Biathlon Canmore: Erstes Weltcup-Podest für Janina Hettich-Walz

Janina Hettich-Walz (GER) © Manzoni/NordicFocus

Janina Hettich-Walz erreichte zum Abschluss der Saison mit Rang zwei im Massenstart beim Biathlon Weltcup in Canmore ihr erstes Weltcuppodest. Siegerin wurde Lou Jeanmonnot, die sich damit auch den kleine Kugel in der Massenstartwertung sicherte. Die große Siegerin des Tages aber war Lisa Vittozzi als Gesamtweltcupsiegerin der Saison 2023/24.  

Wer gewinnt den Massenstart, wer holt sich die kleine Kugel?

Mit 31 Punkten Vorsprung in der Massenstartwertung ging die Französin Julia Simon ins Rennen. Lena Häcki-Groß war die Zweitplatzierte und auch im letzten Damenrennen war Spannung angesagt und noch nichts in trockenen Tüchern. Lisa Vittozzi trug das gelbe Trikot und ihr Vorsprung in der Gesamtweltcupwertung auf Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold betrug 61 Punkte. Mit Vanessa Voigt, Janina Hettich-Walz, Selina Grotian und Sophia Schneider waren vier DSV-Damen für den abschließenden Massenstart qualifiziert, aus der Schweiz Lena Häcki-Groß und Amy Baserga und für Österreich lediglich Anna Gandler.

 

Nach zwei Schießen führt Julia Simon

Julia Simon (FRA) © Manzoni/NordicFocus

Beim ersten Anschlag blieben 15 Athletinnen fehlerfrei und Julia Simon absolvierte ihre Treffer am Schnellsten, gefolgt von Juni Arnekleiv, Hanna Oeberg und Lou Jeanmonnot. Lena Häcki-Groß musste eine Extrarunde drehen, auch Ingrid Landmark Tandrevold, und Lisa Vittozzi traf gar zwei Scheiben nicht. Auf der Runde zum zweiten Anschlag setzte sich eine sechsköpfige Spitzengruppe ab, darunter Janina Hettich-Walz und Vanessa Voigt lief mit einem Abstand von 15 Sekunden nach vorne in der ersten Verfolgergruppe. Julia Simon, Juni Arnekleiv, Lou Jeanmonnot und auch Janina Hettich-Walz hielten sich beim zweiten Liegendschießen ein weiteres Mal schadlos und an fünfter Position mit 12 Sekunden Abstand bog Lena Häcki-Groß in die nächste Runde ein, gefolgt von Anna Gandler aus Österreich, die bis dahin ohne Schießfehler auskam. Tandrevold verließ den Schießstand als 13. und Lisa Vittozzi als 20. 

Lou Jeanmonnot geht an die Spitze

Lou Jeanmonnot (FRA) © Manzoni/NordicFocus

Die Vierergruppe an der Spitze blieb bis zum Schießstand dicht beisammen während Lena Häcki-Groß und Anna Gandler etwas näher heranrückten. Und nun sollte sich die Führung ändern. Julia Simon und Juni Arnekleiv verfehlten zwei Scheiben, nur Lou Jeanmonnot und Janina Hettich-Walz aus der Spitzengruppe räumten ab und verließen gemeinsam den Schießstand mit 21 Sekunden Vorsprung vor Hanna Oeberg. Lena Häcki-Groß hielt trotz einer weiteren Strafrunde die fünfte Position und Anna Gandler lag an sechster Stelle, gefolgt von Julia Simon aus der Strafrunde kommend. Tandrevold war nach einem weiteren Fehler Neunte und auch Lisa Vittozzi brachte wieder einen Schuss nicht ins Ziel und verließ den Schießstand als 16. In der Spur hielt sich Hettich-Walz an den Skienden von Lou Jeanmonnot während die Verfolgerinnen weder Zeit noch Plätze gut machten.

