Biathlon Weltcup: Entscheidung über Gesamtsieg fällt beim Saisonfinale in Canmore

Stadion Canmore © Manzoni/NordicFocus

Morgen starten die Biathleten in das Saisonfinale. Beim letzten Biathlon Weltcup in Canmore (CAN) stehen mit Sprints, Verfolgungen und Massenstarts die finalen Wettkämpfe auf dem Programm und im Kampf um die kleinen Kristallkugeln und um den Gesamtsieg ist es spannend wie selten und auch Benedikt Doll ist kurz vor seinem endgültigen Abschied vom Leistungssport noch im Rennen. 

Saisonfinale in Nordamerika

Stadion Canmore © Manzoni/NordicFocus

Biathlon Weltcups in Nordamerika finden sich eher selten im Terminkalender. Nach 2019 findet das Saisonfinale, das sonst meistens am traditionsreichen Holmenkollen ausgetragen wird, im canadischen Canmore statt. Das Canmore Nordic Center ist die Trainingsstätte für kanadische Langläufer und Biathleten. Auf einer Höhe von circa 1.400 Metern gehört das Nordic Center mit einem 65 km umfassenden Loipennetz, eine 6,5 km lange Loipe ist beleuchtet, zu den fünf größten in Kanada. Ein Teil der Loipen ist asphaltiert um das Sommertraining auf Skiroller zu ermöglichen. Canmore liegt circa 100 km westlich von Calgary im Bundesstaat Alberta in den kanadischen Rocky Mountains im Tal des Bow River. Das Stadion verfügt über die zur Durchführung von Biathlon Weltcups und Weltmeisterschaften erforderliche A-Lizenz der Internationalen Biathlon Union. Im Rahmen der Olympischen Winterspiele 1988 wurden dort die Biathlon- und Langlaufbewerbe und auch die der Nordischen Kombination ausgetragen. In den Jahren 2005/2006 wurden umfangreiche Renovierungsmaßahmen durchgeführt, der Schießstand erneuert, Loipen umgebaut, neue Funktionsgebäude errichtet, die Beschneiungsanlage zur größten in Nordamerika erweitert. Auf den Olympiastrecken fand 2009 die Junioren-Weltmeisterschaft im Biathlon statt, im Februar 2019 letztmals ein Biathlon Weltcup, der für die Athleten bei Temperaturen um minus 25 Grad und kälter zur Herausforderung wurde. Wettkämpfe mussten der Kälte wegen verlegt werden, das Einzel wurde als verkürztes ausgetragen und die abschließenden Sprints fielen komplett aus. Vergangene Saison richtete Canmore zwei IBU Cups, darunter das Saisonfinale für die Athleten des zweitklassigen IBU-Cups aus und auch da wurde die Kälte erneut zur Herausforderung. Für den Rest der Woche sind jedenfalls Temperaturen unter dem Gefriergrad angesagt, tagsüber soll sich die Sonne mit den Wolken abwechseln, auch Schneeschauer sind möglich und die zu erwartenden Höchstwerte werden mit drei Grad angegeben. 216 Athleten, davon 104 Damen und 111 Herren sowie 214 Offizielle aus 24 Nationen sind gemeldet. Selina Grotian als jüngste Athletin und Simon Eder als ältester Athlet.

 

Zehn Kristallkugeln zu vergeben

Julia Simon (FRA), Lisa Vittozzi (ITA), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Ausgangssituation bei den Damen

