Nordische Kombination in Otepää: Riiber zurück auf dem Siegerpodest, Favoritensieg für Geraghty-Moats

Jarl Magnus Riiber (NOR) © Thibaut/NordicFocus

Gleich zwei Wettkämpfe der Nordischen Kombination gab es heute im estnischen Otepää. Jarl Riiber (NOR) meldet sich im Weltcup zurück auf dem Siegerpodest. Bei den Damen im COC siegte Tara Geraghty-Moats (USA), Jenny Nowak (Sohland) wurde Vierte.

Zu viel Wind – Springen abgesagt, PCR zählt

Zu viel Wind - Springen abgesagt © Thibaut/NordicFocus

Der Tag in Otepää begann zäh. Bereits bei den Damen windete es stark, so dass zunächst das Training, dann auch der Wettkampfsprung abgesagt werden musste. Für die Herren lief es nicht besser: Gerade als man dachte, der Wind ließe nach, holte dieser wohl nur Luft und bließ dann noch stärker als zuvor. So wurde auch hier das Springen komplett abgesagt, und für beide Wettkämpfe musste der provisorische Wetkampfsprung des Vortages herangezogen werden.

Viele Teams ohne Material – Kollegen helfen aus

Franz-Josef Rehrl (AUT) mit den geliehenen Skiern © Thibaut/NordicFocus

Bereits der PCR stand unter keinem günstigen Stern für einige Teams, standen manche Athleten doch ohne Sprungski und teilweise auch ohne sonstiges Material da. Der Grund: Sämtliche Sprungski der Österreicher und Italiener und auch die von Frenzel-Ersatz Julian Schmid waren auf dem Flug nach Tallinn fehlgeleitet worden und kamen nicht an. Taylor Fletcher hatte zwar seine Ski, aber dafür keine sonstige Ausrüstung. Hier zeigte sich einmal mehr der Zusammenhalt in der Nordischen Kombination: Die anderen Teams halfen aus, mit allem was verfügbar war. So sprang beispielsweise Martin Fritz mit den Ski von Espen Björnstad (NOR), Philipp Orter mit denen von Lokalmatador Kristjan Ilves, und Fletcher lieh sich Helm, Brille und Sprungunterwäsche vom tschechischen Team. Franz-Josef Rehrl bekam die Ski von Polens Szczepan Kupczak – und holte sich damit glatt den Sprungsieg. Der Österreicher segelte im PCR auf 95 Meter und ließ damit sogar Norwegens Überflieger Riiber hinter sich, der zwar eineinhalb Meter weiter sprang, aufgrund günstigeren Windes aber mehr Punktabzüge bekam und nur auf dem zweiten Rang landete. Dritter wurde Björnstad vor Mario Seidl (AUT) und Akito Watabe (JPN). Weniger Glück hatten die Damen: weder die Österreicherinnen noch Italiens Veronica Gianmoena fanden passende Ski, konnten am PCR nicht teilnehmen und waren dadurch auch nicht für das heutige Rennen qualifiziert. Es siegte im PCR Tara Geraghty-Moats vor Ayane Miyazaki (JPN) und Gyda Westvold Hansen (NOR).

Riiber hat das Rennen im Griff

Die Führungsgruppe: Seidl, Riiber, Watabe, Rehrl (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Die ersten fünf Herren gingen im Abstand von nur 11 Sekunden ins Rennen. So bestand quasi von Anfang an eine Spitzengruppe, bestehend aus Rehrl, Riiber, Björnstad, Seidl und Watabe. Doch nur rund 20 Sekunden dahinter starteten Terence Weber (Geyer), Manuel Faisst (Baiersbronn) und Martin Fritz (AUT). Fritz konnte schnell die Lücke schließen und lief zur Spitzengruppe auf. Dort wurde taktiert, die Gruppe blieb lange zusammen und jeder versuchte, dem anderen die Führungsarbeit zu überlassen. Zunächst musste Björnstad leicht abreißen lassen. Am letzten Anstieg dann attackierte Riiber. Akito Watabe versuchte zu folgen, konnte das Tempo jedoch nicht mitgehen. So siegte Riiber 3,2 Sekunden vor Watabe, Dritter wurde der starke Österreicher Fritz vor seinen Landsleuten Seidl und Rehrl.

Deutsche mit guten Laufzeiten

Johannes Rydzek (GER) © Thibaut/NordicFocus

Eher unauffällig gestaltete sich das Rennen für die deutschen Athleten. Während Johannes Rydzek und Fabian Riessle im PCR Pech mit dem Wind hatten und nur als 22. beziehungsweise 36. starteten, zeigten sich fast alle Deutschen laufstark. Vinzenz Geiger verbesserte sich von Rang 12 auf sechs, gefolgt von Faisst, der einen Platz gutmachen konnte und Siebter wurde. Rydzek konnte sich dank fünftbester Laufzeit auf den zehnten Platz nach vorne arbeiten, und Riessle schaffte es immerhin noch auf Rang 27. Einen Platz hinter dem jungen Julian Schmid (Oberstdorf), der kurzfristig für Frenzel eingesetzt wurde. Dieser war mit Bundestrainer Hermann Weinbuch in Seefeld geblieben, um dort weiter an seiner Sprungform zu arbeiten. Lediglich Terence Weber büßte einige Plätze ein und fiel von Rang sieben nach dem Springen noch auf Platz 23 zurück.

