Biathlon: Aufruhr um Julia Simon – Justine Braisaz-Bouchet zurück – Hohe Ziele von Chloe Chevalier

Julia Simon (FRA) © Manzoni/NordicFocus

Ist der Vorwurf des zweifachen Kreditkartenbetrugs der Grund dafür, dass die Gewinnerin des Biathlon Gesamtweltcups 2022/23, Julia Simon, bisher an keinem Training der französischen Nationalmannschaft teilgenommen hat? Justine Braisaz-Bouchet soll eine der Geschädigten sein. Sie plant bereits ihr Comeback nach der Babypause und Chloe Chevalier setzt sich nach dem Rücktritt ihrer Schwester hohe Ziele. 

Aufruhr um Julia Simon

Julia Simon (FRA) with French Team © Manzoni/NordicFocus

Der Gesamtweltcupsiegerin der Vorsaison, Julia Simon, wird von ihrer Teamkollegin Justine Braisaz-Bouchet und einem weiteren Mitglied des französischen Teams Kreditkartenbetrug vorgeworfen. Ski-nordique.net beruft sich auf eine Veröffentlichung der Zeitung L’Equipe in der es heißt, dass Julia Simon während der Blink-Festivalen im August 2022 in Sandnes, Norwegen, eine Bankkarte von Justine Braisaz-Bouchet verwendete um Interneteinkäufe im Wert zwischen 1.000 und 2.000 Euro zu bezahlen, und zwar unter Verwendung des eigenen Computers und der persönlichen E-Mail-Adresse. Ebenso soll sie kleinere Beträge mit der Karte eines weiteren Teammitglieds bezahlt haben. Nachdem sich die Angelegenheit nicht einvernehmlich klären ließ, hat Justine Braisaz-Bouchet den Verband unterrichtet. Sie und die zweite geschädigte Person haben schließlich im Winter 2023 Beschwerde gegen Julia Simon eingelegt. Wie französische Medien übereinstimmend berichten, wurde bereits am 1. Juni vom Verband ein Disziplinarausschuss wegen „Verstoßes gegen die Ethik durch einen Athleten des französischen Teams“ eingeleitet. Julia Simon und Justine Braisaz-Bouchet waren anwesend, begleitet von ihren jeweiligen Anwälten. Bei dieser unabhängigen Kommission war die Spannung zwischen den beiden Athletinnen spürbar, so das Magazin Le Dauphine. Bis zum Ende des Sommer muss Julia Simon nun gerichtlich gehört werden; sie bestreitet die Vorwürfe und hat seit gestern, als die Anschuldigungen öffentlich wurden, ihre Konten bei Facebook und Instagram stillgelegt. 

Die Atmosphäre zwischen den französischen Damen und Julia Simon ist angespannt und war dies offensichtlich auch während des gesamten Winters. Dass Julia Simon dennoch konstant gute Leistungen im Weltcup erbrachte und zur weltbesten Biathletin wurde, ist bemerkenswert. Nach Ende der letzten Saison zog sie sich zurück, nahm nur wenige Termine wahr und auch bei den bisher drei Lehrgängen der französischen Damen-Nationalmannschaft fehlte die 26jährige. Sie bereitet sich in ihrer Heimat Beaufortain individuell auf die kommende Saison vor. Vorerst gilt natürlich die Unschuldsvermutung und es bleibt zu hoffen, dass es sich um Missverständnisse handelt. Dennoch scheint die Affäre einen Keil zwischen Julia Simon und ihre Teamkolleginnen getrieben zu haben. Die Weltcupmannschaft wurde vom Verband bereits am 14. Juni über die Angelegenheit informiert. Heute fand nun eine diesbezügliche Krisensitzung des französischen Skiverbands statt, auf die nachstehende Pressemitteilung folgte: 

