Nationale Langlauf Meisterschaften in Norwegen, Finnland und der Schweiz

Siri Wigger (SUI) © OIS/Ben Queenborough

Traditionell nutzen viele Nationen die Weltcuppause Ende Januar, um ihre nationalen Titelkämpfe auszutragen. Hier findet ihr die Ergebnisse aus Norwegen, Finnland und der Schweiz….

Norwegische Meisterschaften in Konnerud

Junges Talent schockt Arrivierte

Gegenüber des Drammener Stadtzentrums am anderen Ufer des Drammenselva wurden am Wochenende die nationalen Meisterschaften der Norweger ausgetragen – in Konnerud, wo vor Jahren auch einmal der Langlauf Weltcup ein Gastspiel hatte. Während die Entscheidungen der Damen wie erwartet ausgingen, gab es bei den Herren die eine oder andere Überraschung – zumindest im Sprint. Den Titel im Freistilsprint holte sich der erst 19-jährige norwegische Junioren-Meister und Silbermedaillengewinner der letzten JWM, Ansgar Evensen. Er ist der erste Junior, der den norwegischen Meistertitel gewann, seit Petter Northug das Kunststück vor 14 Jahren gelang. Ambitionen auf einen Weltcupstart meldet Evensen aber dieses Jahr noch nicht an, das will er dann in der nächsten Saison in Angriff nehmen. Silber holte sich Håvard Solås Taugbøl und Bronze Sindre Bjørnestad Skar. Kasper Stadås, Eirik Brandsdal und Erik Valnes gingen im Finale leer aus. Tags zuvor hatte Finn Hågen Krogh den Einzelstart im freien Stil über 15 Kilometer für sich entschieden – jedoch nur zwei Sekunden vor dem 21-jährigen Harald Østberg Amundsen. Bronze holte sich Jan Thomas Jenssen, der bei der Tour de Ski im Weltcup debütierte, gefolgt von Magne Haga, Hans Christer Holund und Didrik Tønseth. Am Samstag stand ein Klassik-Massenstart über 30 Kilometer auf dem Programm, den Pål Golberg im Zielsprint vor Martin Johnsrud Sundby gewinnen konnte. Martin Løwstøm Nyenget überquerte als Dritter die Ziellinie. Didrik Tønseth verpasste erneut die Medaillen und wurde Vierter vor Eirik Sverdrup Augdal. Johannes Høsflot Klæbo und Emil Iversen fühlten sich nicht fir genug für einen Start in Konnerud.

Favoritensiege durch Johaug und Falla

Bei den Damen ging alles seinen gewohnten Gang: Therese Johaug gewann beide Distanzrennen, Maiken Caspersen Falla den Sprint. Da Ingvild Flugstad Østberg und Nachwuchstalent Helene Marie Fossesholm im Einzelstart über 10 Kilometer nicht antraten, gelang Johaug ein ungefährdeter Sieg mit 45 Sekunden Vorsprung auf Astrid Uhrenholdt Jacobsen und Tiril Udnes Weng. Rang vier ging an Ragnhild Haga vor Heidi Weng, die schon auf den ersten zwei Kilometern 33 Sekunden verloren hatte. Im Massenstart über 15 Kilometer war es eigentlich bis zum Schluss spannend. Zwar verlor Østberg nach etwa der Hälfte der Distanz den Kontakt zu Johaug, blieb aber in der zweiten Rennhälfte immer in Sichtweite, so dass Johaug sich nie sicher sein konnte. Die 18-jährige Helene Marie Fossesholm gewann Bronze vor Anna Svendsen, Maiken Caspersen Falla und Lotta Udnes Weng. Ihre Cousine Heidi war nicht am Start. Im Sprintfinale schlug Falla von Anfang an ein hohes Tempo an und konnte so ihre Gegnerinnen in einem engen Rennen hinter sich lassen. Für sie war es der erste Titel seit 2017, der fünfte insgesamt. Silber ging an Ane Appekvist Stenseth vor Mathilde Skjærdalen Myhrvold. Julie Myhre, Heidi Weng und Kristine Stavås Skistad verpasstendie Medaillen. Eine weitere Entscheidung wurde am Sonntag mit den Dreier-Vereinsstaffeln ausgetragen, in der Petter Northug sein Comeback feierte, es aber schon nach 300 Metern bereute: „Ein 90 Kilo schwerer Körper ist schwer zu bewegen.“ Er wechselte als Startläufer seines Teams Strindheim II an 17. Stelle mit 42 Sekunden Rückstand. Der Sieg ging mit klarem Vorsprung an Lyn I mit Johan Tjelle, Hans Christer Holund und Simen Hegstad Krüger. Bei den Damen ging der Sieg ebenfalls recht deutlich an Nes Ski I mit den Zwillingen Lotta und Tiril Udnes Weng mit ihrer Startläuferin Amalie Håkonsen Ous.

