Langlauf Weltcup Auftakt: Saison startet im finnischen Ruka

Kuusamo © NordicFocus/www.nordicfocus.com

Der Weltcupwinter beginnt! Erste Station der Saison ist Kuusamo im Norden Finnlands. Auf dem Programm der Langläufer steht ein Sprint und ein Distanzrennen für Damen und Herren.

Hoch im Norden Finnlands

Die Wintersport-Fans werden es wissen: Kuusamo liegt im hohen Norden Finnlands, am südlichen Ende Lapplands nahe des Polarkreises und 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Noch einmal 30 Kilometer nördlich der 15.000-Einwohner-Stadt befindet sich das Wintersport-Zentrum Ruka, wo an diesem Wochenende das inzwischen schon 15. Nordic Opening mit Langläufern, Skispringern und Nordischen Kombinierern stattfindet. Ruka bietet Wintersportbegeisterten mit mehr als 200 Tagen zwischen Oktober und Mai die längste Skisaison in ganz Nordeuropa.

Ruka weiter im Kalender

Nach großer Kritik der FIS an den Organisatoren im letzten Jahr sowohl im Skilanglauf als auch auf der Schanze ist der Weltcup nun doch in Ruka zu Gast. Was es 2015 für Probleme in Sachen Skilanglauf gegeben hat und was die FIS für Bedingungen gestellt hatte, wurde nicht im Detail bekannt. Bemängelt wurde die Infrastruktur, die Strecken und die Organisation. Die Springer und Kombinierer konnten damals wegen zu viel Wind und Problemen mit der Anlaufspur keinen Wettkampf beenden.

Dominanz auch ohne Johaug?

Fassungslos: Heidi Weng (NOR) eine Runde zu früh im Ziel © Felgenhauer/NordicFocus

Heidi Weng wird sicher nicht so gerne an ihren letzten Auftritt in Kuusamo zurückdenken, denn der blieb in Erinnerung: Zu früh bog die Norwegerin auf die Zielgerade ein und blieb zunächst fassungslos hinter der Linie im Schnee sitzen, während die Kolleginnen noch eine Runde liefen. Dennoch ist Heidi Weng zusammen mit der in starker Form aus der Babypause zurückkehrenden Marit Bjørgen die Topfavoritin in der Saison, da Therese Johaug vermutlich langfristig wegen ihrer Dopingsperre ausfällt. Nicht außer Acht lassen sollte man allerdings auch Ingvild Flugstad Østberg, die von Jahr zu Jahr auch in der Distanz immer häufiger aufs Podium kommt. International gesehen dürften die Schwedinnen Stina Nilsson und Charlotte Kalla die besten Chancen auf ein Podium haben -auch im Gesamtweltcup, vielleicht mit Ausnahme von Krista Pärmäkoski, die letzten Winter beste Nicht-Norwegerin war. Außerdem hatte Charlotte Kalla schon angekündigt, die Tour auszulassen und bei ihrer jüngeren Kollegin ist ein Start unsicher, so dass ein rein norwegisches Gesamtpodium deutlich wahrscheinlicher ist. Ein Ziel dürfte auch Justyna Kowalczyk haben, die viele Jahre Norwegens größte Konkurrenz war: Sie hofft noch auf ihren 50. Karriere-Erfolg, den letzten Weltcupsieg holte sie im Januar 2014 in Szklarska Por?ba. Der Fokus liegt allerdings ganz klar auf den 10 Kilometern klassisch bei den Weltmeisterschaften in Lahti – sie wird nur noch Klassikrennen laufen und von dem Gedanken an eine weitere Teilnahme an der Tour de Ski hatte sie sich ohnehin schon 2015 verabschiedet.

Dreikampf bei den Herren?

Petter Northug (NOR), Martin Johnsrud Sundby (NOR), Finn Haagen Krogh (NOR), (l-r) © Felgenhauer/NordicFocus

