Tour de Ski 2015: Neun Tage, sieben Etappen, drei Länder - xc-ski.de Langlauf

Tour de Ski 2015: Neun Tage, sieben Etappen, drei Länder

Höhenprofil Prolog © Veranstalter

Sieben Etappen in neun Tagen sind für die diesjährige Tour de Ski geplant – und dank des späten Einsatzes von Frau Holle können auch alle Etappen mehr oder weniger unverändert ausgetragen werden.

Langlauf-Action Anfang Januar

Anders als sonst beginnt die Tour de Ski in diesem Jahr erst nach dem Jahreswechsel. Erster Etappenort in Oberstdorf, das sich in Zukunft mit Oberhof abwechseln soll. Los geht es mit dem traditionellen Prolog gefolgt von dem Handicaprennen in klassischer Technik, bevor es am ersten Reisetag in die Schweiz weitergeht. In der Heimat von Gianluca und Dario Cologna wird ein Sprint in der freien Technik ausgetragen. In Toblach muss das mehr oder weniger geliebte Bergauf-und-Bergab-Rennen 2015 ausfallen – es liegt nicht genug Schnee in Italien, so dass die Athleten in Toblach ihre Runden drehen werden. Den Abschluss der Tour de Ski machen wieder die bekannten Teilstücke im Fleimstag mit dem gefürchteten Schlussanstieg.

Topfavoriten kommen aus Norwegen

Nach dem bisherigen Saisonverlauf mit 80% aller Podestplätze an Norweger ist eines klar: Auch hier muss man die Skadinavier an allererster Stelle nennen. Bei den Herren ist dies Titelverteidiger Martin Johnsrud Sundby, bei den Damen ist ein spannendes Duell zwischen Marit Bjørgen und Therese Johaug zu erwarten. Bjørgen muss im Sprint einen ordentlichen Vorsprung auf ihre Teamkollegin herausholen, um am Schlussanstieg bestehen zu können. Dort benötigt sie vermutlich wieder einen Vorsprung von mindestens einer Minute auf Duracell-Johaug, die den Berg mit ihrer hohen Frequenz deutlich schneller hinaufspringt. Bei den Damen kann voraussichtlich niemand einen norwegischen Sweep durch Johaug/Bjørgen und Heidi Weng verhindern, dahinter lauert aber auch schon Ingvild Flugstad Østberg. Justyna Kowalczyk, die gut gelaunt mit Hund und viel Schnee in der Ramsau ins Neue Jahr feierte, scheint dagegen nicht mal in der klassischen Technik um Podestplätze kämpfen zu können. Bei den Herren stehen die Chancen sehr gut, zumindest einen norwegischen Dreifachsieg zu verhindern. Viel vorgenommen hat sich in erster Linie Dario Cologna, seine größte Konkurrenz wird aber aus Norwegen kommen. Außenseiterchancen auf das Podium haben möglichweise die Schweden Marcus Hellner und Calle Halfvarsson, Alex Harvey aus Kanada (wenn da nicht der Schlussanstieg wäre…..) und die Russen um Vylegzhanin und Chernousov, die sich aber ähnlich wie Justyna Kowalczyk deutlich steigern müssten.