Jedes Rennen in Canmore wird doppelt spannend. Zum einen geht es um einen Weltcupsieg, aber nach jedem Rennen in Canmore steht auch ein Gesamtsieger fest. Es beginnt mit den Sprints. Bei den Damen führt die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold mit 18 Punkten Vorsprung vor Justine Braisaz-Bouchet. In Soldier Hollow siegte Braisaz-Bouchet vor Tandrevold, in der Verfolgung fielen beide mit jeweils sechs Fehlschüssen vom Podest. In der Verfolgungswertung der Damen steht Julia Simon mit 26 Punkten derzeit ganz vorne vor Lisa Vittozzi. Aber auch Lou Jeanmonnot, die zuletzt starke Rennen lief, fehlen nur 31 Punkte auf ihre Teamkameradin Julia Simon. Justine Braisza-Bouchet könnte auch hier noch den Sprung nach ganz oben schaffen, ihr fehlen derzeit 37 Punkte und Ingrid Landmark Tandrevold 38. Unter diesen drei Französinnen, der Italienerin Lisa Vittozzi, die bereits die kleine Kristallkugel im Einzel in dieser Saison gewann, und der Norwegerin Tandrevold wird es sich entscheiden. Wenn Sprint und Verfolgung entschieden sind, steht die vorletzte Entscheidung im Massenstart an. Hier fehlen Lena Häcki-Groß derzeit 31 Punkte auf die führende Julia Simon. Und zu guter Letzt werden alle drei Rennen in die Gesamtwertung einbezogen und wir wissen, wer diese Saison Gesamtsiegerin wird. Ingrid Landmark Tandrevold führt derzeit noch mit 73 Punkten Vorsprung vor Lisa Vittozzi und 83 vor Justine Braisaz-Bouchet. Mit guten Ergebnissen in Sprint und Verfolgung dürfte auch Julia Simon mit 106 Punkten Rückstand noch Ambitionen für den zweiten Gesamtsieg in Folge haben. Und dann steht noch die fünfte Trophäe bei den Damen aus: die Nationenwertung. Hier führt derzeit Frankreich vor Norwegen.

Tarjei Boe (NOR), Johannes Thingnes Boe (NOR), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Ausgangssituation bei den Herren

In der Sprintwertung liegen derzeit bis zu Rang neun nur Norweger und Deutsche. Tarjei Boe führt vor Sturla Holm Laegreid; der Abstand beträgt 22 Punkte. Benedikt Doll rangiert auf Rang drei – sein Abstand nach vorne beträgt 41 Punkte. In der Verfolgungswertung geht die kleine Kristallkugel in jedem Fall nach Norwegen. Fünf von ihnen liegen vorne und es führt Johannes Thingnes Boe mit 71 Punkten Vorsprung vor Johannes Dale-Skjevdal. Letzterer führt in der Massenstartwertung, hinter ihm drei weitere Teamkollegen und mit Vetle Sjaastad Christiansen der nur acht Punkte zurückliegt, hat er einen starken Widersacher und auch Johannes Thingnes Boe, dem zwölf Punkte nach vorne fehlen, ist zu rechnen. Und am spannendsten wird es in der Gesamtwertung der Herren. Es steht ein Duell der Boe-Brüder bevor und es kommt auf jeden Punkt an, so sagte es Johannes Thingnes Boe in Soldier Hollow: „Man weiß nie was passiert.“ Tarjei Boe liegt 62 Punkte hinter Johannes Thingnes, für den es der fünfte Gesamtsieg in seiner Karriere wäre. Der 35jährige Tarjei Boe ist derzeit in bestechender Form, er hat den Weltcup-Gesamtsieg erst einmal geholt und zwar in der Saison 2010/11, wo er auch die Kugel in Sprint und Verfolgung abräumte. Er trägt sich wohl mit dem Gedanken seine Karriere nach dieser Saison zu beenden, eine endgültige Entscheidung hat er noch nicht kommuniziert und der Ausgang, ob Gesamtsieg oder nicht, wird seine Entscheidung sicher beeinflussen. In der Nationenwertung der Herren liegt Norwegen klar vor Deutschland.

Lisa Vittozzi und Johannes Thingnes Boe wurden bereits für den Gewinn der Einzelwertung geehrt, ebenso Norwegens Damen-, Herren- und Mixed-Staffel. 

Heimweltcup für die Kanadier

Emma Lunder (CAN) © Manzoni/NordicFocus

Zum kanadischen Heimteam gehören bei den Herren Christian Gow, Adam Runnals und Zachary Conelly. Gow und Runnals haben es bereits in die Punkteränge geschafft, Conelly war nur in Östersund und in Soldier Hollow im Weltcup am Start und konnte da keine Punkte sammeln. Bei den Damen vertreten Emma Lunder, Benita Peiffer und Nadia Moser Kanada. Emma Lunder war im Sprint von Soldier Hollow auf Platz 14 gelaufen und in der Verfolgung 17. geworden. In der Gesamtwertung liegt sie mit 68 Punkten als Beste auf Rang 48. Auch Benita Peiffer und Nadia Moser haben bereits einige Weltcuppunkte erlaufen.        