Auch für das norwegische Herren-Team war es ein alles andere als ruhiger Sommer. Der Fall Martin Johnsrud Sundby mit der Überdosierung seines Asthmamedikaments ging für den Athleten im Hinblick auf die neue Saison zwar glimpflich aus, kostete in der Vergangenheit aber Geld und Trophäen. Wird der Dominator der letzten Jahre auch weiter so überlegen sein, wenn er genauer darauf achten muss, nicht zu viel Salbutamol zu sich zu nehmen? Der Norweger will es nun allen beweisen, dass er dennoch so stark wie zuvor ist. Sein größter Konkurrent im letzten Jahr war sein Kollege Petter Northug, der allerdings in Kuusamo nicht antritt. Zwar sei er wieder komplett gesund, fühle sich aber dennoch nicht in der Lage, am Wochenende eine gute Leistung abzuliefern, erklärte Nationaltrainer Vidar Løfshus. Neben Northug will Dario Cologna in dieser Saison ebenfalls wieder Martin Johnsrud Sundby angreifen, nachdem der Norweger im Sommer nach Streichung mehrerer Ergebnisse den Gesamtweltcup 2015 an den Schweizer abgeben musste. Im Sprintweltcup wird der Weg vermutlich nur über Federico Pellegrino führen, der der vierte Athlet werden könnte, der in zwei Wintern nacheinander die kleine Kugel gewinnt.

Regeländerungen 2016

Wie bereits bekannt gegeben, treten zur kommenden Saison mehrere Regeländerungen in Kraft. Die Startquoten wurden gekürzt, sie basieren auf der Nationenwertung der Vorsaison und bleiben den gesamten Winter unverändert. Gesamt-Weltcupsieger und die verschiedenen COC-Gesamtsieger haben einen zusätzlichen Startplatz. Die maximale Quote für einen Heimweltcup liegt bei je 15 Sportlerinnen und Sportlern inklusive nationaler Gruppe. Bei Staffeln und Teamsprints sind auch bei Heimrennen nur noch maximal zwei Teams pro Nation startberechtigt. Die zweite wichtige Änderung ist die Begrenzung der Stocklänge in Klassikrennen auf 83% der Körpergröße. Damit soll das Doppelstockschieben erschwert werden. In Freistilrennen liegt die Grenze bei 100% der Körpergröße.

Vier Tage Action im Stadion

Ruka Stadion vom Schanzentisch © Modica/NordicFocus

Im Ruka Skistadion sind alle drei Sportarten beheimatet – optimal für die Fans vor Ort, denen den ganzen Tag etwas geboten wird. Den Auftakt machen die Skispringer bereits ab Donnerstag, die Langläufer sind erst am Wochenende dran. Wie 2014 gibt es in Finnland keine Mini-Tour, sondern ein Sprint- und ein Distanzrennen, jeweils in der klassischen Technik. Los geht es mit einem Klassiksprint über 1,4 Kilometer. Tags darauf sind die Distanzspezialisten an der Reihe über zehn beziehungsweise fünfzehn Kilometer im Intervallstart. Die Strecken haben sich im Vergleich zu den Vorjahren nicht verändert.

Sprintstrecke: Zwei Anstiege, zwei Abfahrten

Anstieg zum Stadion © Modica/NordicFocus

Die Sprintstrecke in Ruka ist 1,4 Kilometer lang und bewegt sich auf einem Höhenniveau zwischen 320 Meter über NN (Start/Ziel) und 300 Meter (tiefster Punkt). Nach dem Start geht es zunächst bergab vorbei an den Ausläufen der beiden Skisprungschanzen bis nach 600 Metern der höchste Punkt des ersten Anstiegs erreicht wird. Nach der anschließenden Abfahrt folgt direkt der Anstieg zum Langlauf-Stadion. Die letzten knapp 300 Meter ins Ziel sind flach.

5 Kilometer-Runde: Zwei größere Anstiege

Die für die Distanzrennen benötigte 5 Kilometer-Runde ist zunächst identisch mit der Sprintstrecke. Nach der Passage der Normalschanze verläuft die Strecke jedoch weiter in den Wald hinein und bis zur 1,2-Kilometer-Marke immer bergauf. Auf diesen 700 Metern müssen 55 Höhenmeter bezwungen werden. Nach einem welligen Abschnitt folgt eine 600 Meter lange Abfahrt bis zurück in den Schanzenbereich. Die Strecke führt weiter am See entlang und den Gebäuden des Skizentrums Ruka. Nach einem weiteren steilen Anstieg im Wald geht es fast denselben Weg wieder zurück zum aus dem Sprint bekannten Schlussanstieg ins Stadion.