Ausfälle und Überraschungen im Kader

Bei vielen Nationen gibt es die eine oder andere Überraschung – teils kurzfristig aus Krankheitsgründen, teilweise war die Tour de Ski auch einfach nicht eingeplant. Zur Kategorie der Letzteren gehören überraschend Pål Golberg und Finn Hågen Krogh, die bei der Mini-Tour in Lillehammer eine sehr gute Figur gemacht hatten. Ein Team mit mehreren aussichtsreichen Kandidaten auf Podien bei einzelnen Etappen haben neben den Norwegern auch deren Nachbarn aus Schweden (z.B. Nilsson, Halfvarsson), bei denen Charlotte Kalla allerdings auf die Tour verzichtet zu Gunsten der Heim-WM. Einen ähnlichen Weg muss auch Johan Olsson gehen – der ist aber wieder einmal krank gewesen. Ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen fällt der ursprünglich nominierte Didrik Tønseth nach seiner Blinddarm-OP aus, er wird durch Simen Håkon Sveen ersetzt. Sorgen haben auch die finnischen Verantwortlichen: Von den ursprünglich zehn Nominierten fehlt einer wegen Grippe ganz sicher (Lari Lehtonen), Krista Pärmäkoski bekam ebenfalls nach den Feiertagen Fieber, gab aber inzwischen grünes Licht für einen Start. Geplant darauf verzichten wird Matti Heikkinen, während sich sein Teamkollege Iivo Niskanen, eher ein Klassikspezialist, der Herausforderung stellen will. Landsmann Sami Jauhojärvi musste noch am Freitag kurzfristig mit einem fieberhaften Infekt seinen Verzicht erklären. Im Lager der Russen gibt es eigentlich nur eine Überraschung, dafür aber gleich eine große: Yulia Tchekaleva, das Zugpferd der Russinnen, nimmt diesmal nicht teil. Eine kurzfristige Änderung ergab sich im Herren-Team: Alexander Legkov meldete sich am Freitag Mittag krank von der Tour ab. Team Italien dürfte vermutlich nur im Sprint in Erscheinung treten durch Davos-Sieger Federico Pellegrino, zu schwach ist die Form der italienischen Distanzläufer. Etwas mehr dürften sich die Franzosen Manificat und Gaillard ausrechnen, nachdem sie immerhin schon ein gutes Rennen ablieferten – mehr als Außenseiterchancen auf einen Top10-Platz einer Etappe düfte aber nicht drin sein. Die Schweizer setzen (fast) alle Hoffnungen auf Dario Cologna, im insgesamt zwölfköpfigen Aufgebot rechnen sich aber zumindest die Sprintspezialisten gute Chancen auf ein gutes Resultat vor heimischem Publikum aus.

Die deutschen Ziele

Last but not least nach den internationalen Sportlern ein Blick auf die deutschen Athleten und ihre Ziele. Bundestrainer Frank Ullrich schickt einen sehr großen Kader in die Auftaktetappen der Tour (wir berichteten). Die Hoffnungen ruhen in diesem Jahr ganz auf den Damen, von denen einige schon unter die besten Zehn liefen: Denise Herrmann und Hanna Kolb im Sprint, Steffi Böhler (klassisch) sowie Claudia Nystad und Nicole Fessel (beide Skating) in den Distanzrennen. Das wollen die DSV-Damen nun wiederholen oder wie Frank Ullrich sagte: „Es gilt, eine möglichst positive Gesamt-Tourleistung zu zeigen und dabei in einzelnen Rennen Highlights zu setzen. Ziel muss es sein, uns im Distanzbereich über die Tour de Ski weiter zu profilieren. Wir möchten bei der Tour Akzente und uns mit positiven Leistungen in Szene setzen.“ Somit ist die Marschroute klar. Bei den Herren sieht das ganz anders aus. Josef Wenzl im Sprint nicht in Form, Sebastian Eisenlauer will in Val Müstair die zweite Hälfte der Norm schaffen. Im Distanzbereich sah es im jungen deutschen Team nach dem Umbruch bisher zappenduster aus, was aber im Vorfeld zu erwarten war. Neues Zugpferd im Team soll neben Tim Tscharnke auch Hannes Dotzler werden, der aber im Sommer krankheitsbedingt viele Ausfälle hatte und der Form der letzten Jahre noch hinterherläuft. Zusätzlich musste er auch Davos#2 wieder erkrankt auslassen. Es heißt also wohl weiter, kleine Brötchen zu backen und die Hoffnungen auf die nächsten Jahre zu setzen. „Das Herrenteam ist nach dem Umbruch in der Mannschaft weiterhin in einer Lernphase. Wir müssen dem jungen Team Zeit geben, sich zu behaupten und seine Fähigkeiten weiter zu entwickeln“, so der Bundestrainer.

Preisgeld und Weltcuppunkte

Insgesamt werden in den kommenden neun Tagen für beide Geschlechter 560.000 Schweizer Franken an Preisgeld ausbezahlt. Der Gewinner der Tour erhält 90.000 Franken, der Zweitplatzierte 50.000 Franken und der Dritte 30.000 Franken. Zusätzlich kommen pro Etappe jeweils 6.000 Schweizer Franken für Damen und Herren zur Auszahlung. Der Gewinn der Sprintwertung der Tour wird mit jeweils 11.000 Franken honoriert und der Führende nach jeder Tour-Etappe erhält zusätzlich täglich 1.000 Franken. Der Sieger der Tour de Ski erhält außerdem 400 Weltcuppunkte für den Gesamtsieg. Weitere 50 Punkte gibt es wie gewohnt für einen Tagessieg, so dass insgesamt maximal 750 Weltcuppunkte zu erringen sind, wenn man alle Etappen für sich entscheidet. Der Sprint wird in die Sprintweltcupwertung gezählt, alle anderen Etappen gehören zum Distanzweltcup.