Finnische Meisterschaften in Vöyri

Pärmäkoski und Kyllönen siegreich

Die Finnen bestritten an der Westküste Finnlands am Bottnischen Meerbusen in der Gemeinde Vöyri ihre Titelkämpfe, die aus einem Distanzrennen und einem Sprint bestanden. Bei den Damen wurde Krista Pärmkoski ihrer Favoritenrolle gerecht und gewann den Klassik-Einzelstart über zehn Kilometer mit 45 Sekunden Vorsprung vor Laura Mononen. Bronze ging an Vilma Nissinen. Susanna Saapunki wurde Vierte vor Riitta Liisa Roponen. Kerttu Niskanen (grippaler Infekt) und Anne Kyllönen waren nicht am Start, letztere dominierte dann aber tags darauf den Freistilsprint und überraschte im Siegerinterview ihre Landsleute, dass sie Sprintrennen eigentlich gar nicht mag. Im Finale hatte sie aber auch keine große Konkurrenz, weil bekanntere Athletinnen wie Laura Mononen, Vorjahressiegerin Katri Lylynperä, Johanna Matintalo oder Anita Kora, die Dritte der letzten Junioren-Weltmeisterschaften, überraschend früh scheiterten. Pärmäkoski ließ den Sprint zugunsten einer Trainingsphase aus – ihr großes Ziel ist die bevorstehende Ski Tour.

Erste Titel für Hyvärinen und Mäki

In Abwesenheit von Iivo Niskanen, der in Oberstdorf Atemprobleme hatte und sich noch nicht völlig erholt hat, holte im Klassikrennen der Herren über 15 Kilometer Perttu Hyvärinen seine erste Goldmedaille. Er war nur drei Sekunden schneller als Sprintspezialist Ristomatti Hakola. Markus Vuorela gewann mit fast zwei Minuten Rückstand Bronze vor Lauri Vourinen und Joni Mäki. Ähnlich wie Northug feierte auch der vor zwei Jahren zurückgetretene Ville Nousianen ein kleines Comeback, das er als Zehntplatzierter aber sofort wieder für beendet erklärte. Nach seiner Karriere begann er mit dem Trainerjob, den er wegen der Erkrankung und des Todes seiner Frau im letzten Sommer aber aufgab und sich vorerst ganz auf die gemeinsame Tochter konzentrierte. Auch Joni Mäki konnte über den ersten Titel seiner Laufbahn jubeln. Im Sprint im freien Stil setzte er sich klar gegen Verneri Suhonen und Karri Hakala durch, Lauri Vuorinen und Lauri Mannila verpassten die Medaillen wie auch Topfavorit Ristomatti Hakola, der von Mäki unbemerkt nach Kontakt mit Hakalas Ski gestürzt war – die Schuld für den Sturz suchte Hakola aber zu 100% bei sich selbst.

Schweizer Meisterschaften in Realp

16-jährige Wigger beeindruckt

In der Schweiz, in Realp im Südschweizer Kanton Uri, bestand das Wettkampfprogramm auf den selektiven Strecken aus einem Einzelstart im klassischen Stil sowie einer Verfolgung im Freistil. Im Klassik-Einzelstart über fünf Kilometer feierte die Davoserin Désirée Steiner den Titel. Steiner war nur 1,8 Sekunden schneller als Alina Meier und auch Jugend-Olympiasiegerin Siri Wigger war nur 2,7 Sekunden langsamer, was ein spannendes Verfolgungsrennen versprach. Mit ihrer Zeit hatte die 16-Jährige die Altersklassen U18 und U20 für sich entschieden. Tags darauf war das Nachwuchstalent über zehn Kilometer auf Skatingski die Stärkste und dominierte alle drei Kategorien. Sie verwies Alina Meier um 13,9 Sekunden und die Vortagessiegerin Désirée Steiner um 24,1 Sekunden auf die Plätze zwei und drei.

Bieler dominiert Klassik, Fotofinish in Verfolgung

Im Klassikrennen über 15 Kilometer war der Davoser Livio Bieler nicht zu schlagen. Der zweitplatzierte Dajan Danuser büßte 28 Sekunden auf den Sieger ein, Dritter wurde Toni Livers. Bei den Junioren gewann Gianluca Walpen in der Kategorie U18 sowie Nicola Wigger, der 18-jährige Bruder von Siri, die Kategorie U20. Das Verfolgungsrennen über ebenfalls 15 Kilometer entwickelte sich zu einem spannenden Schlagabtausch zwischen Livers und Danuser, die die knappe halbe Minute Rückstand auf Bieler im Laufe des Rennens gutmachten. Im Zielsprint setzte sich der erfahrene Livers nur um Haaresbreite gegen den Jüngeren durch. Livio Bieler holte mit 28 Sekunden Rückstand Bronze. Bei den U18-Junioren ging Gold an Antonin Savary. Nicola Wigger lief in der U20 seinen herausgeholten Vorsprung vom Vortag am Sonntag sicher ins Ziel. Er feierte den zweiten Schweizer Meistertitel in der U20-Kategorie innerhalb von 24 Stunden und konnte sich um 15,8 Sekunden vor dem ersten Verfolger Cla-Ursin Nufer durchsetzen.