrud Sundby war einfach das Maß aller Dinge. Dementsprechend ungefährdet sicherte er sich auch die große Kristallkugel im Gesamtweltcup. Ungewohnt eng war es dagegen im Gesamtweltcup der Damen, wo sich Therese Johaug und Marit Bjørgen ein spannendes Duell bis zum letzten Rennen lieferten. Vor Weihnachten: Vorteil Marit. Dann Vorteil Therese durch Tour de Ski-Erfolg. Anschließend Marits große Aufholjagd. Spannung pur. Mit dem besseren Ende für Therese.

Im Einzelnen: TOP bei den Herren

Neben Martin Johnsrud Sundby muss man definitiv auch Alexander Legkov mit seiner tollen Saison hervorheben: Immer wieder vorn dabei, auch wenn der ehrgeizige Russe mit einem Podestplatz nicht zufrieden ist – er will immer gewinnen. Das tat er in Toblach mit seinem ersten Weltcupsieg in einem Klassikrennen, in Sochi verzichtete er aber zu Gunsten der Staffel auf den klassischen Einzelstart und krönte seine Olympialeistung am Ende mit dem Olympiasieg im 50er Freistil. Ebenfalls mehr als zufrieden sein mit seiner verletzungsbedingt verkürzten Saison muss Dario Cologna – viele Rennen konnte der Bündner im Winter nicht bestreiten, in denen er dann aber mit zweimal Gold in Sochi das Optimum herausholte. Durchaus positiv muss man wohl auch die Saison von Chris Jespersen einordnen: Zwar bestritt der Norweger in der zweiten Saisonhälfte nicht mehr alle Weltcups, doch dank seiner tollen Tour de Ski und vielen anderen starken Platzierungen konnte er seinen zweiten Platz im Gesamtweltcup lange halten – bis fast zum Saisonende. Da sind wir auch schon bei einem weiteren Lichtblick: Alex Harvey, dem einzigen Hoffnungsschimmer der ansonsten schwachen Kanadier, der zusammen mit Legkov beim Weltcupfinale an Jespersen im Gesamtweltcup vorbezog. Ebenfalls zu den Tops des Jahres gehört auf Seiten der Sprinter Ola Vigen Hattestad: Nach vielen gesundheitlichen Problemen in den letzten zwei Jahren steigerte er sich kontinuierlich und rückte mit seinem Sieg vor den Olympischen Spielen von der Reservistenrolle ins Sprint-Aufgebot – und stürmte zum Olympiasieg. Auf den Punkt fit war auch Daniel Richardsson: Durch einen schweren Verkehrsunfall weit zurückgeworfen konnte er seine Leistungen nach und nach immer mehr verbessern und so zu olympischen Medaillenehren stürmen und diese Ergebnisse mit dem Sieg am Holmenkollen bestätigen. Ein weiterer Athlet, der einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht hat, ist Federico Pellegrino: Der Italiener hat sich zu einem sicheren Finalteilnehmer im Sprint entwickelt, der lange Zeit die zweiten Plätze gebucht zu haben schien – im Saisonendspurt ging ihm dann leider etwas die Luft aus.

FLOP bei den Herren

Wie schon erwähnt: Das kanadische Langlaufteam brachte mit Ausnahme von Alex Harvey in diesem Winter nicht viel Zählbares zusammen – egal ob Distanz- oder Sprint-Team. Auch für Petter Northug passte nicht viel zusammen in dieser Saison, die er dann auch vorzeitig beendete: Grund war ein hartnäckiger Infekt in der Saisonvorbereitung, der durch den Trainingsrückstand nicht viele gute Ergebnisse zuließ. Nicht ganz überzeugen konnten aber auch die russischen Sprinter, die zwar immer wieder ganz vorn auftauchten, aber über die Saison gesehen alle zu unkonstant waren, um in den Kampf um die Sprintkugel einzugreifen. Größter Flop von allen ist aber selbstverständlich Johannes „Joe“ Dürr, der seine tollen Leistungen im Weltcup und vor allem bei der Tour de Ski durch regelmäßiges EPO-Doping erreichte.

