Ski Classics: Carl Zweite bei Sieg von Slind, Hoel feiert Premierensieg

Victoria Carl (GER), Astrid Oeyre Slind (NOR), Emilie Fleten (NOR), (l-r) © Reichert/NordicFocus

Sensationeller Erfolg von Victoria Carl beim Reistadløpet der Ski Classics Serie. Hinter Astrid Øyre Slind läuft die Thüringerin bei ihrem ersten Ski Classics Rennen überhaupt auf den zweiten Platz und holt damit den ersten Podiumsplatz für eine deutsche Frau überhaupt. Bei den Herren gab es derweil zum ersten Mal einen Sieger im Doppelstock, Johan Hoel feiert im Zielsprint seinen ersten Sieg..

Astrid Øyre Slind mit Attacke am Iconic Climb

Victoria Carl (GER), Magni Smedas (NOR), Jenny Larsson (SWE), Anikken Gjerde Alnaes (NOR), Emilie Fleten (NOR), (l-r) © Reichert/NordicFocus

Mit perfekten Bedingungen präsentierte sich der Norden Norwegens für das letzte Doppelwochenende der Ski Classics Saison. Wie zu erwarten, setzten die meisten Läuferinnen für das anspruchsvolle Rennen auf Ski mit Steigwachs, anstatt nur im Doppelstock zu schieben. Nachdem die Weltcup-Saison bereits zu Ende ist, nutzten einige Läuferinnen aus dem Langlauf-Weltcup die Gelegenheit und nahmen am 50 Kilometer langen Reistadløpet teil. Neben den Norwegerinnen um Anna Svendsen, Ane Appelkvist Stenseth und Rückkehrerin Astrid Øyre Slind (Team Aker Daehlie), ging auch Victoria Carl für das Team Ragde Charge an den Start. Auf den ersten zehn Kilometer des Rennens konnten die wenigen Läuferinnen ohne Steigwachs, Karolina Hedenström (Lager 157 Skiteam) und Hedda Bångman (Vltava Fund Skiteam), in der Spitzengruppe noch mitlaufen. Angeführt wurde das Feld von der Läuferin im Gelben Trikot, Emilie Fleten (Team Ramudden), die sich jedoch nicht absetzen konnte. Bei der Sprintwertung nach rund fünf Kilometern gab es die erste nennenswerte Aktion, wobei Anniken Gjerde Alnaes (Team Ragde Charge) vor Fleten und Magni Smedas die volle Punktzahl einsammelte. Mit Beginn des Iconic Climb nach Orta setzte sich Astrid Øyre Slind bei ihrer Rückkehr in die Ski Classics Serie an die Spitze und erhöhte das Tempo drastisch. Dies hatte zur Folge, dass die komplette Spitzengruppe auseinander fiel. Relativ schnell wuchs der Vorsprung von Slind auf 40 Sekunden auf die erste Verfolgerin, Victoria Carl, an. Die Thüringerin präsentierte sich in ihrem ersten Ski Classics Rennen sehr gut und zeigte sogleich Podiumsambitionen. An der Bergwertung sammelte Astrid Øyre Slind die volle Punktzahl, nun schon mit 1:20 Minuten Vorsprung auf Carl. Weitere rund 45 Sekunden dahinter folgte ein Duo bestehend aus Silje Øyre Slind sowie Emilie Fleten.

Zweiter Platz für Carl bei Ski Classics Premiere

Victoria Carl (GER), Astrid Oeyre Slind (NOR), Emilie Fleten (NOR), (l-r) © Reichert/NordicFocus

Bis zum Beginn des zweiten größeren Anstieg des Tages, dem Halvor Hill, nach rund 30 gelaufenen Kilometern änderte sich an dieser Konstellation nichts. Am Ende des Anstieges, wo es jedoch keine Bergpunkte gab, führte Slind souverän mit 1:48 Minuten vor Victoria Carl und 2:45 Minuten vor Emilie Fleten, die eine kleine Lücke zu Silje Øyre Slind heraus gelaufen hatte. Nach 38 Kilometern überquerte Astrid Øyre Slind ohne ein Zeichen von Schwäche den höchsten Punkt des letzten großen Anstieg des Tages mit 2:09 Minuten vor Victoria Carl. Auch die Deutsche überzeugte weiterhin mit nun 1:05 Minuten auf Emilie Fleten auf der dritten Position. Auf den letzten Kilometern bis zum Ziel gab es keine weiteren Veränderungen im Klassement, sodass Astrid Øyre Slind bei ihrem ersten Saisonrennen der Ski Classics souverän zum Sieg lief. Ebenso souverän verteidigte Victoria Carl rund zwei Minuten dahinter Platz Zwei bei ihrem ersten Ski Classics Rennen überhaupt. „Das Rennen war ziemlich hart, aber wir hatten einen guten Plan. Danke an mein Team, das mich unterstützt hat. Ich bin bin sehr glücklich, aber es war hart“, sagte die Thüringerin im Ziel. Dies war nicht nur Carls erster Podiumsplatz in der Ski Classics Serie, sondern auch der erste einer deutschen Läuferin überhaupt. Emilie Fleten sicherte sich bereits heute mit Rang Drei den Sieg in der Gesamtwertung. Silje Øyre Slind, Sofie Elebro und Kati Roivas belegten die Plätze Vier bis Sechs