Sehr gute Schneeverhältnisse in allen Austragungsorten

Oberstdorf, GER
Noch vor einer Woche gab es nahezu keinen Schnee im Allgäu. Doch der Wettergott hatte ein Einsehen mit dem ersten Tour-Start in Oberstdorf: Seit Tagen schenit es in Oberstor fast ohne Pause, was das Auftaktspringen der Vierschanzentournee ordentlich durcheinanderwirbelte. Deutlich mehr als ein halber Meter Naturschnee ist zur Zeit in Oberstdorf zu finden, noch mehr davon soll kommen. Am Wochenende zum Auftakt der Tour liegen die Temperaturen aber eventuell knapp über Null, so dass der angekündigte Niederschlag auch als Regen möglich ist. Sicherheitshalber hat das Organisationskomitee 1.500m³ Schnee aus dem Allgäu zusammengetragen und es konnte 800m³ zusätzlicher Schnee produziert werden durch die neue finnische Technik, die bereits beim Skisprung-Weltcup in Klingenthal im November bei viel zu warmen Temperaturen erfolgreich zum Einsatz kam. Die Organisatoren haben die bereits bekannte 2,5 Kilometer lange Runde für die Tour de Ski vorbereitet, die schon 2012 gelaufen wurde.

Val Müstair, SUI
Die Heimat der Cologna-Brüder ist bereit für eine weitere Tour de Ski-Etappe. Der einzige Sprint der diesjährigen Auflage wird in Val Müstair ausgetragen unter exzellenten Schneebedingungen. In der Schweiz hat es noch mehr geschneit als in Oberstdorf. Zusätzlich zu dem künstlich hergestellten Schnee für die Wettkampstrecke brachte nun Frau Holle massenhaft Naturschnee nach Graubünden und verwandelte das Tal in ein Winterwunderland. So warten am Ruhetag optimale Trainingsbedingungen auf die Athleten.

Toblach, ITA
Auch das nordische Langlaufzentrum in Toblach berichtet von sehr guten Schneebedingungen. Leider gibt es in der Region bisher fast keinen Naturschnee, so dass die Strecke mit 30.000m³ Kunstschnee präpariert wurde. Wegen des Schneemangels musste das traditionelle Verfolgungsrennen Cortina-Toblach gestrichen und durch einen Rundkurs in Toblach ersetzt werden. Gelaufen wird auf einer 5 Kilometer-Runde, die am Dienstag fertiggestellt wurde.

Val di Fiemme, ITA
Der traditionelle Etappenort Val di Fiemme hat ebenfalls mit Schneeproblemen zu kämpfen. Dennoch gelang es dem OK, genügend Kunstschnee zu produzieren, um die Wettkampfstrecken mit ausreichend Schnee zu belegen. In Lago di Tesero wird eine 2,5 Kilometer lange Runde für die Massenstarts am Samstag genutzt. Der Schlussetappe bis zur Alpe Cermis war bereits fertig präpariert durch die Marcialongastrecke, die das Stadion und den Fuß des Monsteranstiegs verbinden. An der Alpe Cermis wurde ebenfalls mit Schneekanonen gearbeitet.

Alle Etappen LIVE

Das erste Großereignis für Langläufer und Fans in diesem Winter, die Tour de Ski, wird von Eurosport komplett live übertragen. ARS und ZDF sind teils live dabei, teils zeigen sie Zusammenfassungen. Als Alternative zum Fernsehen bieten sich die verschiedenen Livestreams der Öffentlich-Rechtlichen sowie der Eurosport Player.

Die Tour-Etappen 2015 im Überblick

Etappe 1: 3km Damen/4km Herren FT Prolog (Samstag, 3. Januar 2015, 10:45 Uhr (Damen) und 12:45 Uhr (Herren) in Oberstdorf (GER))
Die erste Etappe findet wie immer im Einzelstart statt, diesmal in freier Technik. Die besten 30 des Gesamtweltcups starten in umgekehrter Reihenfolge in der letzten Gruppe, der/die Weltcupführende als Letztes. Die Sportler mit den höchsten FIS-Punkten starten zwischen den gesetzten Athleten, der Athlet mit den meisten Distanz-FIS-Punkten startet als Erster dieser Gruppe (also vor dem 30. im Gesamtweltcup), der 30. in der FIS-Punkteliste geht unmittelbar vor dem Weltcupbesten ins Rennen. Alle anderen Sportler mit weniger Punkten laufen in umgekehrter Reihenfolge zu Beginn des Rennens.
Zeitgutschrften: Es gibt Bonussekunden für die ersten Drei im Ziel: Der Gewinner erhält 15 Sekunden, der Zweite zehn und der Dritte fünf.

