Fragen und Antworten der FIS zur neuen Stockregel

Marcus Hellner (SWE), hinten Jonas Dobler (GER) © Felgenhauer/NordicFocus

Der internationale Skiverband FIS hat, nachdem aus Anfragen und Kommentaren im Internet viele Fehlinterpretationen der neuen Regel zur individuellen Maximallänge von Klassik-Stöcken bei Langlaufrennen abzulesen waren, einen Frage und Antwort Artikel veröffentlicht, den wir für euch übersetzt haben.

1. Warum wurde diese Regelung eingeführt? Was ist das Hauptziel der Regel?

Das Hauptziel der Regel ist nicht, Doppelstockschieben zu verbieten, sondern ein zusätzliches Hilfsmittel zum Schutz der klassischen Technik und alle ihrer Aspekte (Diagonal, Doppelstockschub, Doppelstockschub mit Zwischenschritt, Grätschen) hinzuzufügen, damit Wettbewerbe in klassischer Technik fair für alle sind. Nach zweijährigen Gesprächen, Umfragen, Erfahrungen und wissenschaftlichen Studien war es Zeit, ein Signal zu geben und der Langlauf-Gemeinschaft Antworten zu geben. Die große Mehrheit spricht sich für zwei Techniken aus (klassische und freie Technik). Das Komitee ist sich ferner einig, dass, wenn sich die klassische Technik nur zum Doppelstpckschieben ohne Steigwachs entwickeln sollte, es eine Technik sein wird, die unmöglich zu kontrollieren ist. Doppelstockschieben wird nicht als unabhängige Technik gesehen und es werden auch in Zukunft keine Events stattfinden, die nur für Doppelstockschieben ausgeschrieben sind. Das Langlauf-Komitee unterstrich die Notwendigkeit, in die Diskussion über die Zukunft der klassischen Technik ein breites Spektrum von Menschen einzubeziehen, die auf unterschiedlichen Wettbewerbsniveaus arbeiten oder konkurrieren. Auch wenn die aktuelle Situation auf der Weltcup-Ebene mehr oder weniger unter Kontrolle zu sein scheint, ist die Situation auf den niedrigeren Ebenen und den Volksläufen definitiv schwieriger. Die aktuellen Entwicklungen bei den Trainingsmethoden und der Einsatz von Ausrüstung speziell für junge Athleten sind auch einige wichtige Faktoren, die berücksichtigt wurden.

2. Wer hat diese Regel vorgeschlagen und angenommen?

Der Entscheidungsfindungsprozess in der FIS ist komplex. Der Rat ist die oberste Autorität der FIS und zwischen den Kongressen trifft er alle erforderlichen Beschlüsse. Der Rat ernennt die Vorsitzenden und die Mitglieder der Ausschüsse, Unterausschüsse und Arbeitsgruppen, die den Rat beraten und für die technischen und sonstigen vorgesehenen Tätigkeiten der FIS zuständig sind. Ehemalige Elite-Langläufer, Cheftrainer nationaler Teams, Direktoren von Langlauf/Nordic Abteilungen der nationalen Skiverbände und andere Experten vertreten ihre Nationalen Skiverbände im Langlauf-Komitee und in seinen Unterausschüssen. Der Langlaufausschuss erhielt vom Deutschen Skiverband im Sommer 2016 den Vorschlag einer maximalen Stocklänge. Alle Ausschussmitglieder erhielten diesen Vorschlag mit der Aufgabe, diese in ihren nationalen Skiverbänden zu diskutieren. Auf der Herbsttagung der FIS in Zürich wurde der Vorschlag im Unterausschuss für Regeln und Kontrolle, im Unterausschuss für Weltcup und Continentalcup und im Langlaufausschuss diskutiert. Nach einer offenen und demokratischen Diskussion akzeptierte der Langlaufausschuss den Vorschlag einstimmig mit einer Änderung der Definition der maximalen Stocklänge.

