Langlauf Weltcup zu Gast in der Biathlon Hochburg Östersund

Oestersund (SWE) © Manzoni/NordicFocus

Vom Langlauf Weltcup in Gällivare zog der Tross 700 Kilometer nach Süden. Auch diesmal auf dem Weg in die Biathlon Hochburg Östersund konnten die Teams klimafreundlich ohne Flugzeug reisen – stattdessen saßen sie neun Stunden im Bus.

50.000 Einwohner Stadt mit Seeungeheuer

Der Langlauf Weltcup macht 2023 Station in der Biathlon-Hochburg Oestersund (SWE) © Manzoni/NordicFocus

Östersund ist als Biathlon Hochburg bekannt und hat seinen festen Platz im Weltcup Kalender. Die Langläufer sind nach dem Weltcup 1995, 2015 der Ski Tour 2020 zum vierten Mal auf den Biathlon Strecken zu Gast. Östersund hat etwa 50.000 Einwohner und liegt in der Provinz Jämtland in Mittelschweden. Die Stadt liegt am Storsjön, dem „großen See“, der mit seinen 456 Quadratkilometern und einer größten Tiefe von 74 Metern der fünftgrößte See Schwedens ist. Im See soll ein Ungeheuer leben, das Storsjöodjuret, auf Deutsch „Großer-See-Untier“. Es wurde 1635 in einer folklorischen Erzählung erstmals erwartet, erregte aber erst nach 1890 die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Es gab Hunderte Sichtungen, reale Beweise für die Existenz des Ungeheuers gibt es aber nicht. Bei dem Tier soll es sich um eine Seeschlange mit einem hundeähnlichen Schädel handeln. Sie soll etwa sechs Meter lang sein und in manchen Berichten hatte sie deutliche Buckel. Östersunds Maskottchen namens Birger ist natürlich an dieses geheimnisvolle Seeungeheuer angelehnt. Auch wenn die Athleten über die Europastraße E45 aus Gällivare angereist sind, besitzt die Region Östersund/Åre auch einen Regionalflughafen auf der Insel Frösön im Storsjön, zwölf Kilometer vom Biathlon Stadion entfernt.

Nachhaltiger Langlauf Weltcup ohne Schneesorgen

Oestersund, Stadion © Manzoni/NordicFocus

Östersund war Kandidatenstadt für die Olympischen Winterspiele 1994, 1998 sowie 2002 und war im Gespräch als Kandidatenstadt für die Olympischen Winterspiele 2014. Sportlich bekannt ist die Stadt in erster Linie für Biathlon-Veranstaltungen: Bislang wurden bereits drei Biathlon-Weltmeisterschaften in Östersund ausgetragen, 1970, 2008 und zuletzt 2019. In den anderen Jahren macht jeweils der Biathlon Weltcup dort Station. Der diesjährige Langlauf Weltcup wurde nachhaltig geplant – auch wenn die Schneelage schlechter gewesen wäre als es dieses Jahr der Fall war, wäre der Schnee für die Langläufer schon durch den Biathlon Weltcup vorhanden gewesen. Aber auch den am Montag abgereisten Biathleten sowie den Journalisten vor Ort fiel auf: Die Strecken sind diesmal noch breiter als sonst, um auch den Langläufern bei ihrem Weltcup mit Klassiksprint und Einzelstart im freien Stil genügend Überholmöglichkeiten zu bieten. Die Schneeunterlage auf der Strecke beträgt auch dank des frühzeitig gefallenen Naturschnees 50 bis 70 Zentimeter. In Östersund gibt es zudem ein ungewöhnlich großes Schneedepot, in dem ein Vielfaches des Schnees verglichen mit anderen Orten gelagert wird, um schon jedes Jahr im November perfekte Bedingungen für den Biathlon Weltcup zu bieten. Wie bei den letzten zwei Wochenenden während des Biathlon Weltcups müssen sich Zuschauer vor Ort auch diesmal wieder auf verschärfte Sicherheitsmaßnahmen beim Einlass einstellen: Nach dem terroristischen Anschlag in Brüssel auf schwedische Fußballfans im Oktober, der wohl auf die Koran-Verbrennungen in Schweden zurückgeht, sind am Stadion und an den Strecken in Östersund Taschen verboten. Tagestickets für den Langlauf Weltcup gibt es für 150 Schwedische Kronen, ermäßigt für 105 SEK, was 13 beziehungsweise neun Euro entspricht.