DSV-Leistungsträger zuversichtlich

Sebastian Eisenlauer (GER) © Felgenhauer/NordicFocus

Aus deutscher Sicht nehmen sieben Damen und fünf Herren des DSV die Rennen in Finnland in Angriff. Mit dabei sind auch zwei junge Athletinnen, während Denise Herrmann zum Biathlon wechselte. „Die Mannschaft hat konzentriert dort weitergearbeitet, wo sie im letzten Jahr aufgehört hat. Bei den Damen haben wir das Team aufgrund des Wechsels von Denise Herrmann zum Biathlon etwas umgestellt und mit Julia Belger und Katharina Hennig zwei junge Talente mit in die Top-Leistungsgruppe geholt. Bei den Herren müssen wir zu Saisonbeginn aufgrund von Trainingsrückständen weiterhin auf Hannes Dotzler verzichten und auch Andreas Katz fällt wegen einer Schulterverletzung zunächst aus“, erklärte der Sportliche Leiter Andreas Schlütter diese Woche. Insgesamt zeigte er sich sehr zufrieden mit der Saisonvorbereitung und vor allem mit den Ergebnissen kürzlich in den Testrennen: „Ein schöner Fingerzeig war Nicole Fessels Sieg über 10 Kilometer Freistil. Auch Victoria Carl lief als Dritte auf das Podium. Sebastian Eisenlauer stand ebenfalls als Dritter im Sprint auf dem Podest. Darüber hinaus überzeugten Hanna Kolb, Steffi Böhler sowie Florian Notz mit Top-5-Resultaten. Die Mannschaft kann also selbstbewusst zum Saisonauftakt nach Kuusamo fahren.“ Die deutschen Leistungsträger Sebastian Eisenlauer und Sandra Ringwald gehen mit viel Selbstbewusstsein in den Winter, nachdem sie ihr Trainingspensum wie geplant durchziehen konnten. „Ich gehe mit einem sehr guten Gefühl nach Kuusamo. Ich bin den Sommer über komplett gesund geblieben und konnte mein volles Trainingsprogramm durchziehen. Ich habe die Umfänge gesteigert und sogar noch etwas draufgelegt, aber auch in den richtigen Momenten Pausen gemacht, und das alles sehr gut verkraftet“, meinte Sebastian, während Sandra die Testrennen noch ausließ: „Meine Sommervorbereitung ist insgesamt gut verlaufen und ich konnte mein Training nach Plan durchziehen. Im Herbst hatte ich allerdings mit einem Infekt zu kämpfen, der mich etwas zurückgeworfen hat. Deshalb bin ich bei den Vorbereitungsrennen in Finnland nicht am Start gewesen. Das ist nicht optimal, aber das muss ich jetzt so hinnehmen. Ich freue mich dennoch auf Kuusamo und dass es endlich los geht, auch wenn ich wohl nicht direkt 100 Prozent Leistung abrufen kann.“

Winterliche Stimmung

Impression Kuusamo © Modica/NordicFocus

Der Langlauf-Winter kann beginnen! Noch am Donnerstag gab es einige Zentimeter Neuschnee, wie es auch in den nächsten Tagen immer wieder angesagt ist. Die ersten Wettkämpfe finden also in winterlich weißer Landschaft statt, wie man es von Ruka gewohnt ist. Vor allem für die Sprintrennen ist momentan ständiger leichter Schneefall vorhergesagt. Die Temperaturen sollen im einstelligen Minusbereich liegen. Sechs bis acht Meter pro Sekunde Wind aus Süd-Süd-Ost am Samstag werden den Skispringern nicht gefallen, sollten für die Langläufer aber kein Problem darstellen. Am Sonntag wird es wahrscheinlich gefühlt deutlich kälter, wenn der Wind wie angekündigt auf Nord-Nord-Ost dreht.

Langlauf LIVE aus Kuusamo

Wer die ersten Rennen der Saison live und in kompletter Länge mitverfolgen will, sollte auf seinem Fernseher Eurosport einschalten. Dort ist man während der Rennen bestens informiert, alternativ auch im Eurosport Player. Das ZDF berichtet ebenfalls von den Rennen im hohen Norden, steigt aber verspätet in die Sprintübertragung ein und zeigt von den Distanzrennen Zusammenfassungen am Nachmittag.

Das Programm beim Weltcupauftakt

Samstag, 26. November 2016
10:00 Uhr: Prolog Sprint KT
12:30 Uhr: Finalläufe Sprint KT

Sonntag, 27. November 2016
09:30 Uhr: 10km KT Damen
12:00 Uhr: 15km KT Herren