Text der Pressemitteilung des französischen Skiverbands

Nach der Veröffentlichung von Artikeln in der Presse, die von einem persönlichen Konflikt zwischen Julia Simon und Justine Braisaz-Bouchet berichten, möchte der französische Skiverband folgende Informationen liefern. Fabien Saguez, der Präsident des französischen Skiverbands, sah sich bereits im Frühjahr veranlasst, die nationale Disziplinarkommission wegen interner Vorgänge in der französischen Biathlon-Mannschaft anzurufen. Die erstinstanzliche nationale Disziplinarkommission der FFS trat am 1. Juni zusammen, um sich mit dem Fall zu befassen. Nach der Anhörung vertrat diese unabhängige Kommission die Auffassung, dass erst die Ergebnisse der strafrechtlichen Ermittlungen zeigen werden, ob die Julia Simon vorgeworfenen Taten tatsächlich belegt sind. Sie setzte daher das Verfahren bis zur Entscheidung der zuständigen Strafverfolgungsbehörde, die mit diesem Fall befasst ist, aus. Angesichts der Komplexität und Formalität des Sachverhalts sowie der widersprüchlichen Aussagen der verschiedenen Akteure waren die Mitglieder der Kommission der Ansicht, dass weder das Untersuchungsorgan noch die Disziplinarkommission der FFS über die erforderlichen, insbesondere technischen und informationstechnischen, Ermittlungsmöglichkeiten verfügen um sich zum Sachverhalt bestimmter Tatsachen zu äußern und festzustellen, ob diese gegen die Ethik und die Berufsethik verstoßen. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge wird sich der Französische Skiverband nicht weiter zu der Situation äußern.“

Justine Braisaz-Bouchet nach Babypause zurück

Justine Braisaz-Bouchet (FRA) © Manzoni/NordicFocus

Während Julia Simon bei den bisher durchgeführten Lehrgängen fehlte, kehrte die Olympiasiegerin im Massenstart Justine Braisaz-Bouchet nach ihrer Babypause ins Training zurück. Bei den „verhängnisvollen“ Blink-Festivalen letzten Sommer hatte sie ihren letzten Auftritt, ehe im Februar dieses Jahres ihre Tochter Côme zur Welt kam. Derzeit trainiert das Damenteam in Premanon und auch die junge Mutter Justine Braisaz-Bouchet war anwesend um die geplanten Lauf- und Laufbandtests zu absolvieren und offensichtlich befindet sich die 27jährige bereits in guter Frühform. „Justine ist wirklich fit und sportlich“, wird der Trainer Cyril Burdet bei Le Dauphine zitiert, und weiter „aber wir werden unsere Pläne für ihre Rückkehr nicht ändern.“ Während sie derzeit nicht die kompletten Vorbereitungseinheiten absolviert, ist ab August ihre vollständige Rückkehr zum Team vorgesehen. Ende Juli steht für das Team ein Vorbereitungskurs in Lillehammer und anschließend die Teilnahme bei den Blink Festivalen auf dem Programm. 

Chloe Chevalier steckt sich hohe Ziele

Chloe Chevalier (FRA) © Henriques/NordicFocus

Chloe Chevalier (27) ist die jüngere Schwester von Anais Chevalier-Bouchet. Letztere beendete zum Ende der Vorsaison ihre Leistungssportkarriere und nun plant die Jüngere der beiden den Vorstoß in die absolute Weltspitze. Zum Ende der Saison 2021/22 dachte sie selbst noch über ein Karriereende nach, hatte keine Freude mehr am Biathlon. Die hat sie zurück erlangt, arbeitete mit einem Mentaltrainer und erreichte vergangenen Winter mit Rang zwei im Sprint von Antholz ihr erstes Einzelpodium im Biathlon Weltcup und war stets ein wichtiger Teil der erfolgreichen französischen Damenstaffel. „Ich habe noch nicht das Ende meines Fortschritts erreicht“, fasste sie im Interview bei nordicmag zusammen und war zufrieden, dass es ihr gelungen war, die Freude am Wettkampf wiederzufinden, und weiter „ich weiß, was ich aufbringen muss, um an die Spitze zu kommen oder auf jeden Fall ein noch besseres Niveau zu erreichen.“ Zusammen mit Justine Braisaz-Bouchet, Caroline Colombo, Julia Simon, Paula Botet, Sophie Chauveau, Gilonne Guigonnat und Lou Jeanmonnot bildet Chloe Chevalier das französische Weltcupteam für die kommende Saison. 

Quelle: ski-nordique, le dauphine, nordicmag