Favoritensieg bei den Damen, gute Leistung von Jenny Nowak

Jenny Nowak (GER) © Sandra Volk

Bei den Damen ging Geraghty-Moats als klare Favoritin ins Rennen. Sie startete 21 Sekunden vor Miyazaki, die in der ersten COC-Saison 2017-18 den zweiten Platz in der Gesamtwertung belegt hatte. Die aktuelle Gesamtführende, Gyda Westvold Hansen aus Norwegen, startete mit 29 Sekunden Rückstand auf Miyazaki. Knapp eine Minute nach Geraghty-Moats ging Nowak ins Fünf-Kilometer-Rennen. Bei diesen Startabständen war vorhersehbar, dass sich zumindest auf den vorderen Plätzen nicht viel ändern würde. Geraghty-Moats lief ihr Rennen kontrolliert zuende und kam 53 Sekunden vor Miyasaki ins Ziel, gefolgt von Westvold Hansen (eine Minute 28). Die sechzehnjährige Nowak verteidigte ihre Position und sicherte sich den vierten Platz, mit knapp zwei Minuten Rückstand auf die neun Jahre ältere Siegerin. Mit ihrem vierten Sieg im fünften Wettbewerb übernahm Geraghty-Moats die Gesamtführung von Westvold Hansen. Direkt hinter Nowak platzierte sich Maria Gerboth vom WSV Schmiedefeld, die sich vom neunten Platz nach vorne schieben konnte. Sophia Maurus (Buchenberg) war ebenfalls am Start und fiel vom dreizehnten auf den sechzehnten Platz zurück.

Gute Stimmung an der Strecke und bei den Athleten

Trotz der Absage des Springens harrten zahlreiche Zuschauer aus und verfolgten beide Rennen gut gelaunt. Lautstark wurden alle Athleten und Athletinnen angefeuert, bis alle im Ziel waren. Da dies der erste Continental Cup im Rahmen eines Herren-Weltcups war, genossen insbesondere die Damen die für sie eher ungewohnte Atmosphäre. „Das war etwas Besonderes, ich war ziemlich aufgeregt“, berichtete Ayane Miyazane. Geraghty-Moats freute sich ebenfalls: „Es hat viel Spaß gemacht mit den Zuschauern und dem Fernsehen, für uns ist das etwas sehr Spezielles. Persönlich war ich positiv überrascht von meinem Sprung. In der Loipe wollte ich meinen Vorsprung halten und ein gutes Rennen laufen, das ist mir gelungen.“

Riiber und Watabe mit geheimen Plänen

Jarl Magnus Riiber (NOR), Akito Watabe (NOR) © Thibaut/NordicFocus

Auch die Herren waren zufrieden. Watabe freute sich über sein erstes Podium der Saison, bemängelte jedoch seine Sprungform. „Ich versuche mich in jedem Sprung zu verbessern, aber ich bin noch nicht da, wo ich hinmöchte. Für morgen habe ich einen neuen Plan, was ich anders machen möchte. Vielleicht klappt es ja.“ Riiber schmiedete ähnliche Pläne. Trotz seines fünften Saisonsiegs vermisste er das „perfekte Gefühl“ im Flug. Um es wiederzufinden, studierte er sogar alte Videoaufnahmen von 2012: „Ich wollte wissen, wie ich damals den Hang angegangen bin. Jetzt habe ich einen Plan für morgen, hoffentlich springe ich dann besser.“ Die Konkurrenz aus Österreich hofft dagegen vor allem, dann wieder mit den eigenen Ski springen zu können. „Das war gestern schon eine schwierige Situation für uns. Wenn man mit fremdem Material springt, muss man einfach versuchen, alles genau so zu machen wie sonst auch. Glücklicherweise hat es bei den meisten von uns ganz gut geklappt,“ kommentierte Fritz, der sich in Otepää ausgesprochen wohl fühlt. „Die Schanze und die Loipe hier passen perfekt zu meinem Stil. Ich liebe alles hier“, schwärmte der Österreicher.In der Gesamtwertung führt weiter Riiber vor Rydzek und Seidl. Bester Springer ist Franz-Josef Rehrl. Die Best Skier Trophy wird nach wie vor angeführt von Magnus Krog (NOR) vor Alessandro Pittin. Dritter ist nun Eero Hirvonen (FIN), der nach Knieproblemen im Sommer fünf Monate lang kein Sprungtraining bestreiten konnte, heute aber die schnellste Laufzeit erzielte.

Das Ergebnis der Herren findet Ihr hier, hier geht es zum Ergebnis des COC der Damen.

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