Langlauf Strecken im Überblick

Langlauf Weltcup Östersund: Strecke Sprint und Distanz © https://worldcupostersund.se

Die Loipen des Biathlonzentrums in Östersund befinden sich auf einer Höhe zwischen 300 und 400 Metern und erstrecken sich auf knapp 90 Kilometer. Über dem Stadion ragt ein 55 Meter hoher Wasserturm auf, das Arctura, in dem sich auch ein Restaurant und eine Skybar befinden. Für den Langlauf Weltcup wird eine 3,3 Kilometer lange Runde für den Einzelstart genutzt sowie ein 1,4 Kilometer langer Kurs für den Klassiksprint. Die 3,3 Kilometer-Runde ist nicht identisch mit der Runde für die Biathlon-Herren im Sprint, da man für die Langläufer schwerere Anstiege als für die Biathleten wollte. Auf dem Sprintkurs erwarten Damen und Herren drei Anstiege und die vom Biathlon bekannte Abfahrt ins Ziel. Die Höhendifferenz und auch der maximale Anstieg direkt nach dem Stadion beträgt 26 Meter, insgesamt müssen pro Sprintrunde 47 Höhenmeter bezwungen werden. Im Distanzrennen wartet der längste Anstieg mit 49 Höhenmetern erst Mitte der Runde, danach geht es wellig ins Ziel. 129 Höhenmeter sind pro Runde zu bewältigen.

Viele Rückkehrer, aber einige fehlen weiter

Viele Athleten, die sich in Gällivare aus verschiedensten Gründen eine Pause gegönnt haben, sind in Östersund wieder dabei. Dazu zählen Johannes Høsflot Klæbo, Iivo Niskanen, Johanna Matintalo, Frida Karlsson, Linn Svahn, Maja Dahlqvist, Federico Pellegrino sowie die Schweizer und Österreicher. Klæbo verbrachte das letzte Wochenende im Norges Cup in Gålå, wo er im Sprintprolog von Lucas Chanavat geschlagen wurde, den er im Finale aber im Griff hatte. Im Einzelstart klassisch wurde der Norweger nur Zweiter hinter Henrik Dønnestad. Nun kehren aber Klæbo und Chanavat in den Weltcup zurück. Dennoch sind noch nicht alle wieder fit. So erkrankte zum Beispiel Krista Pärmäkoski am letzten Wochenende vor dem Staffelrennen – um Covid soll es sich aber nicht handeln. Auch Astrid Øyre Slind musste die Staffel wegen eines Erkältungsinfekts auslassen und fällt ebenfalls für Östersund aus wie auch Anna Svendsen, die sich Mittwoch Nachmittag krank meldete. Positiv fiel der Covid Test bei Jasmi Joensuu aus, die damit pausieren muss. Außerdem verabschiedeten sich schon nach Ruka ihre Teamkollegen Ristomatti Hakola, Perttu Hyvärinen und Niko Anttola in eine zweiwöchige Trainingspause. Im norwegischen Team fehlt weiterhin Gesamtweltcupsiegerin Tiril Udnes Weng und auch Sjur Røthe konzentriert sich nach Krankheit auf Trondheim. Nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Martin Løwstrøm Nyenget am Donnerstag rückte Røthe aber doch noch ins Team für Östersund nach. Das schwedische Team muss weiterhin nach ihren Corona Infektionen auf Jonna Sundling und Johanna Hagström verzichten und auch Ebba Anderssons Cousine, die 20-jährige Lisa Eriksson, bekommt keinen Startplatz über die nationale Gruppe: Die mehrfache Titelträgerin und Medaillengewinnerin bei EYOF und Junioren-WM wurde vom Verband von Wettkämpfen ausgeschlossen. Der Grund soll Übertraining sein, ein „Missverhältnis zwischen Belastung, Erholung und Anspruch“, so der Teamarzt. Ihre Teamkollegen Oskar Svensson und Jens Burman starten nach gesundheitlichen Problemen erst jetzt in Östersund in die Saison.

Covid im DSV Team

Donnerstag Vormittag meldete Katharina Hennig eine Covid-Infektion. Später wurde bekannt, dass auch Albert Kuchler und Laura Gimmler infiziert sind. Die „Reisegruppe Covid“, wie sie sich in ihren Instagram Stories nennen, besteht also aus drei Personen.