Etappe 2: 10km Damen/15km Herren KT Handicaprennen (Sonntag, 4. Januar 2015, 11:00 Uhr (Damen) und 12:15 Uhr (Herren) in Oberstdorf (GER))
Mit den relativ geringen Abständen aus dem Prolog gehen die Sportler in das klassische Handicaprennen. Wer zuerst ankommt, ist der Sieger des Tages und der neue Führende in der Tour de Ski.
Zeitgutschriften: Es gibt wie auf der ersten Etappe Bonussekunden für die Top3.

Etappe 3: Sprint KT Damen/Herren (Dienstag, 6. Januar 2015, Finalläufe ab 13:15 Uhr in Val Müstair (SUI))
Die besten 30 nach zwei Etappen starten als Erste in den Sprintprolog, innerhalb dieser 30 Athleten wird ausgelost. Ab Nummer 31 starten die Athleten in der Reihenfolge ihrer aktuellen Platzierung in der FIS Tour de Ski.
Zeitgutschriften: Bonussekunden gibt es für die besten 30 des Sprints. Der Sieger bekommt 60 Sekunden, der Zweite 56 Sekunden, der Dritte 52 Sekunden,…

Etappe 4: 5km Damen/10km Herren KT Einzelstart (Mittwoch, 7. Januar 2015, 13:00 Uhr (Herren) und 15:30 Uhr (Damen) in Toblach (ITA))
Der aktuelle Führende in der FIS Tour de Ski-Wertung geht als Erster in das Einzelstartrennen. Die anderen Sportler erhalten ihre Startnummern in der Reihenfolge der Tour de Ski-Wertung nach drei Etappen.
Zeitgutschriften: Für die Podestplätze gibt es im Ziel 15, zehn und fünf Bonussekunden.

Etappe 5: 15km Damen/35km Herren FT Handicaprennen (Donnerstag, 8. Januar 2015, 12:15 Uhr (Herren) und 15:30 Uhr (Damen) in Toblach (ITA))
Die Startreihenfolge ergibt sich aus dem bisherigen Stand der Tour de Ski-Wertung mit den Abständen nach vier Etappen. Ist der Startabstand zu groß, können die hinteren Athleten im Wellenstart auf die Strecke geschickt werden – das entscheidet die Jury! Gelaufen wird diesmal wegen des Schneemangels auf einem Rundkurs in Toblach.
Zeitgutschriften: Auch diesmal erhält der Sieger 15 Bonussekunden, der Zweite zehn und der Dritte fünf.

Etappe 6: 10km Damen/15km Herren KT Massenstart (Samstag, 10. Januar 2015, 13:00 Uhr (Herren) und 12:45 Uhr (Damen) in Val di Fiemme (ITA))
Die Läufer erhalten ihre Startnummer nach dem aktuellen Stand in der Tour de Ski-Wertung. Die Besten nach fünf Etappen starten aus der ersten Reihe im Massenstart.
Zeitgutschriften: Für die Podestplätze gibt es im Ziel 15, zehn und fünf Bonussekunden. Auf der Strecke erhalten die Damen einmal, die Herren zweimal bei einer Zwischenzeit ebenfalls Bonussekunden (15, 12, 10, 8, 6, 5, 4, 3, 2 und 1 Sekunden für die ersten Zehn an der Zwischenzeit). Steigt ein Sportler nach einem Top10-Platz beim Zwischensprint aus dem Rennen aus, bleiben die Bonussekunden für die folgenden Sportler unverändert.

Etappe 7: 9km Damen/9km Herren FT Alpe Cermis (Sonntag, 11. Januar 2015, 12:00 Uhr (Herren) und 13:30 Uhr (Damen) in Val di Fiemme (ITA))
Auch auf der Schlussetappe ergeben sich die Startnummern aus der Gesamtwertung der Tour. Die Sportler starten mit den Abständen nach den vorangegangenen sechs Etappen in den schwierigen Schlussanstieg. Auch diesmal kann die Jury über einen Wellenstart entscheiden.
Zeitgutschriften: Keine Bonussekunden im Ziel.

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