Das letzte Schießen entscheidet – Janina Hettich-Walz wird Zweite

Janina Hettich-Walz (GER) © Manzoni/NordicFocus

Mit 26 Sekunden Vorsprung kamen die beiden Führenden zum entscheidenden Schießen. Die Französin setzte den ersten Schuss, der vorbei ging, und bei Janina Hettich-Walz kam der dritte Schuss nicht ins Ziel. Während die beiden in der Strafrunde kreiselten, konnte von den Verfolgerinnen nur die Französin Gilonne Guigonnat die gebotene Chance nutzen und aufrücken, da Jeanmonnot und Hettich-Walz (+ 2,5 Sek.) bereits aus der Strafrunde zurück in die Schlussrunde einbogen. Gilonne Guigonnat reihte sich mit 8 Sekunden Rückstand auf die Deutsche an dritter Position ein. Anna Gandler blieb im letzten Anschlag fehlerfrei und rückte auf die vierte Position, 10 Sekunden hinter ihr die Schwedin Hanna Oeberg. Julia Simon war eingangs der Schlussrunde auf Rang sieben und hinter ihr Ingrid Landmark Tandrevold. Lisa Vittozzi riskierte im letzten Anschlag nochmals, verfehlte zwei Scheiben und kam als 21. zurück in die Spur. In einer spannenden Schlussrunde setzte sich die Französin deutlich von Hettich-Walz ab, die aber den Abstand zu den hinter ihr kommenden Athletinnen vergrößerte. Lou Jeanmonnot brachte den Sieg im letzten Rennen der Saison sicher ins Ziel und Janina Hettich-Walz wurde Zweite. „Ich bin überglücklich, dass es im letzten Rennen mit einem Einzelpodium noch geklappt hat. Ich hatte noch nie so ein Rennen wie heute, war immer in der Führungsgruppe. Ich habe mich ein bißchen versteckt und auf der Schlussrunde konnte ich nichts mehr zusetzen, aber Lou hat den Sieg verdient,“ so Janina Hettich-Walz nach dem Rennen im ZDF zu ihrem ersten Weltcuppodium, nachdem sie zuvor bei der Biathlon Weltmeisterschaft in Nove Mesto na Morave in diesem Jahr Silber im Einzel holte. Dritte wurde die Französin 25jährige Gilonne Guigonnat. Nur sie und die Italienerin Beatrice Trabucchi brachten alle zwanzig Schüsse ins Ziel. Justine Braisaz-Bouchet belegte Rang vier und verwies Anna Gandler auf den fünften Platz, gefolgt von Hanna Oeberg, Julia Simon und Ingrid Landmark Tandrevold. „Mit einem ‚Personal Best‘ die Saison abzuschließen, macht mich wirklich ein wenig sprachlos. Das war wieder ein richtig geiles Rennen und ich bin wirklich megahappy. Ich habe mich sehr gut gefühlt und für mich könnte die Saison auch noch gerne ein bisschen länger dauern. Liegend hatte ich heute zunächst leider ein Problem mit meinem Magazin, deswegen habe ich relativ lange für meine Serie gebraucht und viel Zeit verloren. Aber alles in allem bin ich Fünfte geworden, habe mein bestes Ergebnis erreicht und darf bereits zum vierten Mal zur Flower-Ceremony – einfach unglaublich,“ so Anna Gandler (Quelle: PM ÖSV). Amy Baserga kam nach nur einem Schießfehler auf Rang neun vor Lena Häcki-Groß auf Platz zehn.

Die weiteren deutschen Platzierungen

Vanessa Voigt (GER) © Manzoni/NordicFocus

Vanessa Voigt verfehlte lediglich im zweiten Anschlag eine Scheibe und kam nach neunzehn Treffern auf dem elften Rang ins Ziel. Vanessa Voigt lag mit ihrem Angang im Spitzenbereich und insbesondere auf der Schlussrunde nur 17,1 Sekunden hinter der Schnellsten, aber am Schießstand kostbare Zeit liegen lassen und damit auch eine Podestplatzierung vergeben. Sowohl beim Schießen als auch bei der Rangetime bildet Vanessa Voigt in der Endwertung das Schlusslicht, eine Minute langsamer als Julia Simon. Selina Grotian machte mit einer starken Schlussrunde vier Plätze gut und kam mit drei Strafrunden im Gepäck als 14. ins Ziel. Sophia Schneider war mit vier Schießfehlern belastet und reihte sich auf Platz 17 ein.

Lou Jeanmonnot sichert sich kleine Kristallkugel

Lou Jeanmonnot (FRA) © Manzoni/NordicFocus

In der Massenstartwertung freute sich am Ende die Drittplatzierte. Julia Simon kam nach drei Strafrunden auf Rang sieben ins Ziel und Lena Häcki-Groß, die zuvor Zweitplatzierte, beendete das Rennen nach vier Schießfehlern auf dem zehnten Rang. Lou Jeanmonnot sammelte mit dem Sieg 90 Punkte, übernahm damit die Führung und wurde mit der kleinen Kristallkugel für den Sieg in der Massenstartwertung ausgezeichnet. Mit einem besonderen Preis wurde nach dem Wettkampf auch die Schwedin Elvira Oeberg ausgezeichnet. Sie wurde beste Athletin der unter 25jährigen.

Lisa Vittozzi gewinnt Gesamtweltcup der Damen

Lisa Vittozzi (ITA) © Manzoni/NordicFocus

„Ein Traum ist wahr geworden.“ Mit diesen Worten kommentierte die sympathische Italienerin den größten Erfolg ihrer Biathlonkarriere. Sie war in der Saison 2023/24 die konstanteste Biathletin und gewinnt zum ersten Mal die große Kristallkugel. Zuvor wurde sie bereits mit jeweils der kleinen Kristallkugel für den Sieg in der Verfolgungs- und in der Einzelwertung geehrt. Die 29jährige Carabinieri musste sich vor dem ZDF-Interview erst sammeln, zu emotional war es für sie zuvor, als sie realisierte, dass sie es geschafft hat. Weinend gestand sie, dass ihr der Gewinn des Gesamtweltcups sehr viel bedeutet. „Ich habe geweint wie ein kleines Kind,“ sagte sie, und weiter: „meine Biathlonkarriere war eine Achterbahnfahrt und ich bin stolz auf mich, dass ich für meinen Traum gekämpft habe, und heute ist er wahr geworden.“

„Ingrid ist so eine liebe Person“

Ingrid Landmark Tandrevold (NOR), Lisa Vittozzi (ITA), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Erste Gratulantin im Ziel war Ingrid Landmark Tandrevold. Die Norwegerin hatte bis zuletzt geführt und erst im vorletzten Rennen, der Verfolgung von Canmore, die Führung an Lisa Vittozzi abgeben müssen. „Ingrid ist so eine liebe Person und ist natürlich nicht glücklich mit dem Saisonende, aber sie kann stolz sein, was sie die ganze Saison geleistet hat. Sie hätte es genau so verdient, aber so ist Biathlon,“ so Lisa Vittozzi, die ganz genau weiß, was diese Worte bedeuten. Sie hat dieselbe Situation erlebt, als in der Saison 2018/2019 ihr Dorothea Wierer den Gesamtsieg im letzten Rennen wegschnappte.  

Ergebnis Massenstart Damen

Weltcupgesamtstand Damen

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