Langlauf Kurz-News zum Thema Jacobsen, Klæbo, FIS-Präsidentschaft und Doping

Urs Lehmann © Swiss Ski

Neben den erschreckenden Szenarien von Pierre Mignereys „Plan B“ für den kommenden Winter im Langlauf Weltcup gibt es weitere Neuigkeiten im Bereich Skilanglauf betreffend Astrid Uhrenholdt Jacobsens medizinischem Engagement, Johannes Høsflot Klæbos Team-Wünsche, einer Schweizer Kandidatur für das Amt des FIS-Präsidenten sowie Doping-News aus Estland.

Jacobsen übernimmt Zusatzschichten im Krankenhaus

Astrid Uhrenholdt Jacobsen (NOR) © Modica/NordicFocus

Medizin-Studentin Astrid Uhrenholdt Jacobsen wird die Osterfeiertage im Krankenhaus verbringen. „Eigentlich sollte ich frei haben, aber ich habe angeboten, noch ein paar Schichten im Krankenhaus auszuhelfen. Ich habe nichts Wichtigeres zu tun“, sagte die Norwegerin im Aftenposten-Interview, die aktuell ein sechswöchiges Praktikum am Krankenhaus in Bærum bei Oslo absolviert. „Ich bin der Meinung, dass ich genau das in Bærum gelernt habe, dass jeder im Gesundheitssystem alles tun muss, um den Menschen zu helfen – egal, ob sie Corona haben oder nicht. Ich bin beeindruckt von allen, die dort arbeiten: Ob sie nun in der Wäscherei arbeiten, die Böden putzen, Betten reinigen oder sie durch die Gänge rollen oder sich um das Essen kümmern.“ Die 33-Jährige, die ihr Studium endlich energischer vorantreiben will als in den vergangenen Jahren, um dann in einem Jahr Assistenzärztin zu sein, hat sich bisher noch nicht zu einem möglichen Karriereende geäußert, angesichts ihres Engagements und der gesundheitlichen Lage ist es aber mehr denn je zu erwarten.

Klæbo zurück im Sprint Team?

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo hat laut einer Pressemeldung den Wunsch geäußert, nach einer Saison im Allround Team wieder ins Team der Sprintspezialisten zurückzukehren: „Das liegt mir am meisten, das spüre ich. Aber ich bin auch von dem Jahr mit dem Allround Team nicht enttäuscht. Das Training gibt mir eine gute Grundlage, um meine zukünftigen Ziele zu erreichen. Auch mein Vater Haakon ist der Meinung, dass das Sprint Team besser für mich ist.“ Seine Trainer Arild Monsen und Eirik Muir Nossum sowie Langlauf Teamchef Espen Bjervig zeigten sich teilweise überrascht von dieser Pressemeldung, können seinen Wunsch aber nachvollziehen. Über die Teamzusammensetzung sei aber noch nicht entschieden worden, so Bjervig. Der frühere russische Herren-Trainer Yuri Kaminsky vermutete in russischen Medien, dass der Grund in Klaebos Rückkehr-Wunsch zum Sprint-Team darin begründet sei, dass er sich in Distanzrennen nicht bewährt habe. „Die Norweger versuchen einen Schlussläufer aufzubauen, der in der 4×10 Kilometer Staffel am Ende gegen Bolshunov kämpfen kann“, meint Kaminsky.

 

 

Urs Lehmann bewirbt sich als FIS-Präsident

Der frühere alpine Rennläufer und Eurosport Experte Urs Lehmann will die Nachfolge von FIS-Präsident Gian Franco Kasper antreten. Das gab Swiss-Ski am Dienstag bekannt. Nachdem FIS-Präsident Gian Franco Kasper im letzten November angekündigt hatte, am diesjährigen FIS-Kongress zurückzutreten, hat sich das Swiss-Ski Präsidium mit der Nachfolgeregelung beschäftigt. Dabei wurde der strategische Entscheid getroffen, alles daran zu setzen, dass die FIS-Präsidentschaft nach Marc Hodler und Gian Franco Kasper in Schweizer Hand bleibt. Der Internationale Skiverband wurde in seiner fast 100-jährigen Geschichte seit 1924 von nur vier Präsidenten angeführt: Von 1924 bis 1934 von dem Schweden Ivar Holmqvist (1879-1954), anschließend für die Dauer von 17 Jahren von dem Norweger Nikolai Ramm Østgaard (1885-1958), bevor das Amt 1951 an die Schweiz überging. Marc Hodler (1918-2006) führte die FIS über 47 Jahre an, seit 1998 ist Gian Franco Kasper (*1944) im Amt. „Wir freuen uns sehr, dass sich Urs Lehmann dazu entschlossen hat, für das Präsidentenamt der FIS zu kandidieren – dies im Wissen darum, dass innerhalb von Swiss-Ski selbstredend sehr großes Fachwissen verloren ginge“, sagt Bernhard Aregger, CEO von Swiss-Ski. „Wir sind überzeugt, dass Urs Lehmann mit seiner Erfahrung als ehemaliger Spitzenathlet, langjähriger CEO der Similasan Gruppe und als Präsident eines der bedeutendsten und grössten nationalen Skiverbände für das Amt des FIS-Präsidenten prädestiniert ist.“ Der 51-jährige Urs Lehmann, Abfahrts-Weltmeister von 1993, der seine alpine Karriere 1997 beendete und seit 2008 Präsident von Swiss-Ski ist und seit 2009 einen Doktor in Betriebswirtschaftslehre hat, sagte zu seiner Kandidatur: „Es ist mir eine große Ehre und gleichzeitig eine Verpflichtung, für die Nachfolge von Gian Franco Kasper zu kandidieren. Es ist wichtig, dass wir in der FIS als unserem internationalen Dachverband einerseits Kontinuität wahren, andererseits aber auch neue Visionen und Ideen einbringen. Ich fühle mich bereit für diese herausfordernde Aufgabe.“ Wann über die Nachfolge von Kasper entschieden wird, ist aber noch nicht geklärt. Der für Mai angesetzte 52. FIS-Kongress im thailändischen Pattaya wurde wegen der Ausbreitung des Corona-Virus abgesagt, ein neuer Termin und Ort steht noch nicht fest, soll aber vermutlich im Herbst stattfinden.

Doping-News: Verkürzte Strafe und Wachstumshormone

Algo Kärp © Hemmersbach/Nordic Focus

In den letzten Tagen gab es auch Neuigkeiten in Sachen Doping. So gab die FIS bekannt, dass die Strafe des im Rahmen der Operation Aderlass überführten Esten Algo Kärp von vier Jahren auf zwei Jahre und sechs Monate reduziert wird. Der fast 35-Jährige könnte damit schon ab 6. September 2021 wieder an Wettkämpfen teilnehmen. Nach Angaben der FIS sei das Argument Kärps berücksichtigt worden, er habe nach seinem freiwilligen Geständnis von Beginn an mit den Ermittlern kooperiert. Zudem wurde bekannt, dass die anderen beiden estnischen Dopingsünder Karel Tammjärv und Andreas Veerpalu (beide vier Jahre gesperrt) zusätzlich zum Blutdoping auch Wachstumshormone zu sich genommen haben. Andreas‘ Vater Andrus Veerpalu, Olympiasieger von Salt Lake City und Turin, wurde selbst 2011 die Einnahme von Wachstumshormonen nachgewiesen. Er wurde für drei Jahre gesperrt, was das Karriereende für den damals 40-Jährigen bedeutete.