Benedikt Dolls letzte Rennen

Wenn am Sonntag der letzte Startschuss im Massenstart der Herren fällt, wird Benedikt Doll ein letztes Mal in ein Biathlon Weltcuprennen starten. Nach 12 Jahren Weltcup zieht er einen Schlussstrich, ein Rücktritt vom Rücktritt ist für ihn ausgeschlossen, ebenso eine Trainerlaufbahn. Er möchte nicht mehr dauernd unterwegs sein, mehr Zeit mit seiner Frau und seinem Sohn verbringen und in Offenburg ein Studium über nachhaltige Energiesysteme beginnen.  

Das Team aus der Schweiz

Sandra Flunger (AUT) coach Team Switzerland, Kein Einaste (EST), coach Team Switzerland, Aita Gasparin (SUI), Lena Haecki-Gross (SUI), Susanna Meinen (SUI), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Das Weltcupteam der Schweiz ist unverändert nach Canmore weitergereist. Amy Baserga hat sich in Soldier Hollow bei einem Trainingssturz an der Schulter verletzt und konnte dort in keinem der Rennen starten und Niklas Hartweg musste wegen Halsschmerzen in der Verfolgung passen. Bleibt zu hoffen, dass beide zum Saisonfinale wieder fit sind. Die größten Erwartungen setzt das Schweizer Team in Lena Häcki-Groß. In der Verfolgung von Soldier Hollow lief sie von Platz 12 auf den fünften Rang, als 7. in der Gesamtwertung lag sie noch nie besser und im Massenstart ist alles möglich. Mit 31 Punkten liegt sie hinter Julia Simon auf Rang zwei.Damen: Amy Baserga, Aita Gasparin, Lena Häcki-Gross, Lea Meier, Susi MeinenHerren: Joscha Burkhalter, Jeremy Finello, Niklas Hartweg, Gion Stalder, Sebastian Stalder

Das ÖSV-Team

Anna Gandler (AUT) © Manzoni/NordicFocus

Die sportliche Leitung Biathlon beim ÖSV hat gegenüber Oslo und Soldier Hollow auch keine Veränderung im Weltcupteam vorgenommen. In Canmore sind daher aufgeboten: 

Damen: Anna Gandler, Lisa Hauser, Anna Juppe, Lea Rothschopf, Tamara Steiner

Die 23jährige Anna Gandler liegt derzeit als beste Österreicherin auf Rang 24 in der Gesamtweltcupwertung und ist an ihrer Teamkollegin Lisa Theresa Hauser vorbeigezogen. In Soldier Hollow fuhr sie mit Rang 6 im Sprint und Rang 8 in der Verfolgung ihre Karrierebestergebnisse ein. Sprint ist Anna Gandlers Lieblingsdisziplin und nach ihren Top-Ergebnissen in der Höhenlage von Soldier Hollow strebt sie in Canmore zum Abschluss der Saison das Podest an. Bei den Herren liegt als Bester „Altmeister“ Simon Eder als 30. in der Gesamtwertung. 

Herren: Simon Eder, Patrick Jakob, David Komatz, Magnus Oberhauser, Dominic Unterweger

Weltcupgesamtstand Damen nach Soldier Hollow

Weltcupgesamtstand Herren nach Soldier Hollow

Das Wettkampfprogramm

Donnerstag, 14. März 2024: 17.40 Uhr – Sprint Damen 7,5 km
Freitag, 15. März 2024: 17.40 Uhr – Sprint Herren, 10 km
Samstag, 16. März 2024: 18.10 Uhr – Verfolgung Damen, 10 km
Samstag, 16. März 2024: 22.10 Uhr – Verfolgung Herren, 12,5 km
Sonntag, 17. März 2024: 18.10 Uhr – Massenstart Damen, 12,5 km
Sonntag, 17. März 2024: 22.20 Uhr – Massenstart Herren, 15 km

Die Rennen werden vom ZDF und von EUROSPORT live übertragen und können darüber hinaus im Datacenter der IBU und auf eurovisionsport.com live verfolgt werden.