Nordische Kombination: Geiger wird Olympiasieger

Das Podium: Joergen Graabak (NOR), Vinzenz Geiger (GER), Lukas Greiderer (AUT) (l-r)
Das Podium: Joergen Graabak (NOR), Vinzenz Geiger (GER), Lukas Greiderer (AUT) (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Vinzenz Geiger macht die Sensation perfekt: Im Einzelwettkampf von der Normalschanze in Peking krönt er sich zum Olympiasieger. Silber geht an Joergen Graabak (Norwegen), Bronze an Lukas Greiderer (Österreich). Johannes Rydzek musste sich kurz vor dem Ziel geschlagen geben. Terence Webers Hoffnung auf einen Start zerschlugen sich.

Geiger zündet Turbo, Rydzek bricht ein

Der Zieleinlauf: Geiger und Graabak sind vorne, Greiderer kann als einziger dranbleiben.
Der Zieleinlauf: Geiger und Graabak sind vorne, Greiderer kann als einziger dranbleiben. © Thibaut/NordicFocus

Johannes Rydzek hatte lange wie der sichere Sieger ausgesehen. Während des gesamten Rennens hielt er sich konstant mit Julian Schmid und Lukas Greiderer an der Spitze. In der letzten Runde setzte er seine Attacke. Während Schmid abreißen lassen musste, konnte Greiderer dranbleiben. Der Österreicher kämpfte, schlug sich auf die Oberschenkel, um die verkrampften Muskeln zu lockern. Doch die beiden schienen durch. Doch dann kam die Show von Vinzenz Geiger. Der Oberstdorfer hatte sich während des gesamten Rennens kontinuierlich nach vorne gearbeitet, die schnellste Laufzeit brachte ihn näher und näher an die Spitze. Immer im Schlepptau: Joergen Graabak. Eineinhalb Kilometer vor dem Ziel waren sie noch rund 16 Sekunden hinter Rydzek. Doch als Rydzek und Greiderer in den letzten Anstieg vor dem Ziel gingen, war Geiger dran. Er ließ die Führenden geradezu stehen, flog förmlich den Berg hinauf. Auch Graabak konnte mitgehen, während Rydzek, komplett blau, nichts mehr zusetzen konnte. Greiderer rettete sich hinter Geiger und Graabak ins Ziel, Rydzek musste am Ende sogar noch Johannes Lamparter ziehen lassen und wurde Fünfter. Schmid rundete das starke Mannschaftsergebnis mit dem achten Rang ab.

„Sachen gibt’s, die gibt’s eigentlich gar nicht“

Vinzenz Geiger und Joergen Graabak auf dem Weg ins Ziel
Vinzenz Geiger und Joergen Graabak auf dem Weg ins Ziel © Thibaut/NordicFocus

Während sich sämtliche Beobachter noch fassungslos die Augen rieben, konnte auch Geiger selbst es kaum glauben. „Sachen gibt’s, die gibt’s eigentlich gar nicht,“ stammelte er im Siegerinterview bei Eurosport. „Ich hab heute ein perfektes Rennen gehabt. Die Ski waren super, ich hab mich so gut gefühlt, ich hatte so viel Adrenalin im Körper, es war einfach brutal.“ Dabei hatte es zunächst gar nicht nach einem Geiger-Sieg ausgesehen. Nicht einmal nach einer Medaille. Denn der Sprung lief keineswegs so, wie Geiger sich das vorgestellt hatte. Nur Zwischenrang 11 nach 98 Metern, 1:26 Minuten Rückstand auf den Sprungsieger Ryota Yamamoto aus Japan musste Geiger einstecken. Seine Teamkameraden waren da schon erfolgreicher. Schmid als Dritter (103 m, + 0:40 min) und Rydzek mit starken 104 Metern als Vierter (+ 0:43 min) gingen fast zeitgleich mit dem zweitplatzierten Greiderer (103,5 m/ + 0:38 min) ins Rennen. Mit Lamparter, Ilkka Herola (FIN), Graabak und Akito Watabe (JPN) lagen zudem einige laufstarke Athleten vor Geiger, die sich ebenfalls Medaillenchancen ausrechneten. Doch Geigers Plan ging auf: „An Graabak ranlaufen und dann sehen was hintenraus noch geht. Und es ging einiges!“ (Quelle: Interview SID Marketing). Damit tritt Geiger die Nachfolge von Eric Frenzel an, der jeweils bei den letzten beiden Ausgaben der Olympischen Spiele von der Normalschanze triumphieren konnte.

DSV nur mit drei Athleten am Start

Johannes Rydzek sah bereits wie der sichere Sieger aus, doch am Ende reichte es nur zu Platz 5.
Johannes Rydzek sah bereits wie der sichere Sieger aus, doch am Ende reichte es nur zu Platz 5. © Thibaut/NordicFocus

Mit Geigers Sieg war auch der Ärger der letzten Tage zumindest relativiert. Als Kontaktperson zu den Corona-infizierten Eric Frenzel und Terence Weber musste er die vergangenen Tage in Isolation verbringen und durfte nicht mit der Mannschaft gemeinsam zum Training fahren. Der Abholservice klappte aber meist nicht reibungslos. Letztlich war er jedoch froh, überhaupt starten zu können. Diese Hoffnung hatte man im DSV-Lager zumindest kurzzeitig auch bei Terence Weber. Sein cT-Wert hatte am Dienstag so vielversprechend ausgesehen, dass man ihn kurzerhand auf die Startliste gesetzt hatte. Doch am Wettkampftag selbst hatte sich der Wert wieder verschlechtert, so dass Weber doch nicht starten konnte. Manuel Faißt, der nachnominiert worden war, ist zwar in der Zwischenzeit in Peking eingetroffen und hätte bereitgestanden. Doch dem Antrag des deutschen Teams auf eine Regeländerung, die einen einmaligen Einsatz erlaubt hätte, wurde nicht stattgegeben. Da man beim DSV weiter davon ausgeht, dass Frenzel und Weber bei den Großschanzenwettbewerben in der zweiten Woche mitmischen können, entschied man sich, auf der Normalschanze nur mit den drei Oberstdorfern an den Start zu gehen.

Zwischenstand SprungEndstand HS106/10km

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