3. Warum wurde die Regel auf der FIS-Herbsttagung beschlossen und nicht im Frühjahr?

Seit mehreren Jahren diskutiert die Langlauf-Gemeinschaft über die Zukunft der klassischen Technik. Der Skilanglauf hat eine intensive Entwicklung durchgemacht, vergleichbar mit dem Auftauchen der Skatingtechnik in der Mitte der 80er Jahre. Die Entwicklung des Doppelstockschiebens hat den Kern des Skilanglaufsports herausgefordert. Es wurden mehrere Maßnahmen zur Verlangsamung dieser Entwicklung getroffen (siehe Ziffer 5). Idealerweise hätte die maximale Stocklänge im Juni festgelegt werden sollen, aber die Weiterentwicklung ist schnell gewesen. Nach langen Diskussionen während der Treffen in Cancun, Mexiko, wurde jeder nationale Skiverband gebeten, alle Aspekte des Problems auf allen Wettbewerbsniveaus zu untersuchen. Das Ergebnis war ein konkreter Vorschlag Deutschlands, der im Sommer kam.

4. Warum 83 Prozent der Körpergröße?

Das Feedback von vielen TrainerInnen war, dass viele Athleten in diesem Sommer klassische Stöcke testeten, die mehr als zehn Zentimeter länger waren als im Vorjahr. Der ursprüngliche Vorschlag des Deutschen Skiverbandes betrug 85 Prozent der Körperlänge (durchschnittliche Stocklänge, die von den Athleten in den letzten Jahren verwendet wurde), gemessen ohne Schuhe und für die Gesamtlänge des Stocks. 83 Prozent der Körpergröße wird mit Schuhen gemessen und für die Länge des Stocks von der Spitze bis zu der Stelle, wo die Schlaufe in den Stock führt.

5. Wird das die klassische Technik retten?

Die maximale Stocklängenregel ist nicht allein beim Versuch, die klassische Technik zu bewahren. Sie ist nur eines von einer Reihe von Werkzeugen. Einige Jahre wurde der Suche nach passenden Strecken für die klassische Technik viel Aufmerksamkeit geschenkt. Langlauf-Juries waren strenger und haben halbe Skatingschritte, Gleitphasen beim Grätschen, Skating in Kurven usw. bestraft. Darüber hinaus wurde die Entscheidungsfindung der Jury bei Missachtung der Regeln der klassischen Technik beschleunigt. Außerdem werden viele nationale Verbände Technikzonen testen, wo Doppelstockschieben verboten sein wird. Nun hat das Langlauf-Komitee eine maximale Stocklängenregel von 83 Prozent eingeführt. Diese wird keinen davon abhalten, auch in steilen Anstiegen zu schieben, aber man erwartet von ihr, dass die unerwünschte Entwicklung der klassischen Technik gestoppt wird. Die Erfahrungen aus der kommenden Saison werden im nächsten Frühjahr sorgfältig geprüft und weitere Schritte einschließlich einer Senkung des Prozentsatzes könnten diskutiert werden.

6. Gilt diese Regel nur für den Langlauf-Weltcup?

Nein, die Regel von 83 Prozent gilt für alle FIS-Wettbewerbe und für alle Altersgruppen.

7. Wie wird die neue Regel durchgesetzt?

Das Stockmessgerät sollte bereits während des offiziellen Trainings zur Verfügung stehen, damit Athleten ihre Ausrüstung selbst überprüfen können. Die Kontrollen werden nach dem Zufallsprinzip und/oder gezielt durchgeführt. Es wird möglich sein, die Messungen vor dem Start und nach dem Ende durchzuführen. Bei Bedarf werden mehr als ein Messgerät zur Verfügung stehen.

8. Was passiert, wenn ein Sportler mit einer falschen Stocklänge zum Start kommt?

Athleten, deren Ausrüstung nicht den ICR (internationale Wettkampfregeln) entspricht, dürfen nicht starten.

9. Was passiert, wenn sich ein Athlet in einem Wettkampf einen Stock bricht?

Stockbrüche im Wettbewerb sind nichts ungewöhnliches, vor allem in Massenstarts, Jagdstarts und Sprints. Wenn ein Sportler sich einen Stock bricht, braucht er natürlich so schnell wie möglich einen Neuen. Es ist möglich, dass der neue Stock nicht mit der 83 Prozent-Regel übereinstimmt. In diesem Fall wird das Laufen mit Stöcken unterschiedlicher Länge nicht als Vorteil angesehen. Die Länge des neuen Stocks ist irrelevant und der Athlet kann den Wettbewerb ohne Sanktion beenden.

10. Was passiert, wenn sich ein  Athlet in einem Wettbewerb beide Stöcke bricht?

Wenn beide Stöcke im Wettkampf zu Bruch gehen und der Athlet ein neues Paar erhält, müssen die Stöcke der 83 Prozent-Regel entsprechen.

Quelle: www.fis-ski.com