Zwölf Schweizer und drei Österreicher in Schweden

Beim Langlauf Weltcup in Östersund kehren fünf Schweizerinnen und sieben Schweizer nach ihrer Trainingspause zu Hause in den Weltcup zurück. Mit dabei in der Biathlon-Hochburg sind Nadine Fähndrich, Lea Fischer, Alina Meier, Desirée Steiner und Anja Weber sowie Cyril Fähndrich, Valerio Grond, Erwan Käser, Beda Klee, Candide Pralong, Janik Riebli und Roman Schaad. Besonders für Nadine Fähndrich verlief die Saison bisher enttäuschend: In Ruka ein frühes Aus im Sprint, zwei Tage später verlor sie im Massenstart den Ski und damit den Anschluss an die Spitzengruppe.

Das ÖSV-Team wird durch drei Athleten vertreten, Teresa Stadlober, Mika Vermeulen und Benjamin Moser. Michael Föttinger und Lukas Mrkonjic müssen hingegen auf einen Start in Östersund verzichten. Die beiden Salzburger laborieren an einer kleineren Verkühlung und werden im besten Fall bei der nächsten Station in Trondheim wieder zum Team stoßen. Für Stadlober steht das 200. Weltcuprennen ihrer Karriere auf dem Programm. „In Ruka war das Rennen über die 10 km, auch aufgrund meiner schwierigen Vorbereitung, eigentlich sehr gut, was mich auch für die nächsten klassischen Wettkämpfe zuversichtlich stimmt. Am Sonntag war mein Gefühl nicht optimal und es war auch einfach nicht mein Tag. Deswegen war es jetzt wichtig, möglichst viele Trainingskilometer auf Schnee zu absolvieren. Ich konnte zu Hause schnelle Einheiten bei perfekten Bedingungen machen und damit wieder richtig auf Betriebstemperatur kommen“, sagte Teresa Stadlober. „Beim Sprint am Samstag werde ich zudem mein 200. Weltcuprennen absolvieren, was mich natürlich sehr freut. Bei solchen Zahlen merkt man erst, wie lange man schon dabei ist. Für den Sprint selbst habe ich aber ergebnistechnisch keine Erwartungen und der Fokus liegt sicher auf dem Distanz-Wettkampf am Sonntag. Das 10 km Skating-Rennen ist allerdings auch nicht meine Parade-Disziplin und wenn ich es wieder unter die Top-15 schaffen sollte, bin ich absolut zufrieden.“ Mika Vermeulen zeigte in den letzten zwei Wochen die besten Rennen seiner Karriere und will auch in Östersund wieder daran anknüpfen: „Das Rennen in Gällivare war richtig gut. Für mich persönlich war es eine Bestätigung dafür, dass das Ergebnis in Ruka nicht nur auf eine gute Tagesform zurückzuführen war, sondern dass ich wirklich in Form bin und vorne mitlaufen kann. Die Strecke in Östersund ist überraschend schwierig und hart. Allerdings laufen wir nur auf einer 3,3 km Runde, was mich ein wenig ärgert, denn somit spielt auch das Glück, ob man zufällig mit einem starken Athleten mitlaufen kann, eine größere Rolle. Dadurch verliert das Rennen leider auch ein wenig die Charakteristik eines Einzelstartbewerbes. Nichtsdestotrotz bin ich gut drauf und es ist alles möglich – aber natürlich wie immer in beide Richtungen.“

Temperaturen steigen zum Wochenende

Nordlichter am Rande des Biathlon Weltcups in Oestersund (SWE) 2023 © Manzoni/NordicFocus

Anders als der Biathlon Weltcup findet die Langlauf Rennen bei Tageslicht statt. Die Sonne, die etwa zwischen 09:25 Uhr und 14:20 Uhr über dem Horizont steht, wird sich während der Wettkampftage aber nicht zeigen. Stattdessen ist Neuschnee angesagt und dichte Wolken. Über die Temperaturen werden sich die Athleten freuen – zumindest an den Renntagen. Bis dahin ist es nämlich noch sehr kalt bei zweistelligen Minusgraden, ab Samstag steigen die Tagestemperaturen auf -4°C.

Live zu sehen gibt es das Langlauf Wochenende in voller Länge bei Eurosport 2 beziehungsweise Discovery+. Die ARD zeigt im Fernsehen kurze Zusammenfassungen wie auch SRF2, die meist später reinschalten und dann zusammenfassen. Das macht auch ORF Sport+ mit dem Sprint, während beide Distanzrennen in voller Länge live gezeigt werden. 

Langlauf Weltcup Östersund

Samstag, 09. Dezember 2023

10:30 Uhr: Sprint KT Prolog Damen und Herren
13:00 Uhr: Sprint KT Finalläufe Damen und Herren

Sonntag, 10. Dezember 2023

10:15 Uhr: 10 Kilometer FT Herren
12:45 Uhr: 10 Kilometer FT Damen