Ski Tour Canada: Therese Johaug dominiert schwieriges Rennen in Montréal

Therese Johaug (NOR) © Felgenhauer/NordicFocus

Therese Johaug hat das 10,5 Kilometer lange klassische Massenstartrennen in der Metropole Montréal überraschend deutlich für sich entschieden. Auf dem nach dem Streckenprofil eigentlich nicht so anspruchsvollen Strecke deklassierte sie die gesamte Konkurrenz und lief eine Minute auf Platz zwei heraus, der an Heidi Weng vor Astrid Uhrenholdt Jacobsen ging.

Strecke schwieriger als gedacht

Damen in einer windigen Abfahrt © Felgenhauer/NordicFocus

Das Streckenprofil versprach eigentlich kein besonders selektives Rennen und als die FIS nach Besichtigung der Strecke heute die endgültige Rennlänge bekanntgab, sah durch die Verkürzung alles so aus, als würden die Sprinter noch mehr bevorteilt. Die Strecke hatte es dann aber doch in sich: Der Massenstart in der klassischen Technik ging nach der vorgenommenen Streckenänderung (wir berichteten) auf einer 3,5 Kilometer-Runde über die Bühne, die für die Damen dreimal zu laufen war. Es musste in praktisch allen Anstiegen im Grätschenschritt gelaufen werden, das Laufen war extrem unrhythmisch und unschön anzusehen. Der frische Neuschnee tat sein Übriges, um auch für schwierige Bedingungen in den Abfahrten zu sorgen, durch die die Damen auf wackligen Beinen kurvten. Dennoch kam es gerade in Runde eins zu vielen Stürzen, sowohl in der Abfahrt als auch in den Anstiegen, wo es beim Grätschen sehr eng wurde. Zusätzlich hatten die Sportlerinnen einiges zu tun, um sich nach der langen Wartezeit bis zum Startschuss erst warmzulaufen, denn die tatsächlichen Temperaturen waren mit -14 Grad und eisigem Wind wie schon in Gatineau deutlich kälter als angegeben. Für Québec sind laut aktuellster Wettervorhersage Temperaturen von unter -20 Grad angekündigt, so dass schon große Sorge bei Sportlern und Veranstalter aufkommt, ob die Rennen planmäßig durchgeführt werden können.

Therese nicht zu schlagen

Therese Johaug (NOR) © Felgenhauer/NordicFocus

Durch die schwierigen Bedingungen und die unrhythmischen Anstiege gelang es Therese Johaug, größere Abstände als erwartet herauszulaufen. Die Streckenführung sorgte allerdings dafür, dass Durchschieben auch bei den Herren unmöglich sein wird. Nach zwei Kilometern hatte Therese Johaug ihren Startrückstand als 27. nach dem Sprint herausgeholt und die Spitze übernommen. Kurz darauf setzte sie sich zusammen mit Astrid Uhrenholdt Jacobsen ab, während Heidi Weng zunächst in der Gruppe dahinter die Verfolgungsarbeit übernahm. Zu Beginn der zweiten von drei Runden schüttelte Therese auch die Teamkollegin ab, die den Rest des Rennens allein absolvieren musste. Inzwischen hatte sich Heidi Weng aus der Gruppe abgesetzt und holte Jacobsen nach der Hälfte des Rennens ein und ließ sie wenige Minuten später stehen. Im Ziel hatte Therese Johaug genau eine Minute Vorsprung auf die zweitplatzierte Heidi Weng, Astrid Uhrenholdt Jacobsen wurde Dritte und blieb wieder völlig erschöpft im Ziel liegen. „Dieses Rennen war mir sehr sehr wichtig. Ich war sehr nervös vor dem Start wegen meiner hohen Startnummer. Ich mussten einen weiten Weg nach vorn zurücklegen“, erklärte Therese Johaug im Ziel. „Ich dachte, ich darf mich nicht verrückt machen lassen. Ich bin sehr sehr glücklich, dass ich so weit vorne bin. Es waren sehr schwere Bedingungen mit Wind und Schnee. Mein Rennen war trotzdem noch sehr gut und ich bin froh über den großen Vorsprung. So weit hinten bin ich schon lange nicht mehr gestartet, so viele Leute um mich rum, aber ich habe mich auf mich selbst und meine Technik konzentriert. Aber obwohl es so kalt und windig war, war es doch schön, hier zu laufen.“ Im Zielsprint der zum Schluss noch fünfköpfigen Verfolgergruppe sicherte sich Maiken Caspersen Falla den vierten Platz vor Justyna Kowalczyk – beide hatten unterwegs viel Arbeit verrichtet, nachdem die Polin sich mit Startnummer 51 nach vorne gearbeitet hatte. Ingvild Flugstad Østberg belegte den sechsten Platz vor Kerttu Niskanen und Jessie Diggins. Die Finninnen Anne Kyllönen und Krista Pärmäkoski wurden kurz vor dem Ziel abgehängt und wurden Neunte und Zehnte vor Charlotte Kalla, die wie gestern wieder zu den Gestürzten gehörte. In der Tour-Wertung führt Johaug nun mit 26 Sekunden Vorsprung vor Weng, Jacobsen ist 1:10 Minuten zurück. Für Therese selbst ist nun Heidi Weng die größte Favoritin auf den Gesamtsieg.

Deutsche fallen früh zurück – Fessel noch 18.

Maria Rydqvist (SWE), Nicole Fessel (GER), Anna Haag (SWE), (l-r) © Felgenhauer/NordicFocus

Für die deutschen Damen lief das Rennen nicht so gut wie erhofft, die meisten von ihnen hatten sich wohl deutlich mehr erhofft. Das DSV-Septett tat sich von Beginn an schwer und viel schon in der ersten Runde aus der ersten Gruppe zurück. Zumindest Nicole Fessel schlug sich nach ihrem unglücklichen Ausscheiden gestern im Prolog wacker und kämpfte sich zurück. Dabei war sie meist auf sich allein gestellt, um der Gruppe wieder näherzukommen. Im Ziel trennten sie 15 Sekunden von der zweiten Verfolgergruppe ab Platz elf, was für sie Position 18 bedeutete und damit ein gutes Resultat. So gut lief es für ihre Kolleginnen nicht: Denise Herrmann, Sandra Ringwald und vor allem Steffi Böhler hatten sich in der klassischen Technik definitiv mehr vorgenommen, konnten das erhoffte Ergebnis aber diesmal nicht erreichen. So belegte U23-Weltmeisterin Victoria Carl als zweitbeste Deutsche Rang 30 und kam wie die Schweizerin Nathalie von Siebenthal (21.) und die Österreicherin Teresa Stadlober (25.) noch in die Weltcuppunkte. Die Österreicherin war zu Beginn des Rennens unverschuldet in einen Massensturz verwickelt worden und musste sich erst wieder durch das Feld kämpfen. Dieses Minimalziel der Top30 verpassten Sandra Ringwald und Steffi Böhler auf den Positionen 33 und 34 um wenige Sekunden. Denise Herrmann wurde 36., während sich die Sprinterinnen Hanna Kolb und Lucia Anger als 56. und 66 ins Ziel kämpften. Beste Deutsche in der Gesamtwertung ist Nicole Fessel mit 3:13 Minuten Rückstand auf Position 19.

 

=> Resultat Massenstart Damen
=> Zwischenstand nach zwei Etappen