Nordische Kombination: Zwei Legenden treten ab

Bundestrainer Hermann Weinbuch (untere Reihe, 2.v.l.) mit Vinzenz Geiger (GER), Johannes Rydzek (GER), Eric Frenzel (GER), Julian Schmid (GER), (l-r) nach dem Teamwettbewerb in Planica und dem Gewinn der Silbermedaille
Bundestrainer Hermann Weinbuch (untere Reihe, 2.v.l.) mit Vinzenz Geiger (GER), Johannes Rydzek (GER), Eric Frenzel (GER), Julian Schmid (GER), (l-r) nach dem Teamwettbewerb in Planica und dem Gewinn der Silbermedaille © Thibaut/NordicFocus

Der Bundestrainer machte vor einigen Tagen den Anfang, am Donnerstag zog sein langjähriger Star-Athlet nach: Eric Frenzel und Hermann Weinbuch werden am Saisonende ihre aktive Laufbahn beenden.

Eric Frenzel (GER) präsentiert seine 18. WM-Medaille in Planica (SLO).
Eric Frenzel (GER) präsentiert seine 18. WM-Medaille in Planica (SLO). © Thibaut/NordicFocus

Am späten Donnerstagabend platzte die Bombe: Eric Frenzel, seit kurzem Rekord-medaillengewinner bei Weltmeisterschaften, verkündete das Ende seiner aktiven Karriere. Bereits vor Planica hatte er angekündigt, noch ein letztes Ziel in seiner Karriere zu verfolgen: den Gewinn seiner 18. WM-Medaille, die ihn zum alleinigen Rekordhalter vor Björn Dählie (NOR) machen würde. Mit dem Silberrang beim Teamwettbewerb erfüllte sich Frenzel seinen Traum – und der Kreis schloss sich. „Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für mein Karriereende hat mich schon länger begleitet“, erklärt Eric Frenzel. „Natürlich habe ich nach wie vor Spaß an meinem Sport, aber ich merke, dass die Zeit gekommen ist, einen Schlussstrich unter die Karriere zu ziehen. Mit dem Highlight der 18. WM-Medaille konnte ich nochmal ein i-Tüpfelchen setzen. Bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2007 habe ich meine erste Medaille gewonnen – damals sind wir in Planica gesprungen. Jetzt konnte ich ebenfalls in Planica meine letzte Medaille gewinnen. Damit schließt sich ein schöner Kreis.“

Sportliche Rekorde und Ehren

Eine hart erkämpfte Silbermedaille nach 12 Tagen COVID-Quarantäne für Frenzel in Peking: Manuel Faisst (GER), Julian Schmid (GER), Eric Frenzel (GER), Vinzenz Geiger (GER), (l-r) bei der Siegerehrung
Eine hart erkämpfte Silbermedaille nach 12 Tagen COVID-Quarantäne für Frenzel in Peking: Manuel Faisst (GER), Julian Schmid (GER), Eric Frenzel (GER), Vinzenz Geiger (GER), (l-r) bei der Siegerehrung © Thibaut/NordicFocus

Dazwischen lagen zahllose Erfolge und Rekorde. Neben der 18. WM-Medaille siegte Frenzel in insgesamt 16 Jahren in der Weltcup-mannschaft bei 43 Weltcups und gewann ganze fünf Mal hintereinander (2013-2017) den Gesamt-Weltcup. Bei internationalen Großereignissen war der Sportsoldat ein Garant für deutsche Erfolge: er sammelte sieben Olympische Medaillen, davon drei goldene, und wurde siebenmal Weltmeister. Zur Nordischen Kombination kam der gebürtige Sachse aus dem Erzgebirge bereits mit sechs Jahren. Mit 13 Jahren wechselte er auf das Sportinternat in Oberwiesenthal. Seit 2004 gehört das Ausnahmetalent dem DSV-Kader an. 2011 avancierte Frenzel mit vier Medaillen zum erfolgreichsten Kombinierer der Weltmeisterschaften in Oslo. Neben den zahlreichen Olympia- und WM-Medaillen, die folgten, zählte zu einem seiner größten Erfolge aber auch, dass er bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang zum Fahnenträger der deutschen Mannschaft auserkoren worden war.

Persönliches Ziel erreicht

Eric Frenzel (GER) verabschiedet sich nach 16 Jahren im Weltcup.
Eric Frenzel (GER) verabschiedet sich nach 16 Jahren im Weltcup. © Thibaut/NordicFocus

Nun soll also Schluss sein. „Ich wollte nie, dass die Leute irgendwann mal sagen: ‚Jetzt könnte er eigentlich mal aufhören‘“, ergänzt Frenzel. „Ich merke, dass es schwerer wird, um Top-Positionen mitkämpfen zu können. Mit der Team-Medaille in Planica habe ich mein persönliches Ziel aber erreicht, 18 WM-Medaillen zu gewinnen. Ich bin stolz auf meine lange Karriere und sehr dankbar. Die letzten Weltcups werde ich jetzt genießen – Oslo und Lahti waren ebenfalls besondere Orte in meiner Karriere.“ Ganz von der Bildfläche verschwinden wird Frenzel aber nicht. Er kündigte an, dem Sport in irgendeiner Form erhalten zu bleiben: „Ich werde dem Sport, insbesondre meiner geliebten Nordischen Kombination treu bleiben- die Zukunft wird zeigen, in welcher Form sich das vollzieht“, schrieb Frenzel in den sozialen Medien.


Auch Weinbuch tritt ab – nach 27 Jahren

Erfolgreicher Nordischer Kombinierer und langjähriger Bundestrainer: Hermann Weinbuch (GER)
Erfolgreicher Nordischer Kombinierer und langjähriger Bundestrainer: Hermann Weinbuch (GER) © Reichert/NordicFocus

Bundestrainer Hermann Weinbuch hatte seinen Rücktritt unmittelbar im Anschluss an den letzten Wettkampf bei der WM in Planica live im ARD-Interview verkündet. „Ich glaube die Zeit ist gekommen, dass ich ins zweite Glied trete“, sagte Weinbuch während des Sportschau-Gesprächs bei der Nordischen Ski-WM im slowenischen Planica. „Ich glaube, mich hat es immer ausgezeichnet, dass ich nach vorne schaue. Wir hatten eine tolle WM, einen jungen Athleten, der super performt hat. Für die Zukunft ist gesorgt.“ Seinem Abschied stehe er insgesamt sehr positiv gegenüber. „Es überwiegt die Freude.“ Seit 1996 war Weinbuch Bundestrainer gewesen. Seitdem gewann das deutsche Team zahllose Medaillen und Titel, mehr als fünfzig Medaillen bei Großereignissen. Doch Weinbuch war zuvor auch selbst erfolgreicher Kombinierer gewesen. So hatte er in der Saison 1985/86 den Gesamtweltcup gewonnen sowie 1985 und 1987 insgesamt drei WM-Titel. Entsprechend wird der 62-Jährige ebenso wie Frenzel von Horst Hüttel, Sportdirektor für Skisprung und Nordische Kombination im Deutschen Skiverband, gewürdigt: „Mit Eric Frenzel und Hermann Weinbuch verlassen heuer gleich zwei Lichtgestalten der Nordischen Kombination die Bühne“. Wer Weinbuchs Nachfolger werden soll, steht noch nicht fest. Die Entscheidung darüber soll im Frühjahr fallen.