Ramsau am Dachstein: Leistungsdiagnostik für Jedermann

Stufentest © Mario Felgenhauer

Ausgepumpt stehe ich neben dem kleinen Laufband. Zum letzten Mal wird Laktat genommen, dann ist es geschafft. Die Ergebnisse werden zeigen, wie fit ich bin und wo für den nächsten Skimarathon noch Nachholbedarf besteht.

Denk man an Ramsau am Dachstein, so kommen einem als Erstes die zahlreichen Nationalmannschaften in den Sinn, die Jahr für Jahr ihre Vorbereitung auf den Winter hier bestreiten. Dementsprechend gut ist die sportliche Infrastruktur: Rollerbahn, Biathlonschießstand, Kraftraum, Gletscherloipe und ein Zentrum für Leistungsdiagnostik mit Roller-Laufband und Rad-Ergometer. Viele wissen jedoch nicht, dass alle diese Einrichtungen auch von Hobbysportlern genutzt werden können. Zum Beispiel machen nicht nur die österreichischen Langläufer und Biathleten ihre Leistungstests hier, auch „Otto-Normalverbraucher“ kann sich in Ramsau am Dachstein auf Sporttauglichkeit beziehungsweise aktuellen Leistungsstand testen lassen. Das hat mein Interesse geweckt und so habe ich mich in die Steiermark begeben, um mich selbst durchchecken zu lassen.

Vor dem Anbau an das Schulgebäude, in dem sich der sportmedizinische Bereich des Trainingszentrums Ramsau am Dachstein befindet, treffe ich Doktor Bernhard Unterkofler. Er ist für die medizinischen Untersuchungen in dieser Außenstelle des Zentrums für Sportwissenschaft der Uni Wien zuständig. Hauptsächlich betreut er Leistungssportler des österreichischen Skiverbands, aber pro Woche untersucht er auch ein bis zwei Hobbysportler und führt einen Leistungstest mit ihnen durch. Wir betreten das Untersuchungslabor, in dem natürlich sofort das groß dimensionierte Skiroller-Laufband ins Auge sticht. Daneben befinden sich ein kleineres Laufband für Läufer und zwei Radergometer in dem Raum. Meinen sehnsüchtigen Blick zum Rollerband deutet Bernhard sofort richtig, klärt mich aber darüber auf, dass dieses für einen Leistungstest am Hobbysportler eher ungeeignet ist. Zu langwierig wäre die Eingewöhnung in das Laufen mit Skirollern auf diesem beweglichen Untergrund, ohne die das Ergebnis verfälscht würde. Auch Leistungssportler brauchen dafür eine gewisse Zeit, erklärt er mir weiter. Deswegen kommen bei Freizeit-Athleten meist der Radergometer oder das normale Laufband zum Einsatz. Oft wird auch ein Test auf dem Ergometer mit einem Feldtest auf Langlaufskiern kombiniert. So lassen sich die gewonnenen Ergebnisse noch einmal auf dem eigentlichen Trainings- und Wettkampfgerät validieren.


Nach einem kurzen Check mit EKG auf dem Rad-Ergometer entscheide ich mich schließlich auf Empfehlung des Docs für das Laufband. Stufentest mit Laktatanalyse steht auf dem Programm. Alle drei Minuten wird die Geschwindigkeit und damit die Intensität erhöht. Zwischendurch nimmt Bernhard immer wieder etwas Blut aus meinem angeritzten Ohrläppchen. Daraus lässt sich der Laktatwert bestimmen, anhand dessen man sehr gut die individuelle Leistungsfähigkeit ableiten kann. Bei der fünften Stufe und 18 km/h ist Schluss. Nichts geht mehr. Zum letzten Mal wird Laktat genommen, dann habe ich es geschafft. Kaputt sinke ich auf den Stuhl neben dem Schreibtisch von Bernhard. Der beginnt sofort mit der Auswertung. Zunächst müssen die Blutproben auf ihren Laktatwert hin überprüft werden. Diese Werte werden dann in ein Auswertungsprogramm eingegeben. Dieses berechnet individuelle Schwellen und Trainingsbereiche. Bei der Nachbesprechung zeigt mir der Sportmediziner, in welchen Pulsbereichen ich in den nächsten Tagen trainieren soll, um meine Grundlagenausdauer und auch meine Schnelligkeit zu steigern. Außerdem erfahre ich, wo mein idealer Wettkampfpuls liegt, mit dem ich den nächsten Skimarathon bestreiten soll. Danach geht es in mein Quartier, das Landhaus Karlbauer, wo ich mich im Wellnessbereich und bei einem ausgiebigen Abendessen von den Teststrapazen erhole.

Am nächsten Tag will ich die gewonnenen Testergebnisse natürlich sofort in die Praxis umsetzen. Dazu habe ich mir eine spezielle Runde um den Rittisberg herausgesucht, die ich bislang noch nicht gelaufen bin. Sie ist als schwarze und damit schwierige Loipe gekennzeichnet. Ich kann direkt von der Haustür des Landhauses Karlbauer aus loslaufen. Nach einem ersten flachen Abschnitt und einer längeren Abfahrt geht es in den langen Anstieg zur Rückseite des Rittisbergs. Hier kann ich meine neuen Pulsbereiche zum ersten Mal so richtig anwenden. Ich versuche den kompletten Anstieg im Grundlagenausdauer-1-Bereich zu absolvieren. Das bedeutet zwar, dass ich manchmal etwas Tempo rausnehmen muss, aber dafür schaffe ich es mit flüssigen Bewegungen bis zum höchsten Punkt der Runde. Auf dem Rückweg Richtung Ramsau Zentrum geht es mir sogar so gut, dass ich mich dazu entschließe, noch die Sonnenloipe dranzuhängen. Nach 25 Kilometern befinde ich mich schließlich wieder am Ausgangspunkt und ich fühle mich ausnahmsweise mal nicht völlig erschöpft, weiß aber, dass ich trainingstechnisch genau das Richtige gemacht habe.

So könnte man jetzt sicherlich die restliche Woche weitertrainieren im schönen Ramsau am Dachstein. Für mich geht es allerdings bereits wieder nach Hause. Die Trainingsempfehlungen nehme ich aber mit und werde sie auch auf meinen Heimstrecken umsetzen.

Informationen

Leistungsdiagnostik: www.ramsausport.com/de/winter/sportmedizin.html

Pauschalangebot mit Leistungsdiagnostik: www.steiermark.com/de/pauschale-g-sund-in-die-loipe_74388

Loipeninfos Ramsau am Dachstein: www.ramsau.com/winterurlaub/langlauf-skating