TOP bei den Damen

Top bei den Damen waren natürlich in erster Linie die Norwegerinnen – an denen führt einfach (fast) kein Weg vorbei. Den Weg vorbei an Bjørgen & Co fand nur Justyna Kowalczyk, die in Klassikrennen wieder eine sehr gute Saison zeigte und diese Leistung mit dem Olympiasieg krönte – trotz gebrochenem Fuß wegen zu exzessivem Feierns. Beste Sprinterin der Saison war ebenfalls eine Nicht-Norwegerin: Kikkan Randall, die zum dritten Mal in Folge über die kleine Kristallkugel jubeln konnte. Hervorheben sollte man im norwegischen Team aber auch neben den dominierenden Bjørgen und Johaug Ingvild Flugstad Østberg, die einen großen Schritt nach vorn machte, was mit zwei olympischen Medaillen belohnt wurde. Auch eine erfahrene Athletin darf an dieser Stelle nicht vergessen werden: Nach häufigen gesundheitlichen Problemen in den letzten Jahren absolvierte die 35-jährige Aino Kaisa Saarinen ihre beste Saison seit Jahren. Dagegen gab es im schwedischen Team eine junge Aufsteigerin, die den Sprung in die Weltspitze im Sprint nun geschafft hat: Stina Nilsson, die Junioren-Weltmeisterin von 2013.

FLOP bei den Damen

Mit Ausnahme von Nilsson und Charlotte Kalla gab es im Team der Skandinavier aber erneut einige Enttäuschungen zu verzeichnen: Ida Ingemarsdotter konnte im Sprint nicht an ihre Leistungen der letzten Jahre anknüpfen, bei Anna Haag läuft es sowieso schon länger nicht mehr rund. Eine verkorkste Saison war es auch für die Österreicherin Katerina Smutna, die am Ende als 30. gerade noch so den Sprung in die rote Gruppe im Distanzbereich schaffte, im Sprint aber nicht an die Erfolge der Vorjahre anknüpfen konnte. Eher enttäuschend verlief die Saison auch für die russischen Damen, die es nur einmal in Szklarska Poreba mit Tchekaleva und Ivanova auf das Podest schafften.

DSV-Rückblick: Wie war die Saison der deutschen Skilangläufer?

Im deutschen Skilanglauf gab es im olympischen Winter viele positive Ergebnisse zu bejubeln – allen voran Denise Herrmann. Die Oberwiesenthalerin hat es geschafft, sich in der Weltspitze der Sprinter festzusetzen und regelmäßig auf das Podium zu laufen. Lange Zeit kämpfte sie auch mit um die kleine Kristallkugel, bis ihr im letzten Saisondrittel leider etwas die Luft ausging. Dennoch eine beeindruckende Saison, die Lust auf mehr macht! Auch insgesamt wusste das deutsche Sprint-Team sehr zu überzeugen, denn auch Josef Wenzl gehörte zu den besten Sprintern der Saison und endete wie Denise Herrmann am Saisonende auf dem Podium der besten Sprinter. Da Denise sich anders als in den Jahren zuvor komplett auf den Sprint konzentrierte, mussten andere Deutsche in Distanzrennen in die Bresche springen: Steffi Böhler kam spät in Form, lief dann aber in Sochi als Sechste das beste Rennen ihrer Laufbahn. Bei den Herren war Hannes Dotzler bester Distanzläufer mit einem Podestplatz und vielen weiteren guten Rennen. Leider konnte er die letzte Weltcupphase wegen eines grippalen Infekts nicht mehr in Angriff nehmen. Noch ein Wort zum Nachwuchs: Florian Notz startete als Siebter mit einem Paukenschlag in sein erstes Weltcuprennen – wir sind gespannt auf mögliche Einsätze im nächsten Winter! Wenig positiv verlief die letzte Saison der großen Drei im deutschen Team, Tobias Angerer, Axel Teichmann und Jens Filbrich. Zwar konnte Axel seine Karriere mit einem achten Platz in Sochi beenden, weitere gute Ergebnisse waren, wie auch bei seinen beiden Kollegen, eher selten. Katrin Zeller konnte in ihrer letzten Saison noch einmal konstant in die Top-30 laufen, bevor nun der Liegestuhl wartet.

Oben rechts neben diesem Text findet ihr noch einmal den Link zu allen Weltcups der Saison und den Olympischen Spielen.