Doppelstock gegen Steigwachs

Johan Hoel (NOR), Eirik Sverdrup Augdal (NOR), Martin Loewstroem Nyenget (NOR), (l-r) © Reichert/NordicFocus

Auch bei den Herren nutzten einige Weltcup-Läufer die Gelegenheit, noch weitere Rennkilometer zu sammeln. Neben einigen Norwegern um Martin Løwstrøm Nyenget, Sieger des Reistadløpet 2022 und 2023 und Erik Valnes, war beispielsweise auch der Franzose Jules Chappaz am Start. Auf dem Weg zum Zwischensprint erhöhte sich zum ersten Mal das Tempo merklich. An der Spitze des Feldes sammelte Amund Hoel (Team Engcon) wichtige Punkte und kam damit dem Sieg in der Sprintwertung einen Schritt näher. Alfred Buskqvist (Team Ramudden) und Simen Ramstad (Team Kaffebryggeriet) folgten dahinter. Trotz der vielen Höhenmeter setzten die meisten der Spitzenläufer aus der Ski Classics Serie auf die Doppelstocktechnik, während die Weltcup-Läufer alle mit Steigwachs unterwegs waren.  Dennoch waren es die Langdistanzspezialisten, welche im langen Anstieg die ersten Lücken heraus laufen konnten. Vasaloppet-Sieger Torleif Syrstad (Lager 157 Skiteam) und wenig später Johan Hoel (Team Ragde Charge) sorgten für Tempoverschärfungen. Während sich Hoel an der Spitze vom Rest des Feldes absetzen konnte, musste unter anderem Martin Løwstrøm Nyenget abreißen lassen. Kurz darauf konnte auch Kasper Stadaas im Gelben Trikot das Tempo der ersten Verfolgergruppe nicht halten. 20 Sekunden betrug der zwischenzeitliche Vorsprung von Johan Hoel, auf den letzten zwei Kilometern des Iconic Climb büßte der Norweger jedoch wieder Sekunde um Sekunde ein und Petter Myhr (Team Ramudden) konnte mit Steigwachs unter den Ski zu seinem norwegischen Landsmann aufschließen. Dennoch verteidigte Hoel den ersten Platz bis zur Bergwertung und baute dort mit den 45 Punkten seinen Vorsprung weiter aus. Thomas Ødegaarden und Eirik Sverdrup Augdal (Team Eksjöhus) folgten rund acht Sekunden hinter den beiden Läufern an der Spitze.

Hoel erster Sieger im Doppelstock

Martin Loewstroem Nyenget (NOR), Johan Hoel (NOR), Eirik Sverdrup Augdal (NOR), (l-r) © Reichert/NordicFocus

Auf den folgenden weitestgehend bergab verlaufenden Kilometern konnte das Duo vom Team Eksjöhus zu den beiden Läufern an der Spitze aufschließen. Dann bekam jedoch Petter Myhr Probleme und verlor Kontakt zu dieser Spitzengruppe. Währenddessen schloss plötzlich Martin Løwstrøm Nyenget zum Trio an der Spitze auf. Trotz Steigwachs unter den Ski hatte der Sieger der vergangenen beiden Austragungen des Reistadløpet seit der Bergwertung ganz alleine 40 Sekunden aufgeholt. Am Halvor Hill musste auch Ødegaarden abreißen lassen. Als nun einziger Läufer des führenden Trios in der Doppelstocktechnik schien auch Hoel gegenüber seinen Mitstreitern mit Steigwachs im Nachteil zu sein. Nach einer kurzen Schwächephase präsentierte sich der Norweger jedoch wieder sehr stark und führte das Trio über den letzten langen Anstieg des Tages, den Sundlifjellet. In dieser Konstellation kamen die Norweger auch zum Ziel, sodass die Entscheidung im Sprint fiel. Favorisiert war hierbei Nyenget, ziemlich überraschend schob sich jedoch Johan Hoel an Augdal und Nyenget vorbei zum Sieg. Damit siegte beim Reistadløpet zum ersten Mal ein Läufer in der Doppelstocktechnik. Dieser beeindruckende Sieg war Hoels erster Sieg in der Ski Classics Serie, mit diesem Erfolg übernahm er auch die Führung in der Gesamtwertung von seinem Teamkollegen Kasper Stadaas, welcher im heutigen Rennen Sechster wurde. Martin Løwstrøm Nyenget kam im Zielsprint auf den zweiten Platz. Damit zeigte er sich auch zufrieden, da er von Anfang an Probleme und zu Kämpfen hatte, wie er im Zielinterview erzählte. Eirik Sverdrup Augdal belegte Rang Drei vor Petter Myhr und und Thomas Ødegaarden. Thomas Bing konnte im heutigen Rennen weder um den Tagessieg noch um die Bergpunkte mit laufen, sodass er nun auch keine Chancen mehr auf das Bergtrikot hat. Im Ziel belegte er als bester Deutscher Rang 30.

Ergebnisse Reistadløpet 2024